# taz.de -- Flüchtlinge in Hamburg: „Es geht nicht um Imagefragen“ | |
> Zwei SPD-Abgeordnete fordern „Solidarität mit Flüchtlingen in Hamburg“ … | |
> entgegen der erklärten Linie des eigenen Senats. | |
Bild: „Haben in der Stadt keine Perspektive“: Protestaktion der libyschen F… | |
taz: Herr Abaci, der SPD-Senat lässt obdachlose Flüchtlinge seit Monaten | |
auf der Straße schlafen. Sie fordern jetzt, „Menschen in Not zu helfen“. | |
Kazim Abaci: Ich möchte klarstellen, dass sich unser Aufruf nicht speziell | |
auf diese afrikanischen Flüchtlinge bezieht. Wir haben ihn verfasst, weil | |
sich der Senat seit Monaten bemüht, Unterkünfte für Flüchtlinge zu | |
organisieren. Doch er stößt an bestimmte Grenzen. | |
Welche sind das? | |
Wenn eine Unterkunft in einem Stadtteil installiert werden soll, gibt es | |
immer wieder Widerstände. Es gibt Vorbehalte. Deshalb ist es wichtig, dass | |
die Bevölkerung sagt: Diese Menschen sind unsere Nachbarn und sie brauchen | |
unsere Unterstützung. | |
Ihr Aufruf richtet sich gar nicht an Ihre eigene Partei? | |
Er richtet sich an alle Parteien und an die Bürgerinnen und Bürger. Es geht | |
hier nicht darum, Parteipolitik zu machen. Dass er zu diesem Zeitpunkt, an | |
dem in der Stadt über die afrikanischen Flüchtlinge diskutiert wird, mit | |
ihnen in Zusammenhang gebracht wird, ist nicht sehr zielführend. | |
Alle anderen Flüchtlinge – bloß nicht die afrikanischen? | |
Es geht nicht darum, Flüchtlinge gegeneinander auszuspielen. Wir bedauern | |
sehr, dass es zwischen Kirche und Behörde zu keiner Einigung gekommen ist, | |
was die humanitäre Unterbringung angeht. Das Angebot der Stadt gilt aber | |
weiterhin. | |
Die Kirchen fordern eine Nothilfe unabhängig von den Papieren der Menschen. | |
Auch Sie fordern, die Würde „eines jeden Menschen“ zu achten. | |
Alle, die hier Asyl beantragen, müssen auch ihre Identifikation vorlegen. | |
Das zu verlangen, ist nicht menschenunwürdig, das ist selbstverständlich. | |
Außerdem ist nur so eine zielgerichtete Beratung möglich. | |
Ließen sich die Flüchtlinge registrieren, könnte der Senat sie nach Italien | |
abschieben. Deshalb haben die Kirchen die Gespräche abgebrochen. | |
Die Stadt ist weiter gesprächsbereit. Wenn jemand über Italien hierher | |
kommt, dann nur für eine bestimmte Zeit. Danach hat er sich wieder dort | |
aufzuhalten, wo er herkommt. Ich möchte keine Sozialromantik betreiben. | |
Diese Flüchtlinge haben in der Stadt keine Perspektive, das muss man klar | |
kommunizieren. Sie können kein Deutsch und sie haben keine | |
Arbeitserlaubnis. In Italien dürfen sie arbeiten. | |
Die Flüchtlinge sagen, dass sie in Italien noch schwierigere Lebensumstände | |
erwarten. | |
Das kann so sein. Das muss man auf der Bundesebene diskutieren. Aber das | |
Land Hamburg kann nicht sagen: Wir akzeptieren die Gesetze nicht und die | |
Menschen bleiben hier. | |
Die FDP kritisiert, dass der Senat nun den Kirchen die Versorgung dieser | |
Gruppe überlässt. Sie ist also die humanere Partei. | |
Das stimmt nicht, denn unser Angebot gilt weiterhin. Auch eine | |
Rechtsstaatspartei wie die FPD sollte für Recht und Gesetz eintreten. | |
Schadet die Debatte der SPD? | |
Ich möchte unser ganzes Bemühen im Bereich der Flüchtlingspolitik nicht nur | |
auf diese spezielle Gruppe reduziert wissen. Wir machen viel in der Stadt, | |
etwa was die Gesundheitsversorgung oder den Zugang zur Bildung angeht. Es | |
ist ja nicht so, als wären wir eine herzlose Partei. | |
Aber genau das ist gerade in den Zeitungen zu lesen. | |
Wir machen keine Politik nach Medienkonjunktur. Wir müssen eine konsequente | |
Politik machen. | |
Warum veröffentlichen Sie dann gerade jetzt Ihren Aufruf? | |
Weil wir seit Monaten händeringend nach Wohnunterkünften in der Stadt | |
suchen und das nur mit der Unterstützung der Zivilgesellschaft gelingt. Das | |
Anliegen ist und bleibt richtig. | |
Ein Appell zusammen mit Kirchenvertretern, die ganz anderer Meinung sind | |
als der Senat. Wollen Sie nicht ganz so herzlos dastehen? | |
Es geht nicht um Imagefragen. Es geht darum, dass wir mit der öffentlichen | |
Unterbringung an Grenzen gestoßen sind. | |
7 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Kristiana Ludwig | |
## TAGS | |
Hamburg | |
Italien | |
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