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# taz.de -- Hilfe aus Russland: Putin lässt die Zyprer zappeln
> Moskau nutzt die Zypernkrise für eine Demonstration der Stärke gegenüber
> der EU. Ein Staatsbankrott der Insel bereitet den Russen keine Sorgen.
Bild: Unterwegs in Moskau: der zyprische Finanzminister Michael Sarris.
MOSKAU taz/rtr | Russische Kredite für die verschuldete Mittelmeerinsel –
dafür war der zyprische Finanzminister Michalis Sarris am Mittwoch nach
Moskau gekommen. Nun strebt Zypern bei den Verhandlungen mit Russland
keinen neuen Kredit mehr an, sondern bessere Konditionen für einen
laufenden Vertrag über 2,5 Milliarden Euro sowie Investitionen.
Zypern will die Laufzeit eines 2,5-Milliarden-Euro-Kredits bis 2021
verlängern, aber zu günstigeren Bedingungen als ursprünglich ausgehandelt.
So sollten nach den Vorstellungen Zyperns die Zinsen von 4,5 auf 2,5
Prozent gesenkt werden, sagte der zyprische Finanzminister Michael Sarris
am Donnerstag in Moskau.
Zypern wünsche sich zudem Investitionen aus Russland in den Banken- sowie
Erdgassektor des Landes. „Die Banken sind das absolute Ziel jeder Hilfe,
die wir bekommen“, stellte er klar. Diese könne in direkter Form oder
indirekt über andere Sektoren gegeben werden, werde aber in jedem Fall an
den Bankensektor umgeleitet.
Kremlchef Wladimir Putin nutzt die erneute Malaise der EU, um der Welt
Russlands Stabilität zu demonstrieren und das eigene Image zu stärken:
Immerhin ist es ein EU-Mitglied, das mit der Bitte um Rettung ausgerechnet
an Moskaus Tore klopft. Nicht nur ein Prestigegewinn fällt dabei ab. Der
Kreml kann sich auch für die gelegentliche Kritik am Zustand der russischen
Demokratie an Brüssel und Berlin rächen.
## Gasvorkommen vor Zypern
Russland wird die ihm durch die dilettantische EU-Krisenbewältigung
zugespielte Rolle auskosten. Denn Moskau ist auch darüber verärgert, dass
weder Zypern noch die EU den Kreml von dem Vorhaben der Abzugssteuer vorab
informiert hatte. Russlands Exfinanzminister Alexej Kudrin sprach gar von
einer „Geringschätzung“ Russlands, das den Euro auch in Zeiten der Krise
gestützt habe.
Russland wird den Preis für die Rettung Zyperns noch in die Höhe treiben.
Moskau spekuliert auf die erheblichen Gasvorkommen vor der Küste Zyperns.
Angeblich soll die Gazprombank den Zyprern schon einen Vorschlag
unterbreitet haben. Gemunkelt wird auch, dass finanzkräftige Partner des
Kremlchefs mit von der Partie seien.
Gleichzeitig kursieren Vermutungen, dass Russland auch auf die
Privatisierung von staatlichen Firmen schielen könnte. Ursprünglich war
auch vom Verkauf der Bank of Cyprus die Rede. Finanzminister Sarris
dementierte in Moskau jedoch ein Verkaufsvorhaben.
Nicht ungelegen kommt die Krise dem Kreml jedoch auch aus einem anderen
Grund: Unzählige russische Unternehmer nutzten die illegalen und legalen
Steuervergünstigungen auf der Insel. Die Gelder fließen als
Direktinvestitionen ohnehin wieder zurück ins Mutterland. Der Kapital- und
Steuerflucht würde Putin gerne einen Riegel vorschieben. Für einen Kredit
wären die Zyprer, so könnte der Kreml spekulieren, vielleicht auch bereit,
den ein oder anderen Namen hinter dem gesichtslosen Fonds zu nennen.
Nichts deutet indessen darauf hin, dass die politisch Verantwortlichen
fürchten, ein Staatsbankrott Zyperns könnte auch die russische Wirtschaft
empfindlich in Mitleidenschaft ziehen.
21 Mar 2013
## AUTOREN
Klaus-Helge Donath
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