# taz.de -- Urteil gegen Chinas Ex-Bahnminister: Todesstrafe auf Bewährung | |
> Als Bahnminister hatte sich Liu Zhijun einen Namen gemacht. Heute ist er | |
> vor allem für seine Bestechlichkeit bekannt. Und wurde dafür nun | |
> verurteilt. | |
Bild: Chinas ehemaliger Bahnchef Liu Zhijun vor Gericht. | |
PEKING dpa | Der frühere chinesische Eisenbahnminister Liu Zhijun ist wegen | |
Korruption und Machtmissbrauchs zu einer Todesstrafe auf Bewährung | |
verurteilt worden. Das Zweite Mittlere Volksgericht in Peking verkündete am | |
Montag die hohe Strafe, die in zwei Jahren in lebenslange Haft umgewandelt | |
werden kann. | |
Der 60-Jährige, der in China einst als „Vater der Hochgeschwindigkeitszüge�… | |
galt, soll Schmiergelder in Höhe von 64 Millionen Yuan (umgerechnet 8,1 | |
Millionen Euro) angenommen haben. | |
Das harsche Urteil ist Teil der Anti-Korruptions-Kampagne des neuen Staats- | |
und Parteichefs Xi Jinping. Er hatte das ehemals mächtige | |
Eisenbahnministerium im März zerschlagen und anderen Ministerien zugeteilt. | |
Der Präsident will nach eigenen Angaben sowohl gegen „Fliegen“ als auch | |
mächtige „Tiger“ vorgehen - womit er korrupte Funktionäre sowohl auf | |
unterer als auch auf höchster Ebene meint. | |
Der Prozess gegen den früheren Bahnminister wurde in China auch deswegen | |
aufmerksam verfolgt, weil der ehemals aufsteigende Star der Kommunistischen | |
Partei, Bo Xilai, ebenfalls wegen Korruption und Amtsmissbrauchs vor | |
Gericht gestellt werden soll. Wann der Prozess gegen das 2012 gestürzte | |
Politbüromitglied beginnen soll, ist allerdings noch unklar. | |
## Beförderungen gegen Schmiergeld | |
Gegen den Bahnminister wurde bereits seit seiner Entlassung im Februar 2011 | |
ermittelt. Das Gericht warf Liu Zhijun unter anderem vor, Bauprojekte bei | |
der Entwicklung des Hochgeschwindigkeitsnetzes oder auch lukrative | |
Frachtverträge gegen Bestechungsgelder bevorzugt vergeben zu haben. Der | |
Minister soll auch bei Beförderungen gegen Schmiergelder persönlich | |
behilflich gewesen sein. | |
Ausdrücklich erwähnte das Gericht seine krummen Geschäfte mit der Chefin | |
einer Pekinger Investmentgesellschaft, Ding Yuxin. Der Minister habe ihr | |
geholfen, Anteile an einem Unternehmen zu erwerben, das Räder für | |
Hochgeschwindigkeitszüge baute. | |
Auch sei er mit der Finanzierungen zur Seite gesprungen. Ding Yuxin und | |
ihre Familie hätten „enorme Profite“ gemacht, die „riesige Verluste | |
öffentlicher Gelder“ verursacht hätten, schrieb die Nachrichtenagentur | |
Xinhua. | |
Liu Zhijun war von 2003 bis 2011 Eisenbahnminister. Die Vorwürfe wegen | |
Bestechlichkeit und Amtsmissbrauchs beziehen sich auf seine ganze Zeit in | |
verschiedenen Positionen im Bahnministerium seit 1986. | |
8 Jul 2013 | |
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