# taz.de -- Afghanistan bereitet Wahlen vor: Nicht ganz unabhängige Kommission | |
> Präsident Karsai stellt die Weichen zur Wahl seines Nachfolgers - mit der | |
> Ernennung von Getreuen zu Mitgliedern der Wahlkommission. | |
Bild: Präsident Karsai will die Wahl seines Nachfolgers beeinflussen | |
BERLIN taz | Nun könnten Afghanistans Präsidentschaftswahlen eigentlich | |
losgehen. Denn in den letzten Tagen sind wichtige Entscheidungen dazu | |
gefallen. Am Montagnachmittag verkündete Präsident Hamid Karsais Büro die | |
mit Spannung erwarteten neun Mitglieder für die neue Unabhängige | |
Wahlkommission (UWK). | |
Neu war, dass diesmal Karsai die Mitglieder nicht direkt ernannte, sondern | |
aus einer 27 Namen enthaltenen Liste eines Vorauswahlkomitees aussuchte. | |
Dazu gehörten die Sprecher beider Parlamentskammern, der Chef des Obersten | |
Gerichts, die Vorsitzenden der Verfassungs- und der | |
Menschenrechtskommission sowie ein Vertreter der Zivilgesellschaft. | |
Mit vier wahlerfahrenen Mitgliedern hat die Kommission auch einen | |
professionellen Anstrich. Zudem sind drei der neun Mitglieder Frauen. | |
Dennoch gibt es Mängel, welche die Unabhängigkeit des Gremiums und damit | |
auch von Organisation und Verlauf der Wahlen infrage stellen könnten. | |
## Interessen wiegen stärker als Fachkompetenz | |
So ist zum einen Karsais Auswahl doch wieder parteiisch ausgefallen. Es | |
fehlt ein Vertreter der Opposition in der UWK. Die beschwerte sich denn | |
auch umgehend öffentlich. Eigentlich sollte allein Fachkompetenz | |
entscheiden, aber letztlich haben sich doch wieder die Interessen | |
verschiedener Netzwerke um „den Palast“ durchgesetzt, wie das Machtzentrum | |
in Kabul inzwischen pseudoroyalistisch genannt wird. | |
Jetzt setzt sich das Gremium vorrangig aus Loyalisten Karsais und seiner | |
beiden Vizepräsidenten zusammen. Karsai, der nach zwei Amtszeiten nicht | |
wieder antreten kann, will sein politisches Erbe sichern. Zum Zweiten wurde | |
bei der Entscheidung die Zivilgesellschaft außen vor gelassen. Die beiden | |
rivalisierenden Dachverbände regierungsunabhängiger Wahlbeobachter konnten | |
sich selbst nicht fristgerecht auf einen Namen für das Auswahlkomitee | |
einigen. Diese Schwäche nutzte Präsident Karsai rigoros aus. | |
## | |
## Frauenquote reduziert | |
Schon vor elf Tagen hatte der Präsident nach monatelangem Gezerre zwei | |
reformierte Wahlgesetze unterzeichnet. Das parteienlose Wahlsystem bleibt | |
weiterbestehen. Und die Posten von zwei bisher von der UNO nominierten | |
Mitgliedern der Wahlbeschwerdekommission, die bei den Wahlen 2009 schwere | |
Fälschungen aufgedeckt hatte, wurden gestrichen. Damit wurden Karsais | |
Hauptwünsche erfüllt. Auch wurde die Frauenquote für die Provinzräte von 25 | |
auf 20 Prozent gesenkt. | |
Die Präsidentschaftswahl – und parallel die Wahl der 34 Provinzräte – | |
findet am 5. April 2014 statt. Schon bis Mitte September müssen sich alle | |
Kandidaten registrieren lassen. Dann beginnt eigentlich schon der | |
Wahlkampf. | |
31 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Thomas Ruttig | |
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