# taz.de -- Verweigerte Abschiebung in Berlin: Piloten unterstützen Kollegen | |
> Die Pilotenvereinigung Cockpit stellt sich hinter einen Flugkapitän, der | |
> sich einer Abschiebung verweigerte. Einem protestierenden Fluggast droht | |
> eine Geldstrafe. | |
Bild: „Nachvollziehbare Aktion“: Diesmal schob Air Berlin nicht ab. | |
BERLIN taz | Nach dem Last-Minute-Stopp einer Abschiebung durch den Protest | |
eines Fluggastes in einem Air-Berlin-Flieger stellt sich die | |
Pilotenvereinigung Cockpit hinter den Flugkapitän. „Sein Vorgehen war | |
nachvollziehbar“, sagte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg der taz. Rechtlich | |
habe der Pilot in dem ihm zugestandenen Rahmen gehandelt. | |
Der pakistanische Flüchtling Usman Manir sollte vor elf Tagen mit einem | |
Air-Berlin-Flieger vom Flughafen Tegel nach Budapest abgeschoben werden. | |
Vor dem Start aber weigerte sich der kanadische Fluggast François-Xavier | |
Sarrazin, sich zu setzen, bevor Manir nicht die Maschine wieder verlassen | |
habe. Der Pilot verwies darauf beide aus dem Flugzeug. | |
„Dieser Ermessensspielraum steht ihm offen“, sagte Cockpit-Sprecher | |
Handwerg. In einer Empfehlung des Verbands an ihre Piloten wird geraten, | |
„sich nur an Abschiebungen zu beteiligen, bei denen der Abschübling | |
freiwillig fliegt“. Sei die Person gefesselt, unter Beruhungsmitteln oder | |
in Begleitung mehrerer Polizisten, könne diese Freiwilligkeit bereits | |
„verneint“ werden. Ob der Air-Berlin-Pilot als Vorbild tauge, wollte | |
Handwerg nicht sagen. „Das ist eine politisch-gesellschaftliche Frage, die | |
andere klären müssen.“ | |
Air Berlin wollte sich zu dem Fall nicht äußern. Eine Sprecherin verwies | |
auf die laufenden polizeilichen Ermittlungen. Sie betonte nur, dass ihre | |
Fluglinie gesetzlich verpflichtet sei, „alle Fluggäste mit gültigen | |
Flugtickets zu befördern“. | |
Usman Manir sollte nach Ungarn abgeschoben werden, weil er dort nach seiner | |
Flucht aus Pakistan zuerst EU-Boden betreten hatte. Nach eigenen Auskünften | |
floh er vor den Taliban, wurde aber auch in Ungarn in einer Asylunterkunft | |
von Unbekannten schwer am Kopf verletzt. Im Mai war der 27-Jährige im | |
sächsischen Pirna aufgegriffen worden. Nach der gestoppten Abschiebung | |
befindet sich Manir wieder im brandenburgischen Eisenhüttenstadt in | |
Abschiebehaft. Diese wurde laut Unterstützern bis zum 11. Juli verlängert. | |
## Geldbuße bis 25.000 Euro droht | |
Bundespolizei und Behörden wollten sich nicht zu einem neuen | |
Abschiebetermin äußern. Manirs Unterstützer forderten, den Flüchtling durch | |
einen externen Mediziner noch mal untersuchen zu lassen und nicht | |
abzuschieben. Eine entsprechende [1][Petition] erhielt bis | |
Sonntagnachmittag 1.263 Unterschriften. Sie soll Anfang der Woche den | |
Innenministerien in Brandenburg und im Bund übergeben werden. | |
Die Bundespolizei prüft derweil weiter strafrechtliche Konsequenzen gegen | |
den protestierenden Fluggast Sarrazin. Eine Sprecherin sagte, aller | |
Voraussicht nach laufe es auf eine Ordnungswidrigkeitsanzeige nach dem | |
Luftsicherheitsgesetz hinaus. Dort drohen Geldbußen bis zu 25.000 Euro, | |
wenn sich ein Passagier Anweisungen des Flugkapitäns oder Crewmitgliedern | |
widersetzt. | |
Sarrazin selbst sagte, ihm sei noch kein Strafvorwurf gemacht worden. Sein | |
Einschreiten bereue er nicht. „Hier sollte ein offensichtlich ernsthaft | |
kranker Mensch ausgewiesen werden, das kann nicht richtig sein.“ | |
2 Jul 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://www.change.org/de/Petitionen/bundestag-landesregierung-brandenburg-m… | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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