# taz.de -- Martin Sonneborn über seine Sendung: „Eine extrem unseriöse Rep… | |
> Finanzkrise, Korruption oder Lobbyismus: Martin Sonneborn rettet auf | |
> ZDFneo die Welt. Mit Humor und Satire geht er die großen Probleme an. | |
Bild: Der moderne Held hat viel um die Ohren. | |
taz: Herr Sonneborn, mit Ihrer neuen Sendung versuchen Sie immer | |
donnerstags in drei Folgen die Welt von Finanzkrise, Umweltzerstörung und | |
Korruption zu befreien. Konnten Sie Ihren Auftrag erfüllen? | |
Martin Sonneborn: Der Titel ist schlecht formuliert. Ich habe zwar | |
versucht, die Welt zu retten, das Ganze jedoch nur aus finanziellen | |
Motiven. Weltretter – das ist ein Job wie jeder andere. Und eigentlich ganz | |
bequem. Man kann ausschlafen und schmeißt sich dann in seinen Anzug und | |
sein Supermann-Shirt. | |
Ob es uns wirklich gelungen ist, weiß ich nicht. Ich bin da skeptisch. Aber | |
das sage ich jetzt nur Ihnen, weil die taz eine kritische Zeitung ist, die | |
von intelligenten Menschen gelesen wird. Denen kann man nicht vormachen, | |
dass wir für ihre Haushaltsabgabe die Welt in 90 Minuten gerettet hätten. | |
Eine reine Produkttäuschung. | |
Stimmt. Ich hab mir den Titel nicht ausgedacht, der stammt von neo. Ich | |
hätte gesagt, Sonneborn versucht in einer extrem unseriösen Reportage mit | |
unsauberen, Gonzo-journalistischen Methoden und dem, was er bei Titanic und | |
der „heute show“ gelernt hat, sich den drängenden Problemen unserer Zeit | |
anzunehmen. Das wäre aber zu lang gewesen. | |
Worunter wird die Menschheit am meisten leiden? | |
Finanzkrise und die Auswüchse von Korruption und Lobbyismus können wir | |
sicher überstehen. Die Energiekrise und der Niedergang der Umwelt bedrohen | |
die Menschheit existenziell. | |
Wieso packen Sie gerade diese drei Themen an? | |
Jörgen Randes, Kopf des „Club of Rome“, hat uns aufgeklärt. Wir wollten im | |
Frühling nach Italien, und weil wir schlecht recherchiert hatten, dachten | |
wir, der „Club of Rome“ sitze in Rom. Da Rom in der Dispo stand, mussten | |
wir auch reisen. Zum Glück hat der Norweger Randers sein Buch „2052“ aber | |
auch in Italien vorgestellt. Wir hatten noch ein viertes Thema, aber es war | |
uns zu viel, die Welt gleich vier Mal zu retten. Jetzt sind mal andere | |
dran. | |
Sie testen alternative Lebensformen. In der ersten Folge begegnen Sie | |
Menschen, die ohne Geld leben möchten, und besuchen einen Schenkladen. Was | |
noch? | |
Die skurrilsten alternativen Lebensformen fanden wir in einer deutschen | |
Großbank. Ich habe da ganz neue Einblicke bekommen von den Verknüpfungen | |
von Weltwirtschaft und Hedgefonds und der Frage, warum Menschen eine Bank | |
überhaupt brauchen. Aber darüber darf ich nicht sprechen, weil sonst die | |
Ausstrahlung der Sendung gefährdet ist. | |
Also wird es nur lustig? | |
Man kann keine 30-minütigen „heute show“-Filme machen. Es gibt auch | |
erholsame retardierende Momente und ästhetisch ansprechende Bilder von | |
Rollerfahrten durch Berlin oder meinem Ankleidevorgang morgens. | |
Als Vorsitzender der Partei „Die Partei“ sind sie auch in der Politik | |
aktiv. Warum versuchen Sie nicht, über diesen Weg die Welt zu retten? | |
In der Politik kümmern Typen wie Merkel und ich uns nicht um langfristige | |
Probleme, sondern lieber um tagesaktuellen medienkompatiblen Quatsch. | |
Außerdem: Im Prinzip bin ich Fatalist. Probleme nehme ich zur Kenntnis und | |
freue mich, wenn ich satirisch darauf reagieren kann. | |
Ich habe den Verdacht, dass es eventuell möglich ist, die Welt zu retten. | |
Die Menschheit hat sich schließlich unter widrigen Bedingungen entwickelt. | |
Aber ich werde ab sofort vor dem Kaffeehaus sitzen und zusehen, wie die | |
Menschen ihre Probleme in den Griff kriegen. Ich bin da ein bisschen | |
skeptisch, aber ich wünsche alles Gute. | |
10 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bednarczyk | |
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