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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Schmähgesänge und 20 Jungfrauen
> Das millionenschwere Kunstprodukt 1899 Hoffenheim wird die Bundesliga
> wohl verlassen müssen. Dem Verein bietet sich damit eine große Chance.
Bild: Letze Ausfahrt Nachwuchsarbeit: Die Situation in Hoffenheim ist derzeit z…
Dietmar Hopp wird es nicht miterleben, wenn sich sein Verein die TSG 1899
Hoffenheim beim Gastspiel in Dortmund aller Voraussicht nach aus der
Bundesliga verabschieden wird – jedenfalls nicht im Stadion. Der Mäzen des
selbst ernannten Traditionsvereins verzichtet auf einen Besuch im
Westfalenstadion.
Seit dem ersten Bundesligaduell der beiden Teams im Herbst 2008 haben die
Fans des BVB regelmäßig ihre Abneigung gegen das millionenschwere
Kunstprodukt Hoffenheim und dessen Initiator zum Ausdruck gebracht, noch
befeuert durch den Versuch der Kraichgauer vor zwei Jahren mittels einer
Schallkanone vor dem Dortmunder Gästeblock deren Gesänge zu übertönen. Hopp
erspart sich damit nicht nur die Häme von den Rängen, sondern auch, live
miterleben zu müssen, wie sein Projekt nach fünf Jahren
Bundesligazugehörigkeit ein unerwartetes Ende nimmt.
Zuletzt haben sie in Hoffenheim auf den vermeintlichen Gang in Liga zwei
betont gelassen reagiert. Ein Abstieg ändere nichts an dem Konzept,
langfristig mit eigenen Talenten Erfolg zu haben, war von Trainer Markus
Gisdol und Alexander Rosen, dem bisherigen Leiter des Nachwuchszentrums und
neuem Manager, wiederholt zu vernehmen. Freilich war das nicht immer so:
Monatelang steuerte die TSG voller Panik durch die Liga, entließ erst im
Dezember Cheftrainer Markus Babbel und dann in kurzen Abständen auch seine
Nachfolger Frank Kramer und Marco Kurz. Im Unternehmen Hoffenheim regierte
die Angst, dass die Millioneninvestitionen der vergangenen Jahre umsonst
gewesen sein mögen.
Doch weil alles nichts half, besann man sich des Strategiewechsels. Die
neue sportliche Leitung verspricht in der Tat, vermehrt auf die eigene
hervorragende Nachwuchsakademie zu setzen, statt für viel Geld Spieler wie
den indisponierten Tim Wiese oder den spanischen Sechs-Millionen-Stürmer
Joselu in die Provinz zu locken. Mehr als ein Verbleib in der Eliteliga,
der bei den nächsten Misserfolgen erneute Panikreaktionen hervorrufen
würde, böte ein Neuanfang im Unterhaus die Möglichkeit, die neue Strategie
von Grund auf umzusetzen.
## Es ist besser so
Hoffenheim kann sich in Dortmund also, vor einem – man höre und staune –
ausverkauftem Gästeblock, beruhigt vom Konzert der Großen verabschieden und
mit der Gewissheit abtreten: Es ist besser so.
In der Bundesliga werden das viele unterschreiben. Die Stimmungslage der
Liga dürfte Jürgen Klopp mit seiner Aussage ziemlich gut getroffen haben:
„Ich habe überhaupt nichts gegen Hoffenheim, aber der FC Augsburg hätte es
verdient, in der Bundesliga zu bleiben.“ Und das nicht, weil Augsburg den
Flair eines großen Fußballstandorts mit breiter Fanbasis versprüht, sondern
weil der Verein viel aus seinen Möglichkeiten gemacht hat. Ganz im
Gegensatz zur TSG, der in dieser Saison das Kunststück gelungen ist, aus
riesigen Möglichkeiten nichts zu machen.
Als neuntbestes Rückrundenteam hat sich der klamme FC Augsburg vor dem
Finale in eine gute Ausgangsposition gebracht. Den Relegationsplatz so gut
wie sicher, ist gar der Sprung auf den rettenden 15. Platz, auf dem
angstvoll die Düsseldorfer Fortuna kauert, möglich.
Deren Gegner Hannover hat Augsburgs Präsident Walther Seinsch im Falle
eines Sieges über den Abstiegskonkurrenten ein – man kann schon sagen –
ungewöhnliches Angebot gemacht: „Ich werde 20 Jungfrauen nach Hannover
schicken, wenn die am Samstag die Düsseldorfer schlagen“, versprach er.
Dietmar Hopp hätte sicher nichts dagegen.
18 May 2013
## AUTOREN
Erik Peter
## TAGS
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