# taz.de -- Hausbesetzung in Frankfurt/M.: Katz-und-Maus-Spiel ums Institut | |
> Eigentlich sollte das Frankfurter „Institut für vergleichende Irrelevanz“ | |
> längst geräumt sein. Dort wird aber weiter gefeiert. Ein Gerichtsurteil | |
> schafft Aufschub. | |
Bild: Keine verbotene Veranstaltung: Aktivist liest im Wohnzimmer des „Instit… | |
FRANKFURT/M. taz | Am Samstagabend wird es wieder laut, wenn im besetzten | |
„Institut für vergleichende Irrelevanz“ (IvI) im Frankfurter Westend zwei | |
Bands auftreten. Das wäre eigentlich nichts Besonderes, denn seit über neun | |
Jahren veranstalten linke AktivistInnen dort Konzerte, Partys und | |
Vortragsreihen. Es wurde von der Frankfurter Goethe-Uni, der das Haus | |
gehörte, toleriert. Doch vor rund einem Jahr verkaufte die Hochschule das | |
Gebäude für den marktunüblichen, weil sehr günstigen Preis von gut einer | |
Million Euro. | |
Die neue Eigentümerin, die Immobilienfirma Franconofurt, wollte die | |
Besetzer schnellstmöglich loswerden – erwirkte aber erst Mitte Februar | |
dieses Jahres vor Gericht einen Räumungstitel. Seither steht jeden Tag aufs | |
Neue die Räumung vor der Tür. Das beeinträchtigt auch das | |
[1][Kulturprogramm]: „Wir dürfen Veranstaltungen nicht mehr ankündigen, | |
sonst werden sie sofort verboten“, so eine IvI-Sprecherin, die sich Sarah | |
Schneider nennt. Jetzt läuft alles über Mundpropaganda. | |
Dieses Katz-und-Maus-Spiel um Veranstaltungen und Verbote währt nun schon | |
eine Weile. Neuerlichen Aufschub bekamen die Besetzer des Kettenhofwegs 130 | |
am vergangenen Montag durch ein neues Gerichtsurteil. Das haben sie dem | |
Politikprofessor Joachim Hirsch zu verdanken, der selbst Veranstaltungen im | |
IvI leitete und sich nun mit einer Klage gegen den Räumungsbeschluss | |
einschaltete. | |
## Entscheidung auf den 19. April vertagt | |
Zunächst sollte allerdings geprüft werden, ob Hirsch überhaupt als | |
Prozessteilnehmer zugelassen wird, ob er also „ein rechtliches Interesse“ | |
hat, wie ein Gerichtssprecher erklärte. Da die Entscheidung darüber aber | |
auf den 19. April vertagt wurde, sagte ein Polizeisprecher zur taz, er | |
halte es für „sehr vernünftig, mit einer Räumung bis zur endgültigen | |
rechtlichen Klärung zu warten“. | |
Im IvI bleibt man bedeckt: „Wir gewinnen Zeit, erwarten aber nicht allzu | |
viel von der juristischen Klärung“, so Sarah. „Das Problem muss politisch | |
gelöst werden.“ IvI-Vertreter verhandeln schon länger mit einigen | |
Frankfurter Parteien über die Zukunft des Projekts. SPD, Piraten und | |
Linkspartei haben sich bereits mehrfach dafür ausgesprochen, dem IvI ein | |
Ersatzobjekt zur Verfügung zu stellen – dies wurde aber von der regierenden | |
schwarz-grünen Stadtregierung abgelehnt. | |
## Von den Grünen nur Lippenbekenntnisse | |
Ein weiterer gemeinsamer Antrag der drei Oppositionsparteien wurde gerade | |
auf den Weg gebracht. „Es liegt alles an den Grünen, doch außer | |
Lippenbekenntnissen kam von ihnen bisher wenig“, beklagt Sarah vom IvI. Ihr | |
Kollege Oliver Sonnenschein ergänzt: „Wenn die Stadt uns nichts anbieten | |
kann, werden wir so lange besetzen, bis wir ein neues Gebäude haben.“ | |
Die Aktivisten seien zwar zu Kompromissen bereit, so Sarah, „wir müssen | |
aber auch politischen Druck aufbauen.“ So hat das IvI für den Tag nach | |
einer möglichen Räumung bereits unter linken Gruppen aus ganz Deutschland | |
für eine große Demonstration in Frankfurt mobilisiert. „Auch mit anderen | |
Aktionen und weiteren Besetzungen ist zu rechnen.“ Von denen gab es seit | |
dem Gerichtsurteil gleich drei in Frankfurt; sie standen teils direkt im | |
Zusammenhang mit dem IvI, wurden aber schnell geräumt. | |
29 Mar 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://ivi.copyriot.com/termine/current | |
## AUTOREN | |
Timo Reuter | |
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