Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Video der Woche: Der Wikinger will aus dem Netz
> Der durch das Youtube-Video bekannte „Techno Viking“ ist es leid, sich
> weiterhin im Internet tanzen zu sehen. Er hat den Filmemacher Matthias
> Fritsch verklagt.
Bild: Findet seinen Ruhm zweifelhaft: Der „Techno Viking“.
Es beginnt auf der Fuckparade am 8. Juli im Jahre 2000. Ein augenscheinlich
Angetrunkener rempelt eine tanzende Frau an. Plötzlich kommt ein
unglaublich großer, gar hünenhafter, halb bekleideter Mann ins Bild. Er
schnappt sich den Tanzstörer. Mit einem energischen Blick und erhobenen
Zeigefinger gibt er ihm zu verstehen, dass so was hier nicht erwünscht ist,
dass er sich trollen soll. Dann nimmt die Parade Fahrt auf. Und wie es sich
gehört, fängt der Friedenstifter an, ausgelassen zu tanzen.
Der Filmemacher Matthias Fritsch war damals mit seiner Kamera vor Ort und
hielt eben diese Szene fest. 2006 lud er seine Aufnahmen auf Youtube hoch.
Was dann mit seinem Video passierte, hatte sich Frisch selbst nicht
vorzustellen gewagt, wie er dem [1][Tagesspiegel] berichtete. Binnen
weniger Monate wurde der Clip zum Internethit.
Mittlerweile hat er rund 40 Millionen Klicks generiert. Die Netzgemeinde
liebt den „Techno Viking“. Längst ist er zu einer Kultfigur avanciert.
Etliche Video-Remixe und Parodien folgten auf den Film von Fritsch, ein
japanischer Künstler hat sogar eine Kunststoffstatue vom „Techno Viking“
gefertigt. Auch in verschiedene Videospiele hat er es geschafft. In einem
[2][Internetarchiv] sammelt Fritsch alle Arbeiten, die bisher über den bis
heute namentlich Unbekannten entstanden sind.
Fritsch begann, mit seinem Video Geld zu verdienen. Er schaltete Werbung
auf seinem Youtube-Kanal. Zudem begann er T-Shirts mit dem „Techno Viking“
als Motiv zu vertreiben. Bis zu 10.000 Euro hat Fritsch so verdient.
Die Freude über die Resonanz, die das „Techno Viking“-Video erzielte,
währte bis Ende 2009, dann bekam Fritsch einen Brief vom Anwalt des
Wikingers. Fritsch hatte den Tänzer schlichtweg nicht gefragt, ob er ihn
öffentlich zur Schau stellen dürfe. Eine stillschweigende Zustimmung
vermutete er, da der Wikinger öfter in die Kamera geblickt und ihn nicht
darauf hingewiesen hatte, dass er die Filmerei lassen solle.
Doch der„Techno Viking“ ließ über seine juristische Vertretung mitteilen,
dass er gar kein Internet-Star mehr sein möchte und gab ausdrücklich zu
erkennen, dass das Video „Kneecam No1“ gelöscht werden soll. Dank des
Videos habe er schon mehrere Arbeitsstellen verloren, begründete der Anwalt
sein Schreiben. Schwer vorstellbar, denn der Clip zeigt doch ein
vorbildliches Verhalten: Der Wikinger sorgt für Ruhe und Ordnung, und
Alkohol trinkt er auch nicht. Fritsch fragt sich allerdings, was eine
Löschung jetzt noch bringen kann? Bis zu 4000 Videos in denen der Wikinger
imitiert wird oder aber selbst vorkommt, sind im Netz unterwegs.
Der Filmemacher bot dem Anwalt an, die Einnahmen aus der Werbung und dem
T-Shirt-Verkauf zu teilen – unter der Bedingung, das Video weiterhin auf
Ausstellungen zeigen und Vorträge zum Thema halten zu können. Das wollte
der Wikinger nicht, so der Tagespiegel. Da es also keine Einigung über
einen Vergleich gab, ging er Fall vor das Berliner Landesgericht. Sollte
Fritsch den Prozess verlieren, könnten Kosten in Höhe von 25.000 Euro auf
ihn zukommen.
Das wäre für ihn als freischaffender Künstler der Bankrott, erzählte er
jetzt.de. Fritsch hofft, dass es doch noch zu einem Vergleich kommt. Die
nächste Verhandlung ist für den Mai angesetzt. Auch wenn der Wikinger den
Prozess gewinnen sollte, wird er doch weiterhin die Netzgemeinde mit seinem
Körpereinsatz begeistern.
13 Apr 2013
## LINKS
[1] http://www.tagesspiegel.de/berlin/internetstar-techno-wikinger-verklagt-den…
[2] http://subrealic.net/works/installation/technoviking-archiv/
## AUTOREN
Thorben Kahnert
## TAGS
Youtube
Framing
Cyborg
## ARTIKEL ZUM THEMA
Einbinden von Youtube-Videos: Verletzt Framing das Urheberrecht?
Das Einbinden von Videos kann im Netz unter Umständen Urheberrechte
verletzen, meint der Bundesgerichtshof. Eine Entscheidung wird für Mitte
Mai erwartet.
Verschmelzen von Körper und Maschine: Wir Cyborgs
Die Datenbrille Google Glass zeigt, wie wenig Technik und Mensch noch
trennt. Doch die Symbiose aus Körper und Maschine geht noch viel weiter.
Ein kurzer Scan.
Fuckparade: Sexy Stadt durch Subkulturen
Bis zu 8.000 Teilnehmer demonstrieren am Samstag lautstark für kulturelle
Vielfalt und Freiräume in der Stadt. Von 20 Wagen dröhnen Drum & Bass - und
politische Botschaften.
Treffen der Partyszene: Die Fucker sind übrig geblieben
4.000 Menschen feiern auf der Fuckparade und fordern einen Erhalt von Clubs
und Subkultur. Mit dabei ist sogar Dr. Motte, einst Erfinder der verhassten
Loveparade.
Musik plus Demo: Raver ziehen durch Friedrichshain
Die Fuckparade ravt am Samstag in Friedrichshain-Kreuzberg für ein freies
Spreeufer.
Fuckparade: Die Party-Guerilla tanzt gegen Mediaspree
Bei der 12. Fuckparade demonstrieren 2.500 Menschen gegen rechte Gewalt,
Intoleranz und Mediaspree. Oder nicht? Bei den Reden hören viele
Demo-Teilnehmer jedenfalls nicht wirklich zu. Sie wollen eigentlich nur
tanzen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.