# taz.de -- Steuerpläne zur Wahl: Spinnen die wieder, die Grünen? | |
> Kämen sie an die Regierung, würde Jürgen Trittin die Wohlhabenden zahlen | |
> lassen, für eine bessere Gesellschaft. Machen die Grünen-Wählerinnen da | |
> mit? | |
Bild: Jürgen Trittin hat die Steuerpläne der Grünen entworfen. | |
Eines der wesentlichen medialen Themen dieses Wahlkampfs ist bisher, dass | |
dieser Wahlkampf kein Thema hat. Es gehe ja um nichts. Alle seien sich | |
einig. Welcher Wahlkampf überhaupt? | |
Selbst wenn das so wäre, wäre es nicht immer so gewesen. Denn Mitte Mai | |
hatte es eine große Aufregung gegeben. Es ging um Geld und um die Grünen | |
und um Jürgen Trittin und Winfried Kretschmann. Für einen kurzen Zeitpunkt | |
schien es da ein sehr wichtiges Thema zu geben, das auf mindestens zwei | |
unterschiedliche Arten diskutiert wurde: | |
Die Grünen wollen eine gerechtere Gesellschaft. Und: Sie spinnen halt doch | |
noch die Grünen. | |
Auf dem Berliner Parteitag hatte sich der Spitzenkandidat Jürgen Trittin | |
mit seinem Vorschlag durchgesetzt, [1][Wohlhabende stärker zu besteuern]. | |
Trotz der grundsätzlichen Kritik, die der Baden-Württembergische | |
Ministerpräsident Winfried Kretschmann vorher lanciert hatte. | |
Anschließend war in den Politikteilen Deutschlands kurz ein wenig was los. | |
Von einem drastischen [2][„Steuer- und Abgabenerhöhungsprogramm“] sprach | |
der Spiegel und erinnerte daran, wie die Grünen 1998 mit ihrem Ziel von | |
fünf Mark pro Liter Sprit fast den Wahlsieg verschenkt hätten. | |
## Ein wenig abgeben? | |
„Wir machen das, weil die Bundesrepublik überschuldet ist, die | |
Infrastruktur verfällt und auch Bildung und Energiewende solide finanziert | |
werden müssen", rechtfertigte sich Jürgen Trittin. | |
War es nicht auch ein sinnvoller Vorschlag? Bei denen, die haben, ein wenig | |
die Steuern und Abgaben erhöhen, um denen die weniger haben oder den | |
Projekten, die es bräuchten, ein wenig von diesem Geld zu geben? | |
Oder hatte sich Trittin eine Kamikaze-Mission ausgedacht, weil es niemals | |
sinnvoll sein kann, Wählerinnen und Wählern zu eröffnen, dass man Geld von | |
ihnen will? | |
Die Grünen stellen mit ihren Steuerplänen auch eine grundlegendere Frage: | |
Ab wann ist man eigentlich reich? Ab wann kann eine Regierung also | |
möglichst guten Gewissens mehr finanziellen Einsatz von jemandem verlangen? | |
Reporter der taz.am wochenende haben sich in den vergangenen Wochen | |
aufgemacht an unterschiedliche Orte Deutschlands, um diesen Fragen | |
nachzugehen. Vor allem wollten sie wissen, was die Grünen-Wählerinnen | |
sagen, die von den Steuerplänen betroffen wären. | |
## Genossinnen helfen | |
Geholfen hat für diese Recherche das große Genossinnen-Netzwerk der taz. | |
Fast 13.000 Menschen, die die Zeitung finanziell unterstützen. Der Chef des | |
Parlamentsbüros Ulrich Schulte schrieb eine Mail an die Genossinnen und | |
Genossen und fragte, welche Familie mit hohem Einkommen mit uns über Geld | |
reden würde. Er erhielt 150 Antworten. 26 Genossen bewerteten die | |
Grünen-Pläne eher positiv, 11 negativ, 65 Genossen werteten nicht und boten | |
sich an, über die Grünen-Pläne zu reden. | |
Die Titelgeschichte „Reich in der Mitte“ der taz.am wochenende vom 10./11. | |
August 2013 stellt mehrere dieser Familien vor, erzählt, was sie einnehmen | |
und ausgeben und was sie bereit wären, abzugeben. | |
Sie geht außerdem der Frage nach, warum sich keiner der Wohlhabenden für | |
reich hält und fast alle sich als Teil der Mittelschicht bezeichnen. | |
„Selbst Menschen, die nach unserer Definition wohlhabend sind, zählen sich | |
zur Mittelschicht“, sagt Markus Grabka vom Deutschen Institut für | |
Wirtschaftsforschung. | |
Wirkt sich diese Selbsteinschätzung auch auf die Bereitschaft aus, vom | |
eigenen Einkommen noch mehr abzugeben? | |
Die Pläne für die Steuererhöhungen sind vielleicht der schmerzhafteste | |
Realitätstest fürs grüne Ich. Grüne sind schließlich keine unsolidarischen | |
Geizlinge. Oder? | |
Gehen die Grünen mit ihren Vorschlägen den richtigen Weg? Oder müsste man | |
ganz andere Maßnahmen planen: Die Erbschaftssteuer grundlegend reformieren | |
beispielsweise? Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit! | |
9 Aug 2013 | |
## LINKS | |
[1] /!115342/ | |
[2] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-94139245.html | |
## AUTOREN | |
Johannes Gernert | |
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