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# taz.de -- Chefin von Norwegens Rechtspopulisten: Robust und stubenrein
> Das Markenzeichen der Vorsitzenden der norwegischen Rechtspopulisten
> lautet: bloß auffallen! Damit ist Siv Jensen weit gekommen.
Bild: Kann auch anders als fassungslos: Siv Jensen.
STOCKHOLM taz | Aufsehen erregte Siv Jensen am Wahlabend mit ihrem Outfit
auf der Siegesfeier ihrer Fortschrittspartei. Jensens Kleid, das noch
tagelang die Klatschpresse bewegen sollte, war mit einem Muster aus
Lippenstiften bedruckt.
Bloß auffallen gehört zum Markenzeichen der Vorsitzenden der norwegischen
Rechtspopulisten. Als sie dann allerdings bei gleichem Anlass auch noch mit
einem grölenden „Zieh Leine, Jens!“ die Wahlniederlage des
Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg bedachte, hielten das einige
Medienkommentare dann doch für recht unpassend. „Ich habe eben ein
fürchterliches Temperament“, fügte die 44-Jährige als Erklärung hinzu.
Man könnte auch sagen, sie bringt recht perfekt auf die Bühne, was ihre
Anhänger von ihr erwarten. Ganz wie ihr politischer Ziehvater Carl I.
Hagen, den sie nicht nur im Parteivorsitz beerbte, sondern vom dem sie auch
Teile des Debattenstils übernommen hat. Dazu gehört beispielsweise die
gespielte Fassungslosigkeit, die sie in der Mimik perfekt beherrscht.
Von ihrem Ziehvater unterscheidet sie sich jedoch wiederum in allen
Punkten, die sowohl die Häufigkeit wie auch die Intensität von
ausländerfeindlichen Ausbrüchen betreffen. Doch auch das erschien noch als
Teil des Konzepts, ihr großes Ziel zu erreichen: Die Rechtsaußenpartei
endlich so stubenrein zu machen, dass sie regierungsfähig wird.
## Ein geradezu absurder politischer Witz
Mit der jetzigen erstmaligen Regierungsteilnahme und dem Ministerposten für
sich selbst hat sie geschafft, was noch als ein geradezu absurder
politischer Witz galt, als sie 2006 den Parteivorsitz übernahm.
In Brüssel dürfte man ganz froh sein, dass Norwegen kein Unionsmitglied ist
und deshalb künftig bei Finanzministertreffen keine Kollegin mit am Tisch
sitzt, die es mit europäischem Recht und Antirassismuskonventionen nicht so
eng sieht.
Jensen würde die EU-MitbürgerInnen, die ihrer Meinung nach nichts in
Norwegen verloren haben, am liebsten einfach in Busse verfrachten und über
die Grenzen karren. Dieses absurde Faible hat sie insbesondere für
bulgarische und rumänische Roma bekundet.
Für ihren Start im Kabinett empfahl eine Modezeitschrift der blonden,
sportlichen Singlefrau, die gerne Krimis liest und auf Fragen nach
Privatleben und Partnerschaft ähnlich wie ein deutscher Umweltminister
schon mal mit „es hat sich eben nicht ergeben“ antwortet, als Erstes: Neues
Kleid kaufen!
1 Oct 2013
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Norwegen
Fortschrittspartei
Nato
Schwerpunkt Rassismus
Umweltschutz
Norwegen
Parlamentswahl
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