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# taz.de -- Neuer Premier in Pakistan: Nawaz Sharif III
> Der neue Regierungschef fordert zum Antritt ein Ende des
> US-Drohnenkrieges. Sein Erfolg hängt aber vor allem an besseren
> Beziehungen zu Indien.
Bild: So sehen Sieger aus: Nawaz Sharif schreitet zum Amtsantritt
BANGKOK taz | Nawaz Sharif wartete nicht lange, um seine Forderungen
klarzumachen. Gleich am Mittwoch, als er zum dritten Mal zum
Premierminister Pakistans vereidigt wurde, verlangte der 63jährige vor dem
Parlament in Islamabad ein Ende der US-Drohnenangriffe auf Islamisten im
Nordwesten des Landes. „Diese Drohnenangriffe, die jeden Tag hinabregnen,
müssen aufhören.“
In seiner Rede machte Sharif auch klar, dass er sich keine Illusionen
bezüglich der Lage seines Landes macht. Er werde „nichts verstecken“ und
„niemand etwas vormachen.“ Die 180 Millionen Einwohner Pakistans müssten
wissen, dass „der Zustand unseres Land so schlecht ist, dass man ihn nicht
in Worte fassen kann.“
Und in der Tat steht Sharif eine Herkulesaufgabe bevor. Die Sicherheitslage
ist nicht mehr so katastrophal wie noch vor wenigen Jahren, aber immer noch
sehr schlecht. Die Wirtschaft liegt am Boden: Sharif wird den IWF schon
bald um einen erneuten Kredit bitten müssen, damit der Staat zahlungsfähig
bleibt.
Die Arbeitslosigkeit unter jungen Pakistanern ist extrem hoch, was es
militanten Gruppen einfach macht, neue Anhänger zu rekrutieren. In vielen
Landesteilen fällt der Strom jeden Tag für 20 Stunden oder mehr aus, was
die ramponierte Wirtschaft noch mehr schwächt.
## Die Macht des Militärs
Vor allem aber wird sich Sharif mit dem mächtigen Militär arrangieren
müssen. Er dürfte wissen, dass das nicht einfach wird. Schließlich endete
seine zweite Amtszeit 1999 mit einem Militärputsch. Pakistans Generäle
inszenieren sich gerne per Putsch als Retter der Nation, ohne den sie
längst vom Erzfeind Indien von der Landkarte gefegt worden wäre.
Im Gegenzug für seine selbstlosen Einsätze hat das Militär immer darauf
beharrt, einen riesigen Teil des Staatshaushalts zu verschlingen und bei
der Außen- und Sicherheitspolitik den Ton anzugeben.
So endete etwa ein früherer Versuch der vergangenen Regierung, den
mächtigen Militärgeheimdienst ISI unter zivile Kontrolle zu bringen, mit
einer kleinlauten Entschuldigung der Regierung für dieses
„Missverständnis.“ Dass sich die Armee unter ihrem derzeitigen Chef Ashfaq
Kayani in letzter Zeit stärker als früher aus der Politik herausgehalten
hat und es sich vermutlich verkniffen hat, die Wahlen im Mai zu
manipulieren, ist schon ein positives Zeichen.
## Der Indien-Faktor
In Indien wird man die Entwicklungen genau verfolgen. Vor seinem Rauswurf
1999 hatte Nawaz Sharif versucht, die Beziehungen Pakistans zu Indien zu
verbessern - was einer der Gründe für den damaligen Militärputsch gegen ihn
gewesen sein dürfte.
Der Geschäftsmann Sharif weiß, dass eine massive Ausweitung des Handels
zwischen den beiden Staaten die wirtschaftliche Lage in Pakistan
schlagartig verbessern würde. Doch viele Lobby-Gruppen in seinem Land
profitieren eher von Konfrontation mit Indien. Ob sie ihn jetzt gewähren
lassen, muss sich noch zeigen.
Vor allem aber wird sich zeigen müssen, ob Sharif der geläuterte Mann ist,
für den er sich ausgibt. Seine ersten beiden Amtszeiten in den
1990er-Jahren waren desaströs. Sharif handelte oft autoritär und machte
sich binnen kürzerster Zeit zahllose Feinde. Viele Pakistaner feierten
seinen Sturz durch die Generäle. Jetzt sehen viele Pakistaner in ihm den
potenziellen Retter. Was für eine Ironie.
5 Jun 2013
## AUTOREN
Sascha Zastiral
## TAGS
Pakistan
Indien
Drohnenkrieg
Pakistan
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Raketenangriff
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Taliban
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