| # taz.de -- Kolumne Wutbürger: Düdel-dü-di, düdeldüdidü | |
| > Die Telefonie im öffentlichen Raum ruft nach Notwehrmaßnahmen. Nach | |
| > drastischen Notwehrmaßnahmen. Und ich antworte. | |
| Bild: Nicht jeder ist neugierig auf mobile Telefongespräche. | |
| Manchmal träume ich davon, das Handy wäre nie erfunden worden. Dieses Gerät | |
| und seine Nutzer haben sich inzwischen zu einer echten Plage entwickelt. Es | |
| gibt keinen Ort mehr, nicht einmal das Kino, an dem die Leute nicht in ihr | |
| Handy quatschen. | |
| Obwohl es die Mehrzahl aller von mir Befragten als störend empfindet, | |
| schreiten die wenigsten ein. Diese Duldsamkeit geht mir ab, daher bilde ich | |
| eine individuelle kämpferische Einheit. | |
| Ich habe verschiedene Strategien entwickelt, um die „Ins-Handy-Schreier“ zu | |
| stoppen. Den gestressten Jungunternehmer, der glaubt, seine Anweisungen ans | |
| Personal in der Straßenbahn geben zu müssen, frage ich voller Mitleid, | |
| warum er sich kein Büro leisten könne. Der legt dann meistens ziemlich | |
| hastig auf, denn so will er auf keinen Fall wirken. | |
| Manche Unterhaltungen unterbreche ich auch gern und frage, ob sie das | |
| Problem mit ihrer Einkommensteuer wiederholen könnten, das hätte ich jetzt | |
| nicht richtig kapiert. Gut funktioniert auch die Frage, ob sie das Gespräch | |
| auf laut stellen könnten, damit ich hören kann, was die Gegenseite dazu | |
| meint. Danach ist meistens Ruhe. | |
| Eine Methode, von der ich gehört habe, soll absolut effizient sein. Einfach | |
| „Komm ins Bett, Schatz, mir ist kalt“ in das fremde Handy zu rufen. So weit | |
| bin ich aber noch nicht. Ich muss auch zugeben, dass ich Kampfhundbesitzer | |
| und solche Mitbürger, die ausstrahlen, Konflikte vorwiegend nonverbal zu | |
| lösen, aus Feigheit ignoriere. | |
| Trotzdem bin ich weit davon entfernt, mich zu ergeben, obwohl der aktuelle | |
| TV-Spot eines Mobilfunkanbieters doch ziemlich ernüchternd ist. Der Film | |
| zeigt tanzende junge Menschen, dann klingelt das Smartphone einer jungen | |
| Frau, die natürlich sofort rangeht und beteuert, der Anrufer störe nicht. | |
| Sie verlässt die Tanzfläche und dreht dem DJ ganz cool die Musik ab. Die | |
| Stimme im Off säuselt: „Fühl dich wie zu Hause“. Und zu Hause ist, wo dein | |
| Smartphone klingelt. | |
| In meinem Spot würde der DJ ihr das Teil abnehmen und in die Tonne treten. | |
| 11 Aug 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| ISABEL LOTT | |
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