# taz.de -- AKW-Neubau in Skandinavien: Russland rettet Finnlands Atompläne | |
> Atomreaktoren könnten künftig wieder öfter aus Russland stammen. Mit | |
> einem AKW-Neubau in Finnland will sich Rosatom schon mal wichtig machen. | |
Bild: Die spinnen, die Finnen? Von wegen: Sie sind doch eigentlich gar nicht so… | |
STOCKHOLM taz | Als der deutsche Stromkonzern Eon 2012 aus dem finnischen | |
AKW-Neubauprojekt ausstieg, schien dessen Ende besiegelt. Nun soll | |
russisches Kapital das Projekt retten. Das Baukonsortium Fennovoima teilte | |
jetzt mit, es gebe einen Vorvertrag mit Rosatom Overseas, einer Tochter der | |
staatlichen russischen Nukleargesellschaft Rosatom. | |
Rosatom soll nicht nur die durch den Eon-Rückzug frei gewordenen Anteile | |
übernehmen, sondern auch den Reaktor liefern. Eon hatte 34 Prozent der | |
Investitionskosten, bis zu 8 Milliarden Euro, übernehmen wollen. | |
Geplant ist der Neubau, der Finnlands sechster Atomreaktor wäre, bei der | |
nordwestfinnischen Gemeinde Pyhäjoki an der Ostsee. Ursprünglich hatten | |
sich 68 Firmen in dem Konsortium zusammengeschlossen. Sie planten einen | |
Reaktor mit einer Leistung von 1.600 Megawatt, wie er ähnlich derzeit 400 | |
Kilometer weiter südlich in Olkiluoto gebaut wird. Inzwischen sind aber | |
neben Eon auch einige kleine Investoren ausgestiegen. Deshalb wird nach | |
einer billigeren Lösung gesucht. | |
## Finnland verspricht sich Entgegenkommen | |
Gespräche mit der französischen Areva, die seit 2005 an dem Fiaskoprojekt | |
Olkiluoto baut, scheiterten wie die mit der japanischen Toshiba. Für | |
Rosatom, das sich gern den westlichen Exportmarkt erschließen würde, wäre | |
der erste Neubauauftrag in einem EU-Land ein großer Prestigegewinn. | |
Entsprechend günstig könnten die Bedingungen für das Konsortium werden. | |
Doch was bekommt man geliefert? Der geplante Reaktor WWER 1200, die | |
Weiterentwicklung eines Druckwasserreaktortyps, der derzeit noch im | |
finnischen AKW Loviisa in Betrieb ist, ist noch nirgendwo fertiggestellt | |
und erprobt. Rosatom-Overseas-Pressesprecher Ivan Dybov betont, wie | |
überzeugt sein Unternehmen von der Sicherheit des Reaktors sei, zeige ja | |
schon, dass man bereit sei, Anteile an dem finnischen Projekt zu erwerben. | |
## Wiederauflage der russisch-finnischen Freundschaft | |
Aber Wladimir Chuprow, Energieexperte bei Greenpeace Russland, warnt vor | |
Sicherheitsdefiziten, die bekannt seien, aber offenbar verharmlost werden | |
sollten, womöglich weil Finnlands Atomlobby „zu enge“ Beziehungen zu | |
Rosatom habe. Der Konzern hatte vor einem Jahr den ehemaligen | |
Generaldirektor der staatlichen finnischen Atomaufsichtsbehörde STUK, Jukka | |
Laaksonen, als Ratgeber für seinen Exportmarkt angeheuert. | |
Scheitern könnte der Deal noch im finnischen Parlament. Das hatte zwar 2010 | |
grünes Licht für den Fennovoima-Neubau gegeben – aber mit Eon als | |
Betreiber. | |
14 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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