| # taz.de -- Beifahrer im Auto: Da ist ro-hoot! | |
| > Der Beifahrer ist in seiner Situation schlicht zu bedauern. Angst siegt. | |
| > Das verlangt Mitgefühl und Geduld, da muss der Fahrer Rücksicht nehmen. | |
| Bild: Zurückblaffen – „Waaas denn?“ – bringt gar nichts und könnte da… | |
| Bei dieser Frage geht es gar nicht vorrangig um Benimm oder die Beachtung | |
| gesellschaftlicher Konventionen, sondern um Beherrschung, um Zwänge und | |
| Macht. | |
| Benimm kann man lernen – wie Messer und Gabel so zum Mund zu führen sind, | |
| dass es elegant aussieht und nichts daneben geht, dass die alte Frau nur | |
| dann über die Straße geführt wird, wenn sie wirklich auf die andere Seite | |
| will, wie man sich angemessen auf hochadeligen Abendgesellschaften bewegt, | |
| all das –, aber die Probleme, die einer Zweierkonstellation aus Fahrer und | |
| Beifahrer erwachsen können, lassen sich nicht einfach durch das Einüben und | |
| Befolgen von Regeln lösen. | |
| Der, der dem Fahrer permanent reinquatscht – „Vorsicht!“, „Da ist | |
| ro-hoot!“, „Hast du Licht an?“, „Hier ist 100!“ – oder durch heftig… | |
| Stampfen im Fußraum seine Mitbremsbereitschaft zum Ausdruck bringt und | |
| vermeintlich gefährliche Momente mit lautem Ausatmen – „puh!“ – verton… | |
| der kann oft einfach nicht anders: weil er Angst hat. Angst vor den | |
| Gefahren da draußen, Angst vor Kontrollverlust. | |
| Man sieht es ihm zumeist schon an: Entspannt sitzt der nicht da. Und ist in | |
| seiner Situation schlicht zu bedauern. Mag sein, dass er nicht | |
| reinquatschen darf, aber da muss der Fahrer durch und seine Fahrweise | |
| entsprechend anpassen. Angst siegt. Das verlangt Mitgefühl und Geduld, | |
| Nachsicht auch, wenn nicht CDs mit Entspannungsmusik helfen. | |
| ## Gegenseitige Rücksicht | |
| Oder verbundene Augen. Zurückblaffen – „Waaas denn?“ – bringt gar nich… | |
| und könnte das Gefahrenpotenzial erhöhen. Auf den Straßen ist es eh schon | |
| stressig genug. Insofern gilt Paragraf eins der Straßenverkehrsordnung – | |
| „gegenseitige Rücksicht“, „keiner soll belästigt werden“ – auch in … | |
| eigenen vier Wänden des Autos. | |
| Anders verhält es sich mit machtgesteuerten Verbaleingriffen. Auch die wird | |
| man dem Beifahrer nicht abtrainieren können, jedenfalls nicht so einfach, | |
| schon gar nicht während der Fahrt – dann lieber kurz rechts ranfahren. | |
| Wenn Fahrer und Beifahrer eine Beziehung haben, die über die reine | |
| Mitfahrgelegenheit hinausgeht, kann es gut sein, dass im Auto das | |
| Fortsetzung findet, was auch anderswo nicht funktioniert – das Gefüge in | |
| einer Partnerschaft, das Miteinander, zu viel Hierarchie. Herrschaft und | |
| Unterwerfung. Da hilft nur eine Therapie – als Langfristlösung – oder, ad | |
| hoc, die Anwendung des Hausrechts: „Schwätzer halten’s Maul oder fliegen | |
| raus!“ | |
| ## eine ungelöste Benimm-Frage? Mailen Sie an | |
| 27 Apr 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Felix Zimmermann | |
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