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# taz.de -- Kolumne Später: In der Bauchpresse für Daimler
> Ergibt es Sinn für die Mittfünfzigerin, wieder ins Fitnessstudio zu
> gehen? Ich tu' mal so als ob.
Bild: Wie Arbeit an der Werkbank: Seniorenfitness
Sport für die Mittfünfzigerin! Muss ja angeblich sein, wegen
Rückenschmerzen, Gewicht & guter Laune. Neulich war ich bei „Jopp“ in
Kreuzberg. Gerätetefitness. Wie in alten Zeiten. Aber das ist auch schon
das Problem. Denn die alten Zeiten, genauer gesagt die jungen Zeiten,
liegen eine Weile zurück.
Mir fällt es sofort auf, als ich bei „Jopp“ im Cardioraum durch die
Laufbänder steuere, nachdem ich eine Tageskarte gelöst habe: Eigentlich
fühle ich mich ein bisschen zu alt für den Kram. Gerätefitness. Abnehmen.
Body-Shaping. Um mich herum fast nur jüngere Frauen, einige haben knappe
T-Shirts an, bauchfrei. Ich gehöre klar zur
Nicht-mehr-bauchfrei-Altersgruppe.
Nur eine Endfünfzigerin trabt über ein Laufband. Sie wirft mir einen
verschwörerischen Blick zu. Ich grinse zurück. Neuerdings finde ich es
immer toll, wenn ich entspannten älteren Frauen begegne. Am besten, sie
haben graue Haare und sehen so aus, als planten sie gerade eine Fernreise.
Das ist schon anders als vor 25 Jahren, als ich bei „Tropical Fitness“ in
Berlin-Charlottenburg den Oberkörper auf der Bauchbank hoch und runter
klappte und noch dran glaubte, dass man mit Sit-ups, Hantelstemmen und
Adduktorendrücker den eigenen Körper modellieren könne wie eine
Bildhauerin.
## Führt das Diätprodukt zum Mann?
In der Umkleidekabine diskutierten die Frühdreißigerinnen damals über
Diätprodukte und Männer, was ich auch heute noch für eine ungeklärte
Verbindung halte, denn führt der Mann zum Diätprodukt oder umgekehrt? Tja.
„Die Bauchpresse“, sagt die Trainerin, „das ist ein hochwirksames Gerät.…
Ich sitze in der Bauchpresse und habe die Hände in die Schlaufen an den
Bügeln gesteckt. Man muss sich vorbeugen und zieht damit über eine Art
Flaschenzug ein Gewicht hinten hoch, so als trage man eine schwere Last auf
dem Buckel. Dann lehnt man sich wieder zurück, dann wieder nach vorne und
so weiter. Ein bisschen fremd fühle ich mich schon.
Eine Tibeterin hat mal geschrieben, sie verstehe nicht die Begeisterung der
Westler für den Sport. Wenn man so viel Energie übrig hätte, könnte man
doch ins Nachbardorf gehen und den Menschen dort bei der Ernte helfen. Die
Frau müsste sich mal die Gerätehalle hier anschauen. Hier wird hart
gearbeitet. An schrägen und geraden Bauchmuskeln, Adduktoren, Latissimus,
Trizeps. Grafiken an den Geräten zeigen, welche Muskeln genau dran sind.
Eine Fertigungsstraße bei Daimler könnte nicht präziser sein. Nur dass am
Ende kein Auto dabei herauskommt. Was auch wieder ein bisschen deprimierend
ist.
Meine Freundin Tine sagt, in ein Fitnessstudio würden sie keine zehn Pferde
mehr kriegen. Lieber kurvt sie mit dem Fahrrad zweimal ums Tempelhofer Feld
und macht dann zu Hause ein paar Übungen mit dem Theraband. Aber ich gehe
eigentlich gerne unter Menschen. Ich werde mal den Pool bei „Jopp“
ausprobieren. Im Badeanzug hopse ich runter und öffne die Tür. Ein
unglaublicher Mief schlägt mir entgehen. Ein Dutzend Frauen steht im
kleinen Becken und wedelt mit den Armen. Aquafitness. Das schaffe ich
nicht.
## Der 18-Monats-Vertrag, wo man nicht hingegen muss
Bei „Jopp“ gibt es jetzt ein Sommerspecial, 18 Monate zum Niedrigpreis,
wenn man auf einmal bezahlt. Ich könnte es machen wie meine Bekannten F.
und K. Die buchen immer so was Billiges. Ersatzhandlung. Und dann mal
sehen.
4 Jun 2013
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
## TAGS
Fitnessstudio
Frauen
SPD
Später
Männer
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