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# taz.de -- Stärkster Preisanstieg seit 2008: Essen kostet
> Langer Winter, nasses Frühjahr, heißer Sommer: Schlechte Ernten machen
> Lebensmittel in Deutschland deutlich teurer. Änderung ist nicht in Sicht.
Bild: Vor allem bei Butter, Gemüse und Obst müssen die Verbraucher mehr ausge…
BERLIN rtr | Die Preise stiegen im Juli mit 5,7 Prozent so stark wie seit
fast fünf Jahren nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag
mitteilte. Die Inflationsrate liegt insgesamt auf dem Jahreshoch von 1,9
Prozent. Einzelhändler machen wenig Hoffnung, dass Essen bald wieder
billiger wird.
Spürbar tiefer in die Taschen greifen mussten die Verbraucher
beispielsweise für Butter. Sie kostete knapp ein Drittel mehr als vor
Jahresfrist. Gemüse verteuerte sich um 11,7 Prozent, wobei es bei
Kartoffeln mit 44,4 Prozent den stärksten Anstieg gab.
Für Obst wurden im Schnitt 11,3 Prozent mehr verlangt - für Äpfel sogar
22,3 Prozent mehr. „Das erst kalte und dann sehr regenreiche Frühjahr hat
die Ernte erschwert“, erklärte ein Sprecher des Bauernverbandes.
„Möglicherweise machen sich hier auch die Nachwirkungen der Flutkatastrophe
bemerkbar“, ergänzte BayernLB-Ökonom Stefan Kipar.
Nach Angaben des Handelsverbandes HDE ist nicht damit zu rechnen, dass der
Druck auf die Lebensmittelpreise in den kommenden Monaten nachlassen wird.
„Wir haben nicht nur Wetterkapriolen, die die Ernten beeinträchtigen,
sondern durch den wachsenden Wohlstand in Schwellenländern wie China auch
eine steigende Nachfrage nach Agrar-Rohstoffen“, sagte der Sprecher des
Branchenverbandes HDE, Kai Falk.
## Wettbewerb bremst Preissteigerungen
Das sehen die Welternährungsorganisation FAO und die Organisation für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) genauso. „Steigende
Preise werden im kommenden Jahrzehnt sowohl für Getreide als auch für Vieh
erwartet“, heißt es im gemeinsamen Ausblick für 2013 bis 2022. Wegen
knapper Anbauflächen, gestiegenen Produktionskosten und zunehmenden
Umweltbelastungen werde die weltweite Agrarproduktion bis 2022 nur noch um
jährlich 1,5 Prozent wachsen.
In den zurückliegenden zehn Jahren seien es noch 2,1 Prozent gewesen.
Gleichzeitig steige die Nachfrage durch die wachsende Weltbevölkerung,
höhere Einkommen, Urbanisierung und veränderte Ernährungsgewohnheiten.
Allerdings würden steigende Weltmarktpreise nicht eins zu eins an die
Verbraucher weitergegeben, so HDE-Sprecher Falk. „Grund ist der starke
Wettbewerb im deutschen Lebensmitteleinzelhandel.“ Die hohe
Versorgungsdichte sorge dafür, dass die Preise für Lebensmittel im
internationalen Vergleich moderat seien.
„Nahrungsmittel haben über viele Jahre hinweg die Inflation gedämpft“,
ergänzt der Sprecher des Bauernverbandes. Gerade einmal zwölf Prozent ihres
verfügbaren Einkommens würden die Deutschen im Schnitt für Nahrungsmittel
ausgeben. „Das ist sowohl im europäischen als auch im weltweiten Vergleich
sehr wenig.“
## Energiepreise ziehen auch an
Trotz der teureren Lebensmittel verharrte die Inflationsrate im Juli knapp
unter der Zwei-Prozent-Marke, bis zu der die Europäische Zentralbank von
stabilen Preisen spricht. Ökonomen gehen davon aus, dass dies vorerst so
bleibt. „Wir erwarten im Jahresdurchschnitt eine Teuerungsrate von 1,6
Prozent“, sagte BayernLB-Ökonom Kipar. Ein Grund dafür ist die schwache
Weltkonjunktur, die viele Rohstoffe billiger macht und wegen der die
Unternehmen Preiserhöhungen nur schwer durchsetzen können.
Verglichen mit den Lebensmitteln erhöhten sich die Energiepreise mit 2,9
Prozent noch moderat. Die Stromrechnung stieg um 11,9 Prozent. Leichtes
Heizöl verbilligte sich hingegen um 3,6 Prozent, Kraftstoffe um 0,1
Prozent.
13 Aug 2013
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