# taz.de -- Fifa-Reform fällt aus: Alternde Oberwitzbolde des Fußballs | |
> Ex-DFB-Chef Zwanziger erweist sich als Handlanger von Fifa-Präsident | |
> Blatter. Die groß angekündigte Reform des Fußballweltverbandes wird | |
> beerdigt. | |
Bild: Zwei wie Pech und Schwefel: Sepp Blatter (rot) und Theo Zwanziger (orange… | |
BERLIN taz | Er kann nicht anders. Er ist immer für einen Lacher gut. | |
Joseph „Sepp“ Blatter, der Präsident des Internationalen Fußballverbands, | |
wäre als alterndes Männchen, das ab und an, wenn er vor größeren Runden | |
spricht, eine Stilblüte produziert, ein ganz drolliges Männchen. Vielleicht | |
spielt er ja auch mit dieser scheinbar unfreiwilligen Drolligkeit, hinter | |
der sich sein gewieftes Taktieren bestens verbergen lässt. | |
„Die Entscheidung für Katar wurde getroffen, und dann haben die Leute | |
gemerkt, dass es schwierig sein wird, dort im Sommer zu spielen, weil es | |
sehr heiß ist“, hat er am Donnerstagnachmittag in Zürich gesagt, als er in | |
einer Pressekonferenz über die Ergebnisse der Exekutivkomiteesitzung des | |
Verbands ging. Der Witz des Tages? Nein. „Wir werden weiter daran arbeiten, | |
eine vollkommen demokratische Organisation zu werden.“ War das der Witz des | |
Tages? Nein. Der ging so: „Wir erreichen das Ende des Reformprozesses.“ | |
2011 hatte Blatter seinem Verband eine Reform verordnet. Nach der | |
Entscheidung des Exekutivkomitees, WM-Turniere nach Russland und Katar zu | |
vergeben, nach Schiebereien im Kampf um die Fifa-Präsidentschaft, und | |
nachdem bekannt wurde, wie viel Geld sich Fifa-Funktionäre im | |
Korruptionsskandal um eine Sportrechteagentur in die Taschen haben stecken | |
lassen, war das Image des Verbands schwer beschädigt. | |
Blatter wurde mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Sogar Uli Hoeneß, der | |
sich als Präsident des FC Bayern lange nicht für dem Mist interessiert hat, | |
der in Zürich fabriziert wird, baute sich zum großen Blatter-Kritiker auf. | |
Er kritisiert den 77-jährigen Schweizer immer noch gerne, aber längst sind | |
die krummen Geschäfte der Fifa kein Aufreger mehr. | |
## Das Märchen von der Totalsanierung | |
Sepp Blatter, von dem nicht wenige Kommentatoren 2011 schrieben, er stehe | |
am Abgrund, hat seine Zukunft und die des Verbands längst wieder selbst in | |
der Hand. Was mit der Installierung des Schweizer Rechtsprofessors Mark | |
Pieth als Reformer aussehen sollte wie der Anfang einer Totalsanierung, ist | |
längst nicht mehr ernst zu nehmen. Seit Donnerstag gibt es keinen Zweifel | |
mehr: Eine Fifa-Reform wird nicht stattfinden. | |
Während sich die Fußballpresse damit beschäftigt hat, was Uefa-Präsident | |
Michel Platini über Blatters Torlinientechnologie sagt und was Blatter über | |
Platinis Idee einer europaweiten Europameisterschaft denkt, haben die | |
Totengräber einer Fifa-Reform in aller Ruhe eine tiefe Grube ausheben | |
können. | |
Chef dieser Beerdigungsorganisation in der Fifa ist Theo Zwanziger, ehemals | |
DFB-Präsident und noch Mitglied im Exekutivkomitee der Fifa. Sein Job in | |
der Fifa sollte es sein, die Statuten zu reformieren. Wer aber dachte, er | |
würde alles tun, um die Vorschläge von Mark Pieth in die Satzung zu | |
schreiben, musste schnell enttäuscht sein. Am Donnerstag präsentierte der | |
Deutsche seine Vorschläge an den Fifa-Kongress, die Versammlung aller 209 | |
Mitgliedsverbände, die Ende Mai auf Mauritius zusammenkommen werden. | |
## Der Weisheit letzter Schluss | |
Es war, als würde er vortragen, was er alles aus Pieths Vorschlagliste | |
gestrichen hat („Herr Pieth verfügt nicht über der Weisheit letzten | |
Schluss“). Amtszeitbegrenzung für Fifa-Mandatsträger? Mal sehen. | |
Altersobergrenze? Eher nicht. Darüber soll auf dem Fifa-Kongress diskutiert | |
werden. Eine unabhängige Überprüfung von Kandidaten für Fifa-Ämter? | |
Bloß nicht. Das sollen die Verbände machen, aus denen die Kandidaten | |
kommen. Zwanziger: „Wir haben das Vertrauen der Mitglieder.“ Nur der | |
Präsident soll von der Zentrale durchleuchtet werden. Eine Direktwahl der | |
Fifa-Exekutiv-Mitglieder durch alle Verbände auf dem Kongress? Nein, zu | |
unpraktisch. Die Bestellung zweier Exekutivkomitee-Mitglieder, die | |
unabhängig sind und nicht aus der Fußballfamilie kommen? | |
Quatsch! Warum? „Dann wären sie ja nicht mehr unabhängig“, meinte | |
Zwanziger, und so mancher Beobachter wird sich gefragt haben, ob Theo | |
Zwanziger in diesem Moment seinem Präsidentenfreund Blatter an diesem Tag | |
den Rang als Oberwitzbold des Fußballs abgelaufen hat. Drollig war das | |
nicht. | |
22 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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