# taz.de -- Im Schlick erstickt: Artenschutz für Schiffbauer | |
> In der Opposition waren die Grünen für die Verlegung der | |
> Kreuzfahrtschiff-Werft an die See. Jetzt machen sie sich vor allem Sorgen | |
> um Arbeitsplätze im Emsland. | |
Bild: Meyer baut Ozeanriesen, wo es Sinn macht. Nur das Ufer stört. | |
Viele Hoffnungen verbanden sich in Sachen Naturschutz mit der neuen | |
rot-grünen Landesregierung Niedersachsens. Nach 100 Tagen im Amt besuchte | |
der grüne Umweltminister Stefan Wenzel in der vergangenen Woche die Ems. Er | |
wollte sich über den ökologischen Zustand des Flusses informieren. Wenzel | |
besuchte die neue Außenbehörde des Bundes, die für die Bundeswasserstraße | |
Ems zuständig ist. Jedes Jahr setzt sie für Ausbauten am und im Fluss | |
Millionen Euro buchstäblich in den Sand. Er sprach beim NLWKN vor, dem | |
Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und | |
Naturschutz. Das ist die Planungsbehörde und Betreiberin des Emssperrwerkes | |
bei Gandersum. Er besuchte den Landrat des Landkreises Leer, Bernhard | |
Bramlage, der Maßnahmen zur ökologischen Stabilisierung der Ems strikt | |
ablehnt, sobald sie zulasten der Landwirtschaft gehen. Und er besuchte | |
seine grünen Freunde von der Bürgerinitiative „[1][Rettet die Ems]“. Was … | |
dort erfuhr? Dass die Ems erstickt. | |
Die Ems stirbt, seit die Papenburger [2][Meyer-Werft] ihre | |
Luxus-Kreuzfahrtschiffe aus dem Binnenland durch die Ems in die Nordsee | |
bugsiert. Dafür waren in den vergangenen 20 Jahren notwendig: vier | |
Emsvertiefungen, Begradigungen, das Abholzen der Auenwäldchen und | |
regelmäßige Baggerungen. Die Folge: Die Ems kann den Schlick nicht mehr | |
abtransportieren, für Monate im Sommer sind Abschnitte des Flusses ohne | |
Sauerstoff. Alles Leben erstickt. Naturschutzbelange finden keine | |
Beachtung. | |
Der Minister könnte das wissen. Grüne Parteifreunde waren maßgeblich am | |
Widerstand gegen die Zerstörung der Ems beteiligt. Seit 20 Jahren. Trotzdem | |
sagt Stefan Wenzel im Pressegespräch über die Meyer-Weft – nichts. Das sei | |
„nicht zielführend“, meint er. „Alle Gesprächspartner sind sich einig, … | |
wir für die Ems was tun müssen“, sagt der Umweltminister staatsmännisch. | |
„Wir wollen die Gewässergüte verbessern.“ | |
[3][32000L0060:DE:NOT:Das ist EU-Recht]. Danach darf kein Eingriff in ein | |
Gewässer vorgenommen werden, wenn sich die Wasserqualität dadurch | |
verschlechtern würde. Ob er solche Eingriffe zukünftig für die Ems | |
ausschließt? Minister Wenzel: „Wir wollen keine Arbeitsplätze gefährden.“ | |
Obwohl die BI „Rettet die Ems“ – im Einklang mit grünen | |
Landtagsabgeordneten – immer wieder gefordert hat, die Meyer-Werft für die | |
Endproduktion ihrer Luxusliner an die Nordsee zu verlegen, ist in ihrer | |
Presseerklärung die Werft kein einziges Mal erwähnt. Der Text ist | |
deckungsgleich mit den Aussagen des Ministers. | |
Zurzeit prüft das Forschungs und Technologiezentrum in Kiel alle | |
Hilfsmaßnahmen für die Ems. Das Gutachten kostet etwa 100.000 Euro – zahlen | |
werden der Bund und das Land Niedersachsen. Das Ergebnis wird 2014 | |
erwartet. „Jede Lösung wird kompliziert und teuer“, sagt Umweltminister | |
Stefan Wenzel. „Das heißt, da passiert erst mal nix“, kommentiert ein | |
Mitglied der Lenkungsgruppe Ems in der niedersächsischen Staatskanzlei. Und | |
weiter: „Die Entscheidung, ob, wie und wann etwas für die Ems getan wird, | |
ist mehr eine politische als eine fachliche Sache.“ | |
2 Jul 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.rettet-die-ems.de/ | |
[2] http://www.meyerwerft.de/de/meyerwerft_de/index.jsp | |
[3] http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX | |
## AUTOREN | |
Thomas Schumacher | |
## TAGS | |
Landwirtschaft | |
Meyer-Werft | |
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