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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Der großkopferte Samariter
> Wie es dem Würstchen-Oligarchen Uli Hoeneß gelang, öffentlich als großer
> Wohltäter dazustehen. Und alle fraßen ihm aus der Hand.
Bild: Für die Sponsoren stellte Uli Hoeneß sich auch selbst an den Bratwurstr…
Uli Hoeneß ist ein Angeber, er war es schon immer. Er lässt keine
Gelegenheit aus, in die Welt hinauszuposaunen, dass er ein notorischer
Wohltäter ist, der nicht gerne über seine Wohltaten spricht. Er verfährt
nach dem Motto: „Kein Mensch weiß, dass ich Borussia Dortmund gerettet
habe, und ich spreche auch nicht darüber.“
Auch wenn er nicht danach gefragt wurde, hat er erzählt, mit welcher Größe
aus der Politik und der Wirtschaft er gegolft oder sich beim Mittagessen
irgendetwas Deftiges in den Fresskopf hineingeschoben hat.
Im Nobelwirtshaus von Alfons Schuhbeck (auch so ein Steuerhinterzieher), so
erzählt man sich in München, soll es einen Raum geben, den Hoeneß immer
nutzen kann, wenn er einen anderen Großkopferten zum Essen trifft.
Warum wollte eigentlich nie jemand wissen, was er eigentlich dauernd mit
einem Chef von Volkswagen, mit einem aktuellen CSU-Ministerpräsidenten
(Horst Seehofer) oder ehemaligen (Edmund Stoiber) zu besprechen hat.
## Geliebte Hassfigur
Nicht einmal als durchsickerte, dass der FC Bayern München mit den
russischen Staatenerpressern von Gazprom über eine Beteiligung verhandelt,
gab es einen Aufschrei. Stattdessen wurden wahre Hagiografien über Hoeneß
verfasst, und manch einer glaubte ernsthaft, der Bayern-Boss sei noch
bescheidener, als sich der neue Papst gibt, nur weil er in seinem Büro ein
paar alte Rattanmöbel stehen hat.
Warum seine Nürnberger Würstel („original“) bei Aldi fast gar nichts
kosten, das will keiner wissen. Am Ende wird der Niedrigpreis dem heiligen
Hoeneß noch als soziale Wohltat ausgelegt.
Die Hassfigur von einst wurde in der Republik immer mehr geliebt, weil es
da mittlerweile keinen Traditionsverein mehr gibt, der sich noch nicht vom
FC Bayern hat retten lassen.
Und wer in München immer noch nicht an das Gute im Hoeneß glauben wollte,
der konnte irgendwann das großflächig plakatierte Gesicht des
Bayern-Managers nicht mehr übersehen, mit dem er für sich und die Stiftung
geworben hat, die er nach dem tödlichen Angriff von Jugendlichen auf einen
Mann mittleren Alters gegründet hat. Wo Hoeneß war, da gab es die soziale
Dröhnung.
## Mit fetttriefenden Würstchen gemästet
Und während der bayerische Wurstwaren-Oligarch seine patriarchal verteilten
Wohltaten über das Land geschüttet hat, baute er fleißig weiter an seinem
Großkopfertenkartell, indem er Konzernchefs, diverse Minister und
Ministerpräsidenten mit seinen fetttriefenden Würsten gemästet hat.
Von Volkswagen flossen Millionen – vielleicht nicht nur in die Klubkasse –
und die CSU tat viel, um ihn vor der Verfolgung durch Steuerermittler zu
schützen, während er sich als Korruptions- und Fifa-Kritiker inszeniert und
damit geprahlt hat, dass er Sepp Blatter nicht leiden kann.
Er war eben immer ein Angeber – als solcher indes ein wahres Naturtalent.
Man hat ihm aus der Hand gefressen. Warum nur?
21 Apr 2013
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
Andreas Rüttenauer
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Uli Hoeneß
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