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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Schonwaschgang mit Weichspüler
> Im ZDF-Werbespot schießt eine Nationalspielerin einen dreckigen Ball in
> die Waschmaschine. Was soll der Quatsch? Und warum spielt die deutsche
> Elf so miserabel?
Bild: Und rein mit der matschigen Pille!
Während die NSA just in dieser Sekunde wieder zwei Millionen Terabyte Daten
aus deutschen Privatnetzen absaugt und Innenminister Hans-Peter Friedrich,
der gerade in den USA brav Pfötchen gibt, dazu freundlich nickt, empört
sich Frauenfußball-Deutschland also über einen schmutzigen Fußball, der von
einer Kickerin recht gekonnt in eine Waschmaschine geschossen wird.
Es ist Frauenfußball-EM in Schweden, sagt der [1][ZDF-Spot], schaut doch
mal rein, liebe Zuschauer. Mehr ist da nicht. Der Spot ist handwerklich gut
gemacht, weder spektakulär noch fad. Und doch [2][erregen sich die Gemüter
im Netz], weil ein Frauenbein neben einer Waschmaschine reicht, um ein
Assoziationsnetz des Verdachts über die vermeintlich reaktionäre und schwer
sexistische ZDF-Truppe zu stülpen. Könnte sie es womöglich ironisch gemeint
haben? Wollte man sich spielerisch an Klischees heranwagen? Diese Fragen
sind offenbar nicht wichtig, weil Surfen auf der Empörungswelle mehr Spaß
macht als der analoge Dreikampf Nachdenken, Abwägen und Erörtern.
Nun ist das ZDF, allgemein das Öffentlich-Rechtliche, nicht vor Fehlern
gefeit. Da hat es beim EM-Auftaktspiel der Deutschen gegen Holland ein
Kommentator, Norbert Galeske, ans Mikrofon geschafft, der nicht als
Journalist auftrat, sondern als Anwalt des Frauenfußballs. Aber wann
kapieren es die Berichterstatter endlich mal: Die Frauenfußballerinnen
brauchen keine Medienfuzzis, die sie mit Wattestäbchen abtupfen. Diese
Spielerinnen sagen „Mannschaft“ und „Kapitän“. Und sie lachen eher üb…
verkniffene Frauenfußballversteher aus den Redaktionen.
Warum fällt es so schwer zu sagen, dass die deutsche Mannschaft einfach mal
hundsmiserabel gespielt hat gegen Holland, weit unter den Erwartungen blieb
und hoffentlich jetzt endlich mal den Arsch hochkriegt. Warum redet keiner
über das Coaching von Trainerin Silvia Neid, die nur noch im Amt ist, weil
es ein gewisser Theo Zwanziger so wollte.
## Sechs Millionen Zuschauer
Stattdessen säuselte Kommentator Galeske, die jungen Spielerinnen hätten
sehr viel Spaß im Training und seien auch sehr motiviert. Ach wirklich, ist
ja ein Ding!? Diese Art des wohlmeinenden Gefasels hat der Frauenfußball
nicht verdient. Er fühlt sich zwar recht wohl in der Nische, aber deswegen
muss man ihn ja nicht behandeln wie eine vom Aussterben bedrohte Art. Psst,
bloß nichts Kontroverses sagen, das scheue Tierchen könnte ja vor Aufregung
umkippen.
Sechs Millionen haben dem Treiben in Växjö am Donnerstagabend zugeschaut.
Eine gute Quote. Das kennt man von der Frauen-WM in Deutschland. Damals
versuchte man das ganz große Ding aus dem Nischensport zu machen. Alles
sollte so sein wie bei den Männern: Überschwang, Autofähnchen und so. Es
kam anders. Fast schien es, als hätte das fußballerische Unbewusste den
Spielerinnen befohlen, die Erwartungen zu enttäuschen. Jetzt haben sie es
schnuckelig im schönen Schweden. Wenn da bloß nicht dieser blöde ZDF-Spot
wäre, über den alle reden.
12 Jul 2013
## LINKS
[1] http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hilfe#/beitrag/video/1939506/Ball-sauber-in-…
[2] http://twitter.com/search?q=%23Frauenfu%C3%9Fball&src=hash
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Frauenfußball
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Silvia Neid
Fußball
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