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# taz.de -- Der erste Parlamentarier von „Die Partei“: „Versprochen ist v…
> Zum ersten Mal schafft es ein Kandidat für die Satire-Partei „Die Partei“
> in ein Parlament. Bastian Langbehn könnte in Lübeck sogar entscheiden,
> wer künftig regiert.
Bild: Hat bisher alle Wahlversprechen eingehalten: Bastian Langbehn.
taz: Herr Langbehn, sind Sie wieder nüchtern?
Bastian Langbehn: Ja, aber gut, dass Sie heute erst anrufen.
Sie sind also zufrieden?
Ja. Wir hatten zwar erst überlegt, gleich den ganzen Laden zu übernehmen,
aber wir fangen mit einem Sitz erst mal klein an.
Ihr Parteichef Martin Sonneborn hat kürzlich in einem Interview gesagt: „Es
ist das beste Ergebnis seit Kriegsende, andererseits herrscht große
Enttäuschung, weil wir einen Sitz hinter der FDP liegen.“ Wie sehen Sie
das?
Es gab Wahlkreise, in denen wir vor der FDP lagen – leider nicht genug. In
zwei Wahlkreisen hatte die FDP extrem viele Stimmen. Um Gottes Willen, ich
glaube, die hatten da um die zwei Prozent.
Was glauben Sie, wer Die Partei gewählt hat?
Wir haben wortwörtlich schmierigen Wahlkampf auf Schultoiletten geführt.
Ich hoffe, dass mindestens die Hälfte der Wähler Schüler sind. Wie Herr
Sonneborn auch schon richtig sagte: „Jetzt, wo die Rentner wegsterben, ist
das unsere neue Zielgruppe.“ Witzigerweise haben uns auch viele Studenten
und Professoren gewählt, wie ich hörte. Die Bildungselite ist definitiv auf
unserer Seite.
Rot-Grün oder Schwarz-Grün fehlt jeweils eine Stimme für die Mehrheit. Da
können Sie ausschlaggebend sein. Gab es schon Verhandlungen?
Die SPD war schon bei unserem zweiten Vorsitzenden Herrn Alarm und hat
inoffiziell gesagt, dass sie sich in den nächsten Tagen meldet. Von den
Grünen und der CDU kam bisher noch nichts.
Und mit der PARTEI in der Bürgerschaft wird Lübeck wie versprochen
Landeshauptstadt?
Versprochen ist versprochen. Für gebrochene Wahlversprechen bin ich nicht
zuständig, das machen andere. Wir haben direkt am Wahlabend die ersten zwei
Wahlversprechen eingelöst. Das erste war Freibier. Außerdem haben, seit wir
in der Bürgerschaft sitzen, keine Atomtests mehr stattgefunden.
Bisher war alles nur Spaß und Realsatire. Jetzt wird es in der Bürgerschaft
ernst. Wie kommen Sie damit zurecht?
Wir hatten noch keine Sitzung, daher kann ich das noch nicht so genau
sagen. Im Wahlkampf haben uns viele nicht mal mit dem Arsch angeschaut,
aber jetzt kommen sie alle angerannt. Wenn die dann merken, dass wir Spaß
am Leben haben, aber dennoch vernünftig Politik machen können, was ja
durchaus passieren kann, versteht man sich vielleicht ja doch. Eventuell
tritt auch der eine oder andere über.
Was heißt denn „vernünftig Politik“ machen für Sie?
Lübeck hat Schulden von 1,3 Milliarden Euro. Die Straßen sind fast komplett
baufällig, und es gibt da noch so ein paar Sachen mit dem Flughafen zu
klären. Probleme haben wir genug, da müssen wir nicht noch welche machen.
Wir sind ja da, damit die anderen keine zusätzlichen Probleme schaffen.
Wieso wollen Sie den Flughafen noch mal verkaufen? Der ist doch schon
verkauft.
Das hat letztes Mal so toll geklappt. Die Stadt konnte den Flughafen für
einen Euro losschlagen. Wir versuchen, das noch mal zu machen. Und dann
noch 1,3 Milliarden Mal.
29 May 2013
## AUTOREN
Jan Schwenkenbecher
## TAGS
Lübeck
Die Partei
Bürgerschaft
Kommunalwahl
Martin Sonneborn
Die Linke
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