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# taz.de -- Militäreinsatz in Mali: Deutsche Expertise, ganz diskret
> Seit Montag läuft die Ausbildungsmission der Bundeswehr für 30 malische
> Soldaten. Überfällig sagen Experten. In Mali ist der Einsatz kein Thema.
Bild: Das lernen sie bei den deutschen Ausbildern nicht: Malische Soldaten bei …
BAMAKO taz | Sie sollen zeigen, wie man Straßensperren errichtet, wie man
Straßensperren des Feindes sicher und zügig abbaut und wie man Verletzte am
besten versorgt. Mit diesem Spezialtraining für 30 malische Soldaten hat am
Montag in Koulikoro, einer Kleinstadt mit Militärbasis knapp 60 Kilometer
von der Hauptstadt Bamako entfernt, die Ausbildungsmission der Bundeswehr
in Mali begonnen.
Seit dem 2. April haben die 30 Malier ihre Grundausbildung absolviert. Nun
folgt der Feinschliff. Die Bundeswehr, für die in Mali mehr als 80 Soldaten
im Einsatz sind, kümmert sich dabei um die sogenannte Pionierausbildung,
unter anderem Zusammenarbeit mit Rettungssanitätern. Und auch die sollen
beispielsweise im Bereich der Ersten Hilfe weitergebildet werden.
Die Vorbereitung des deutschen Einsatzes begann Mitte März – mit der
Einrichtung der Ausbildungsstätte, also auch dem Heranschaffen des
Materials. „Das meiste hat die malische Armee zur Verfügung, der kleinere
Teil Deutschland“, erklärt Hauptmann und Presseoffizier Timo Wirtz (31).
Material heißt in diesem Fall nicht Waffen, Munition oder Granaten, sondern
Sägen, Schaufeln und Spaten.
Die Trainingsinhalte, so Wirtz, richten sich schließlich nach den
Forderungen Malis. „Wir haben bisher gesehen, dass die malischen Soldaten
sehr motiviert sind und auch engagiert an ihre Ausbildung herangehen.“ Nach
Informationen des Verteidigungsministeriums soll die EU-Trainingsmission
Mali (EUTM Mali), innerhalb deren die Bundeswehr tätig wird, in einem
knappen Jahr 2.600 malische Soldaten schulen.
## Vor allem mögliche Wahlen sind von Interesse
In Bamako selbst wird der Einsatz der Europäer meist positiv bewertet, wenn
er auch auf der Straße kein Gesprächsthema ist. Wichtiger für viele
Menschen ist die Frage nach den möglichen Wahlen Anfang Juli, aber auch, ob
und wann eine Rückkehr in den Norden wirklich möglich wird, nachdem
französische Kampftruppen dort im Januar und Februar die Herrschaft von
Islamisten brachen.
Von diesem Krieg sind die Bundeswehr und die übrigen europäischen Truppen
weit entfernt. Modibo Goita, Professor an der Schule für Friedenssicherung
in Bamako, hält den Einsatz aber auf jeden Fall für richtig. „Jedes
afrikanische Land braucht eine gut ausgebildete Armee“, erklärt der
Militärspezialist. „Unsere war das nicht. Deshalb ist es gut, dass die
Europäer gekommen sind. Sie können unseren Soldaten ein gutes Beispiel
geben und mit ihnen zusammenarbeiten. Für die Existenz des malischen
Staates ist das sehr wichtig.“
Seit der französischen Militärintervention hat sich die Stimmung in Bamako
entspannt. Auch im Norden gelten die Terroristen und Islamisten zumindest
im Moment als vertrieben, auch wenn es weiterhin immer wieder zu Anschlägen
kommt. „Heute geht es wieder ein bisschen“, fasst Rokia Diarra Karambé,
Frauenrechtlerin und Präsidentin der Föderation der Vereine der
MigrantInnen aus Mali, die Stimmung zusammen.
Trotzdem vergehe kein Tag, an dem sie nicht mit Freunden oder der Familie
über die Sicherheitslage spricht. „Wir haben weiter Angst vor
Selbstmordanschlägen“, sagt die Mutter von vier Kindern. Die könne es ja
nicht nur im Norden geben, sondern auch im vermeintlich sicheren Bamako.
Nehmen konnte ihr die Angst bisher niemand – weder die Hoffnung auf besser
ausgebildete eigene Soldaten noch der Beschluss des UN-Sicherheitsrats vom
Donnerstag, ab dem 1. Juli eine rund 12.600 Mann starke Blauhelmmission zu
schaffen, mit der bestehenden westafrikanischen Eingreiftruppe als Kern.
„Für mich stellt sich die Frage, welches Mandat sie konkret haben“, ist
Frauenrechtlerin Karambé skeptisch. Für sie ist klar: Einen Neuanfang kann
es in Mali erst dann geben, wenn die Rebellen im Norden endgültig bezwungen
sind.
30 Apr 2013
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Mali
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Soldaten
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