# taz.de -- Beamtengehälter: Sparen, obwohl es weh tut | |
> Trotz der Proteste bleibt der grün-rote Senat standhaft: Bei den | |
> besserverdienenden Beamten werden pro Jahr 40 Millionen Euro gespart. | |
Bild: Abgeräumter Protest: Gestern war auch die Ini "Eine Schule für alle" vo… | |
BREMEN taz | In der Bremischen Bürgerschaft fand gestern der – vorläufig – | |
letzte Schlagabtausch in einem Konflikt statt, der in den letzten Wochen | |
hohe Wellen schlug. Das „Gesetz zur Anpassung der Besoldungs- und | |
Beamtenversorgungsbezüge“ stand zur Abstimmung. Vor allem die | |
Gewerkschaften der Polizei und der Lehrer hatten protestiert: Der Verzicht | |
auf die Übernahme der Tarifergebnisse für Beamte ab A 13 sei ein Zeichen | |
für die fehlende Wertschätzung von der Arbeit dieser Staatsdiener, | |
argumentierten sie. | |
Die Linksfraktion zeigte sich gemeinsam mit der CDU solidarisch mit den | |
besserverdienenden Beamten, die Grünen verteidigten aus Gründen der | |
Staatsraison die Sparmaßnahme. Die SPD hielt sich nach einem pflichtgemäßen | |
Beitrag ihres Wirtschaftspolitischen Sprechers Max Lies, der den „von uns | |
nicht gewollten Klimawandel“ in der Stadt beklagte, in der Debatte dann | |
völlig zurück. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) war auf einer | |
Personalversammlung der Polizei am Tag zuvor, wo er den Senatsbeschluss | |
hätte verteidigen müssen, schlicht nicht erschienen. | |
Für CDU-Fraktionschef Thomas Röwekamp gibt es verfassungsrechtliche | |
Bedenken: Da Beamte weder verhandeln noch streiken dürfen, sei der Staat zu | |
einer „amtsangemessenen Alimentation“ verpflichtet. Wenn die Gehälter der | |
Chefärzte um 400 Euro steigen, könne der Staat den besserverdienenden | |
Beamten nicht eine Nullrunde verordnen, erklärte Röwekamp. Zudem sei nicht | |
begründbar, dass Angestellte die tarifliche Lohnerhöhung bekommen, Beamte | |
aber nicht. Bei 1,5 Milliarden Euro Personalkosten sei die eingesparte | |
Summe von knapp 40 Millionen auch gering. Auf den Vorwurf, er habe keine | |
entsprechenden Einsparvorschläge gemacht, erklärte Röwekamp, das müsse eben | |
über Neuverschuldung finanziert werden. | |
Kristina Vogt (Linkspartei) verwies darauf, dass der Staat angewiesen sei | |
auf engagierte Arbeit seiner Beamten, die Einsparung der Gehaltserhöhung | |
koste „Motivation“ und das komme am Ende teurer. Nur Nordrhein-Westfalen | |
will so weitreichend wie Bremen die von den Tarifparteien ausgehandelte | |
Erhöhung für die Beamten kappen. | |
Matthias Güldner von den Grünen verteidigte den Senatsbeschluss mit zwei | |
kämpferischen Redebeiträgen: Den kleineren Gehaltsgruppen – bis A 10 – die | |
volle Lohnerhöhung auszuzahlen, also 5,6 Prozent, sei sozialer als etwa | |
Rheinland-Pfalz, das allen Beamten ein Prozent gewähre. Bremen werde seiner | |
besonderen „Verantwortung für die, die wenig verdienen“, gerecht. Da | |
Röwekamp sich als treuester Verbündeter der Gewerkschaften aufgeführt | |
hatte, erinnerte Güldner daran, dass dieser am Tag zuvor in der | |
Krankenhaus-Debatte einen „Notlagentarifvertrag“ – also Lohnverzicht – … | |
die Klinik-Angestellten ins Spiel gebracht hatte. | |
Finanzsenatorin Karoline Linnert (Grüne) wirkte eher niedergeschlagen, als | |
sie die Sparmaßnahme rechtfertigte. Ja, sagte sie, die Besoldung der | |
Beamten in Bremen liege im unteren Drittel im Bundesvergleich, aber die | |
Pro-Kopf-Verschuldung sei ja auch einsame Spitze. Die 40 Millionen | |
Ersparnis, die in Zukunft in jedem Jahr anfällt, sei „ein wichtiger | |
Beitrag“ zur Konsolidierung des Haushaltes. „Ich kann die Verärgerung der | |
Betroffenen über die Nullrunde verstehen“, versicherte sie. Der Senat habe | |
keine Alternative gesehen. | |
„Diese Art der sozialen Staffelung“, versicherte zudem ihr Fraktionschef | |
Matthias Güldner, „lässt sich nicht noch einmal wiederholen.“ | |
20 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
## TAGS | |
Beamte | |
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