Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Terroranschlag auf Boston-Marathon: Polizei erschießt Verdächtigen
> Ein mutmaßlicher Attentäter auf den Boston-Marathon ist bei seiner
> Festnahme erschossen worden. Ein islamistischer Hintergrund wird
> vermutet.
Bild: Ein Foto der mutmaßlichen Attentäter.
BOSTON rtr/dpa/ap/afp | Vier Tage nach den Bombenanschlägen auf den
Boston-Marathon hat die Polizei einen der Tatverdächtigen getötet. Der Mann
sei bei einer Verfolgungsjagd erschossen worden, teilte der Bostoner
Polizeikommissar Ed Davis am Freitag mit. Der Mann ist von extrem vielen
Kugeln getroffen worden. Die Zahl der Einschüsse sei „nicht zu zählen
gewesen“, sagte ein Krankenhausarzt am Freitag im US-Fernsehen.
Die mutmaßlichen Attentäter sind nach amtlichen Angaben zwei Brüder. Bei
den auf den Fahndungsfotos abgebildeten Männern handele es sich um
Tschetschenen, den 19-jährigen Dschochar A. Zarnajew und den 26-jährigen
Tamerlan Zarnajew, sagte ein Vertreter der nationalen Sicherheitsbehörde am
Freitag in Washington.
Die nationale Sicherheitsbehörde teilte mit, dass die Verdächtigen schon
seit mindestens ein Jahr in den USA gelebt hätten. Laut der Aussage des in
Washington lebenden Onkels der beiden Brüder, Ruslan Zarni, wohnen diese
seit rund zehn Jahren in der Norfolk Street in Cambridge bei Boston. In
Sicherheitskreisen tendiere man zu der Annahme, dass das Attentat auf den
Boston-Marathon einen islamistischen Hintergrund habe.
Tschetschenien hat eine Verbindung zu den Terrorverdächtigen
zurückgewiesen: „Die Personen, die in Boston des Verbrechens beschuldigt
werden, haben zu Tschetschenien keinerlei Beziehungen“, sagte Alwi Karimow,
der Sprecher von Republikchef Ramsan Kadyrow, der Agentur Interfax. Die in
Brüder hätten die Region im Kindesalter verlassen.
## Großfahndung
Bei einer Verfolgungsjagd nach der Tötung eines Polizisten auf dem Gelände
der Elite-Universität MIT bei Boston war in der Nacht der 26-Jährige
getötet worden. Sein Bruder ist auf der Flucht. Er sei bewaffnet und
gefährlich. Laut der Polizei handele es sich um die Person, die auf den am
Vortag veröffentlichten Fahndungsfotos eine weiße Mütze trage. „Wir
glauben, dass es sich um einen Terroristen handelt“, sagte ein Beamter.
Nach ihm läuft eine Großfahndung, für die der öffentliche Nahverkehr im
Großraum Boston eingestellt und der untere Luftraum der Stadt gesperrt
wurden.
„Wir haben die Menschen aufgefordert, zuhause zu bleiben, die Türen
geschlossen zu halten und niemandem zu öffnen, der sich nicht als
Polizeibeamter ausweisen kann“, sagte der Gouverneur von Massachussetts,
Deval Patrick. Dies gelte für Watertown, aber auch für Cambridge, Waltham,
Newtown und Belmont.
Zudem warnte die Polizei Fernsehteams ihre Arbeit durch Übertragungen zu
erschweren. „WARNUNG: Gefährden Sie nicht die Sicherheit der Beamten, indem
sie ihre taktischen Positionen der durchsuchten Häuser im Fernsehen
zeigen“, twitterte die Behörde.
## Bomben im Rucksack
Die Polizei hatte am Donnerstagabend Fotos der beiden verdächtigen Männer
veröffentlicht. Die Fotos seien kurz vor den beiden Detonationen am Montag
am Tatort aufgenommen worden. Sie zeigen zwei junge Männer in dunkler
Kleidung mit Rucksäcken.
US-Präsident Barack Obama rief bei einem Trauergottesdienst in Boston die
Amerikaner auf, dem Terror zu trotzen. „Die Bombe kann uns nicht besiegen.
Wir machen weiter“, sagte er am Donnerstag in einer emotionalen Rede in der
Kathedrale der Stadt. Danach sprach er in einer Klinik mit Verletzten. Die
Rede Obamas in der Heiligkreuz-Kirche wurde mehrfach von brausendem Beifall
unterbrochen. Über 2.000 Menschen waren gekommen, darunter Angehörige von
Terroropfern.
Die USA werden sich vom Terror nicht unterkriegen lassen, sagte Obama. „Ihr
werdet wieder rennen.“ Auch der Boston-Marathon werde nächstes Jahr wieder
stattfinden. Zugleich machte Obama klar, dass der Staat mit aller Härte
reagieren und die Verantwortlichen vor den Richter bringen werde. „Wir
werden Euch finden. Wir werden Euch zur Rechenschaft ziehen.“ Nach dem
interkonfessionellen Gottesdienst traf Obama mit Angehörigen von Opfern
zusammen. Berichte über erste Festnahmen erwiesen sich als falsch. Die
Polizei dementierte noch am Mittwoch (Ortszeit) entsprechende Nachrichten.
## 3 Tote, mehr als 170 Verletzte
Bei der Explosion der Bomben in Boston waren ein achtjähriger Junge, eine
29 Jahre alte Amerikanerin und eine Studentin aus China getötet worden.
Mehr als 170 Menschen wurden verletzt, vielen mussten Gliedmaßen amputiert
werden. Aus den Krankenhäusern der Stadt verlautete, es würden wohl alle
Verletzten überleben. Bei vielen könnte die Genesung aber viele Jahre
dauern.
Eine der verwendeten Bomben bestand aus einem Schnellkochtopf, der mit
einem Zünder versehen war und neben Schwarzpulver auch Nägel und
Metallteile enthielt. Teile des Topfdeckels wurden CNN zufolge auf einem
Hausdach in der Nähe der Ziellinie gefunden. Ob auch die zweite Bombe aus
einem Schnellkochtopf gebaut war, sei noch unklar.
19 Apr 2013
## TAGS
Boston
Marathon
Anschlag
FBI
Boston Marathon
Boston
USA
Boston Marathon
Boston Marathon
Boston
## ARTIKEL ZUM THEMA
Anschlag in Boston: Verdächtiger im Netz
Nach Tagen im Belagerungszustand atmet Boston auf. Der zweite Verdächtige
für den Anschlag auf den Marathon befindet sich in Polizeigewahrsam.
Fahndung nach Bombenlegern: Terroristen-Jagd durch Boston
Bei Suche nach Bombenlegern von Boston wird ein Mann getötet, ein weiterer
ist auf der Flucht. Verdächtige stammen aus Süd-Russland und wuchsen in den
USA auf.
Kommentar USA nach Boston: Das 9/11-Déjà-Vu
Wie 2001 sind die Amerikaner überrascht, dass „so etwas“ bei ihnen
passieren kann. Ein Signal scheint genug, um die Supermacht im Chaos
versinken zu lassen.
Bauanleitungen für Sprengsätze im Netz: Bomben in Schnellkochtöpfen
Sowohl Islamisten als auch Maoisten benutzten für Anschläge Bomben wie die
in Boston. Anleitungen findet jeder im Internet.
Kommentar Anschlag Boston-Marathon: Das Ende der Angstfreiheit
Es gibt im Sport nur wenige Freiräume, die man ohne Beschränkung betreten
darf. Nun könnten auch Stadtmarathons zum Sicherheitsplanspiel werden.
Der Terror von Boston im Netz: Quellen und Spekulationen
Die Angst vor der Rückkehr des Terrors und reichlich Unklarheit über die
Täter: Wie die Anschläge von Boston im Internet aufgearbeitet werden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.