# taz.de -- Kritik am Regierungssprecher Thüringens: Ein leiser Sprecher | |
> Kaum im Amt und schon hagelt es Kritik: Karl-Eckhard Hahn, neuer Sprecher | |
> der thüringischen Regierung, wird Nähe zur neurechten Szene vorgeworfen. | |
Bild: Hahn wird vorgehalten, 1983 bei dem Blatt „Phönix“ Redakteur gewesen… | |
Am Dienstag war der neue Thüringer Regierungssprecher Karl-Eckhard Hahn auf | |
der Pressekonferenz zum Handwerk bereits unerwünscht – und das in der | |
eigenen Staatskanzlei! Durch Insistieren von Wirtschaftsminister Matthias | |
Machnig (SPD) nahm der Sprecher der großen Koalition nicht an dem Termin | |
teil. Der Grund: Hahns erst jetzt bekannt gewordenen Verstrickungen in die | |
neurechte Szene. | |
Hahn wird vorgehalten, 1983 bei dem Blatt Phönix Redakteur gewesen zu sein | |
und 1988 zu den Mitgründern der Etappe gehört zu haben. Zu der Zeit | |
studierte der gebürtige Hesse in Göttingen Geschichte und schrieb an seiner | |
Dissertation. Beide Zeitschriften werden der „Neuen Rechten“ zugeordnet, | |
die in den Augen des Politologen Armin Pfahl-Traughber mittels Diffamierung | |
oder Umwertung demokratischer Begriffe die Delegitimation des | |
demokratischen Verfassungsstaates anstrebt. | |
Bedächtig sucht Hahn am Mittwoch bei einem Telefonat nach Worten. „Ich habe | |
mich geistig weiterentwickelt“, sagt er. Ist das 53-jährige CDU-Mitglied | |
wegen der Kritik angefasst? Vielleicht. Leise und ruhig rede er aber immer, | |
heißt es im Landtag. Die stille Art von Hahn, dessen Karriere eng mit der | |
der Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) verwoben | |
ist, wird nicht nur im Regierungslager geschätzt. | |
Im Speicher, sagt Hahn, hätte er nach den Texten von vor 30 Jahren gesucht: | |
„Heute teile ich nicht mehr diese Positionen.“ Schon 1989 habe er die | |
Etappe verlassen, so sagt er, da ein Titel auf die Hasenscharte des | |
Philosophen Jürgen Habermas anspielte. Nicht verlassen hat Hahn die | |
„Deutsche Gildenschaft“ (GD), einen Zusammenschluss von | |
Studentenverbindungen. In den Blättern der GD warnte er 1999, dass die | |
Antwort auf die Einwanderung nicht eine „multikulturelle Utopie“ sein | |
dürfe, und deutete an, dass Auschwitz nicht dazu führen sollte, nicht stolz | |
auf das eigene Volk zu sein. | |
Seit über 30 Jahren gehört Hahn dieser selbst ernannten „dienenden Elite“ | |
an, die in ihren Statuten schreibt, dass „die Zugehörigkeit zum deutschen | |
Volk“ der „Ausgangspunkt des politischen Denkens“ sei. Klingt völkisch? | |
„Nein“, sagt Hahn, „dann wäre ich nicht Mitglied.“ | |
15 Aug 2013 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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