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# taz.de -- Kritik nach Razzien: "Ganz dünne Suppe"
> Nach Durchsuchungen wegen "Revolutionären Aktionszellen" bezweifeln
> Anwälte eine Anklage. Das Beweismaterial sei dünn und konstruiert.
Bild: Polizisten am Mittwoch bei einer der Durchsuchungen in Magdeburg
Nach den Razzien der Bundesanwaltschaft gegen Verdächtige, die der
linksmilitanten Gruppe „Revolutionäre Aktionszellen“ angehört haben solle…
üben deren Anwälte scharfe Kritik.
Am Mittwoch hatte die Bundesanwaltschaft 21 Wohnungen und andere Räume in
Berlin, Magdeburg und Stuttgart durchsuchen lassen, 12 davon in der
Hauptstadt. Neun Personen werden beschuldigt, den „Revolutionären
Aktionszellen“ (RAZ) anzugehören, einer klandestinen Gruppe, die von 2009
bis 2011 fünf Brandanschläge in Berlin verübt haben soll. Auch verschickte
sie Pistolenpatronen, etwa an den Bundesinnenminister.
Nach taz-Informationen sollen sechs der Beschuldigten aus Berlin kommen,
zwei aus Stuttgart und einer aus Magdeburg. Offenbar wurden sie über
Observationsmaßnahmen ermittelt, die bereits 2010 liefen. An der Spitze der
„RAZ“ vermutet die Bundesanwaltschaft ein Duo, darunter den Berliner Oliver
R. Der 41-Jährige wurde bereits 2009 als Mitglied der ähnlich agierenden
„militanten gruppe“ zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Er befand sich
zuletzt im Offenen Vollzug. Beamte durchsuchten am Mittwoch auch seine
Zelle in der JVA Hakenfelde. Anschließend wurde R. in den geschlossenen
Vollzug verlegt. Die anderen Verdächtigen sollen zum weiteren Kreis der
„RAZ“ gehören, etwa zum Untergrundblatt Radikal, das Bekennerschreiben
veröffentlichte.
Anwalt Ulrich von Klinggräff sagte, bei seinem Mandanten bleibe völlig
offen, in welcher Verbindung er zur „RAZ“ stehen soll. Als Beweis werde nur
ein nicht näher ausgeführter Erkenntnisbericht des Bundesamts für
Verfassungsschutz angeführt, der Beschuldigte allgemein als "Teil der
radikalen Linken" bezeichnet. „Das ist ganz dünne Suppe, die hier angerührt
wurde“, kritisierte von Klinggräff. Die Razzien seien offenbar ein „Akt der
Verzweiflung“.
Auch Sven Lindemann, Verteidiger von Oliver R., sprach von „keinerlei
harten Beweisen“ wie DNA-Spuren. Dafür spreche auch, dass keiner der
Durchsuchten verhaftet wurde. „Es wird viel spekuliert und konstruiert.“
Eine Anklageerhebung nennt Lindemann „mindestens zweifelhaft“.
Die Berliner linke Szene protestiert ebenfalls: Im Internet wurde für
Freitag, 20 Uhr, zu einer Solidaritätsdemo vom Kottbusser Tor aufgerufen.
23 May 2013
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Brandanschlag
Literatur
Linksextremismus
Linksextremismus
Linksextremismus
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