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# taz.de -- US-Hacker erhält hohe Haftstrafe: Dreieinhalb Jahre für Auernheim…
> Tausende E-Mail-Adressen von AT&T-Servern gab er der Öffentlichkeit
> preis. Das brachte Andrew Auernheimer nun eine Gefängnisstrafe ein. Er
> will in Berufung gehen.
Bild: Als „öffentlichkeitshungriger Hacker“ gezeichnet: Andrew Auernheimer.
BERLIN taz | Der Hacker Andrew Auernheimer ist zu 41 Monaten Gefängnis
verurteilt worden. Ein Gericht hatte ihn zuvor schuldig befunden, unerlaubt
Tausende von E-Mail-Adressen von AT&T-Servern gestohlen und an einen
Reporter weitergegeben zu haben.
Zusätzlich muss Auernheimer im Anschluss an seine Haftzeit für drei Jahre
Bewährungsauflagen befolgen und eine Summe von insgesamt 73.000 Dollar
Kompensation an AT&T zahlen, wie Rebecca Carmichael, eine Sprecherin der
Staatsanwaltschaft von Newark laut [1][Huffington Post] mitteilte.
Im Gerichtssaal war es, so das Internetportal [2][The Verge] vor der
Strafmaßverkündung, zu einem Gerangel zwischen Auernheimer und
Vollzugsbeamten gekommen, weil er sein Tablet benutzt hatte, was ihm laut
Haftverschonungsauflagen verboten war. Die Beamten führten ihn kurzzeitig
in Handschellen aus dem Raum.
Nach der Strafmaßverkündung wurde Auernheimer, der im Netz unter dem Namen
„Weez“ bekannt ist, sofort in Haft genommen. Sein Anwalt Tor Ekeland
erklärte, sein Mandant werde allerdings in Berufung gehen.
## „Öffentlichkeitshungriger Hacker“
Vor drei Jahren hatte Daniel Spitler, mit dem Auernheimer gemeinsam als
Goatse Security im Netz unterwegs war, eine Sicherheitslücke in einem
AT&T-Server entdeckt. Die erlaubte es ihm, 114.000 E-Mail-Adressen von
iPad-3G-Nutzern herunterzuladen, darunter auch von Prominenten wie New
Yorks Bürgermeister Bloomberg. Auernheimer selbst gab die Daten an das
Klatschportal Gawker weiter, das einige, teilweise geschwärzte Adressen auf
die Seite stellte und damit FBI-Ermittlungem auslöste. AT&T behob nach
dieser Aktion die Schwachstelle in seinem System.
Während des Verfahrens im vergangenen Jahr zeichnete die Staatsanwaltschaft
von Auernheimer das Bild eines öffentlichkeitshungrigen Hackers, der die
Privatsphäre Tausender iPad-Besitzer verletzt habe. Auernheimer wehrte sich
mit dem Argument, er sei erst an die Öffentlichkeit gegangen, als AT&T
nicht auf seine Hinweise auf die Sicherheitslücke reagiert habe. AT&T
wiederum behauptete laut dem Magazin [3][Wired] aber, niemals von
Auernheimer kontaktiert worden zu sein.
Eine Geschworenen-Jury befand ihn daraufhin des Identitäts-Diebstahls und
des unauthorisierten Zugangs zu Computern schuldig. Damit sah Auernheimer
einer Strafe von bis zu 10 Jahren entgegen. Das Urteil gegen Spitler steht
noch aus. Ihm drohen zwischen 12 und 18 Monate Gefängnis.
In einer Stellungnahme zum Verfahren hatten Auernheims Anwälte gefordert,
dass ihr Mandat höchstens eine sechsmonatige Bewährungsstrafe erhalten
solle, denn die IT-Sicherheit bei AT&T sei so lax gewesen, dass es
keinerlei „Spezialkenntnisse“ bedurft hätte, um an die E-Mail-Adressen zu
gelangen.
## Auernheimer, Keys, Swartz
Die Verkündung des Strafmaßes für Auernheimer geschieht im Kontext eines
harten Kurses, den die US-Justiz derzeit gegen Hacker fährt. So sieht sich
der Social-Media-Redakteur von Reuters, Matthew Keys, der Anschuldigung
ausgesetzt, der Hackergruppe Anonymous dabei geholfen zu haben, eine
Webseite seines Ex-Arbeitgebers, des Verlagskonzerns Tribune, attackiert zu
haben. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 25 Jahre Haft.
Nicht zuletzt das Verfahren gegen den Netzaktivisten Aaron Swartz hatte für
großes Aufsehen gesorgt. Die Staatsanwaltschaft in Boston beschuldigte
Swartz, aus dem Digitalarchiv JSTOR des Massachusetts Institute of
Technology (MIT) Millionen von wissenschaftlichen Artikeln gestohlen zu
haben. Er sah einer möglichen Gefängnisstrafe von mehr als 30 Jahren
entgegen. Swartz begang Selbstmord.
Auernheimer wird wie schon Keys und Swartz beschuldigt, gegen den so
genannten Computer Fraud and Abuse Act verstoßen zu haben. Viele Stimmen
kritisieren, dass dieses Gesetz zu harte Sanktionen für vergleichsweise
geringe computergestützte Straftaten vorsehe. Die [4][Electronic Frontier
Foundation], eine NGO, die gegen die Kriminalisierung von Netz-Aktivismus
arbeitet, nannte Auernheimers Verurteilung „unfair“ und will ihm mit
juristischer Beratung bei der Berufung zur Seite stehen. OP
19 Mar 2013
## LINKS
[1] http://www.huffingtonpost.com/2013/03/18/andrew-weev-auernheimer_n_2900387.…
[2] http://www.theverge.com/2013/3/18/4118484/andrew-weev-auernheimer-sentenced…
[3] http://www.wired.com/threatlevel/2013/03/att-hacker-gets-3-years/
[4] http://https//www.eff.org/press
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