| # taz.de -- Parlamentswahl in Norwegen: Anleihen bei Jürgen Trittin | |
| > Die norwegischen Grünen könnten ins Parlament kommen. Ihr Vorbild ist die | |
| > deutsche Schwesterpartei. Die Prognosen verunsichern andere politische | |
| > Kräfte. | |
| Bild: Wahlkampf der Grünen in Oslo | |
| STOCKHOLM taz | Die französische EU-Parlamentarierin Eva Joly und ihr | |
| deutscher Kollege Reinhard Bütikofer, die finnische | |
| Entwicklungshilfeministerin Heidi Hautala und Gustav Fridolin, Vorsitzender | |
| der schwedischen Grünen. Norwegens Miljøpartiet De Grønne setzte im | |
| Schlussspurt der Wahlen am 9. September auf massive Präsenz von Vertretern | |
| europäischer Schwesterparteien als WahlhelferInnen. Die Botschaft, die man | |
| vermitteln möchte, steht auch prominent auf der Parteiwebsite: „Wir sind | |
| Teil einer wachsenden internationalen Bewegung.“ | |
| Ist solche Nachhilfe von anderen grünen Parteien, gern solcher mit | |
| Regierungsverantwortung, bei den norwegischen WählerInnen wirklich | |
| notwendig? Sie kann zumindest nicht schaden. In Teilen der veröffentlichten | |
| Meinung fühlt man sich ins Deutschland der 1980er Jahre zurückversetzt: Als | |
| ob die Grünen von einem anderen Stern kommend urplötzlich in Norwegen alles | |
| umstülpen wollten. | |
| Zum Teil ist das zwar auch einem programmatischen und personellen Auftritt | |
| mit Widersprüchen und Ungereimtheiten geschuldet. Doch wenn die Grünen | |
| sowohl von links wie von rechts mit Etiketten wie unseriös, naiv, | |
| vorgestrig belegt werden, dann steckt da Unruhe dahinter. | |
| Laut Umfragen gewinnen sie von allen Parteien und könnten nach 25 Jahren | |
| erstmals ins Parlament einziehen. Und sie haben die Frechheit, sich nicht | |
| in die vom Blockdenken geprägte norwegische Politik einordnen zu wollen. | |
| „Nicht rechts, nicht links, sondern vorn“, hat man einen Slogan aus den | |
| Frühzeiten der deutschen Grünen übernommen. | |
| Und vorn heißt auch, andere Fragen zu stellen. Nämlich die nach dem Ende | |
| des norwegischen Ölzeitalters. Das absehbar ist, weil die geförderten | |
| Mengen seit 12 Jahren sinken. Den „Petroholismus“, die Ölabhängigkeit, | |
| rechtzeitig überwinden statt sie durch Erschließen problematischer Regionen | |
| wie vor den Lofoten oder in der Arktis verlängern zu wollen, lautet ihr | |
| Rezept: „Aus dem Ölzeitalter aus und in die Zukunft einsteigen“. Auch | |
| weil’s dem Klima guttäte. | |
| Die kleinen Parteien in der Mitte und links, wie die liberale Venstre, | |
| Christdemokraten und Linkssozialisten, sind nervös geworden und schieben | |
| nun auch das Öl-Thema nach vorn. In Norwegen bewegt sich was. Das Land wird | |
| ja auch in einigen Jahren vor einer Wende stehen, angesichts derer die | |
| deutsche Energiewende vergleichsweise ein Klacks ist. | |
| 6 Sep 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Reinhard Wolff | |
| ## TAGS | |
| Parlamentswahl | |
| Norwegen | |
| Bündnis 90/Die Grünen | |
| Norwegen | |
| Parlamentswahl | |
| Wahl | |
| Wahlkampf | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Regierungsbildung in Norwegen: Rechtspopulisten an der Macht | |
| In Norwegen plant die künftige Ministerpräsidentin Solberg eine | |
| Minderheitsregierung. Die Konservativen werden mit der „Fortschrittspartei“ | |
| regieren. | |
| Regierungswechsel in Norwegen: Konservative erlangt Mehrheit | |
| Die Koalition von Ministerpräsident Stoltenberg verliert die | |
| Parlamentswahl. Vor den Konservativen stehen schwierige Verhandlungen – | |
| auch mit Rechtspopulisten. | |
| Norwegische Grünenpolitikerin: Utopische Realistin | |
| Kreativer als die anderen: Dass die Grünen in Norwegen den Sprung ins | |
| Parlament schaffen könnten, liegt auch an ihrer Spitzenfrau Marcussen. | |
| Wahlkampf in Norwegen: Grüne sind bereit fürs Parlament | |
| Die Partei hat bei den Wahlen in drei Wochen erstmals Chancen, die | |
| Vierprozenthürde zu überwinden. Grund dafür ist Unmut über die | |
| Umweltpolitik. |