# taz.de -- Die Wahrheit: Augen auf beim Killerkauf! | |
> Ein irischer Politiker wollte einen Berufskiller anheuern und geriet an | |
> einen verdeckten Ermittler der Polizei. | |
Dass Korruption und Geldgier zur irischen Politik gehören, ist bekannt. | |
Zahlreiche Prozesse und Tribunale haben das ans Licht gebracht. Aber Mord? | |
Gary O’Flynn war früher Stadtrat von Cork, er hatte den Sitz von seinem | |
Vater Noel O’Flynn übernommen, weil der ins Dubliner Parlament gewählt | |
wurde, wo er gegen Asylbewerber Stimmung machte und sie als „Schwindler, | |
Schmarotzer, Abzocker“ beschimpfte. | |
Sohn Gary wurde vorige Woche angeklagt, weil er einen Berufskiller | |
angeheuert haben soll. Der sollte für ihn einen Finanzbeamten, einen | |
Steuerberater und eine Polizistin umbringen. Er überreichte dem | |
Auftragsmörder ein Bündel Geldscheine. Das war töricht, denn der | |
vermeintliche Killer war ein verdeckter Ermittler der Polizei, der die | |
Geldübergabe mit einer versteckten Kamera aufnahm. | |
Noch ungeschickter hatte es vor sechs Jahren die damals 43-jährige Sharon | |
Collins angestellt. Sie war im Internet auf die Webseite „hitman-for-hire“ | |
gestoßen und wollte online den Mord an ihrem Lebensgefährten P. J. Howard | |
und dessen beiden Söhnen unter dem Pseudonym „Lügende Augen“ in Auftrag | |
geben. Der Poker-Croupier Essam Eid aus Las Vegas, dem die Website gehörte, | |
war zunächst überrascht, dass jemand den Namen seiner Seite offenbar ernst | |
nahm. Doch dann lockte ihn das Geld. Er kassierte bei Collins eine | |
Anzahlung von 15.000 Euro, ging aber zu Howard und erklärte ihm die Lage. | |
Falls Howard ihm 100.000 Euro zahlte, würde er von seinen Mordplänen | |
Abstand nehmen. | |
Diese Pläne musste er dann ohne Bezahlung aufgeben, denn Howard meldete die | |
Sache bei der Polizei. Eid und Collins wurden zu sechs Jahren Gefängnis | |
verurteilt, doch Howard glaubt bis heute nicht, dass ihm seine Freundin | |
Böses wollte. „Was für eine Verschwendung“, sagte er noch im Gerichtssaal, | |
„eine gute Frau wie Sharon ins Gefängnis zu stecken. Sie ist eine der | |
nettesten Personen, die ich jemals kennengelernt habe.“ | |
Im Dubliner Gefängnis, das übersetzt „Berg der Freude“ heißt, freundete | |
sich die gute Frau mit Catherine Nevin an. Die wollte ebenfalls ihren Mann | |
umbringen lassen, weil sie ihn nicht leiden konnte und an sein Geld wollte, | |
war aber nur teilweise erfolgreicher als Collins. Zwar ist ihr Mann tot, | |
aber Nevin wurde für den Mord verurteilt. Den hatte zwar ein bis heute | |
Unbekannter begangen, doch die Aussagen von drei Zeugen reichten den | |
Geschworenen für Nevins Verurteilung, obwohl die Zeugen recht dubios waren. | |
Nevin hatte sie einen nach dem anderen gebeten, ihren Mann aus dem Weg zu | |
räumen. Alle drei waren Mitglieder der Irisch-Republikanischen Armee (IRA), | |
gleichzeitig aber auch Spitzel der Polizei. Einer war sogar dreifacher | |
Agent: William McClean hatte Verbindungen zu loyalistischen Organisationen | |
und soll 1974 bei den Bombenanschlägen in Dublin, bei denen 23 Menschen | |
starben, seine Finger im Spiel gehabt haben. | |
Welche Lehre zieht man aus den drei Fällen? Augen auf, wenn man einen | |
Facharbeiter anheuert. Das gilt für Klempner und Elektriker genauso wie für | |
Auftragsmörder. | |
10 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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