# taz.de -- Peter Unfried über Motorsport: „Auf Komödienstadl-Niveau“ | |
> Motorsport hat auf den Sportseiten der taz nichts zu suchen. Den Grund | |
> dafür erklärte taz-Redakteur Peter Unfried 2001 dem „Stern“. | |
Bild: „Das Verbrennen fossiler Brennstoffe im Auftrag von Bernie Ecclestone u… | |
Sebastian Vettel ist beinahe schon wieder Formel-1-Weltmeister. Na und? Es | |
wird darüber nichts zu lesen sein auf den Sportseiten der taz. Dass die | |
Leibesübungen nicht über Wettrennen mit motorisierten Fahrzeugen berichten, | |
ist das vielleicht ehernste Gesetz der Sportredaktion. Die Gründe dafür hat | |
taz-Redakteur Peter Unfried in einem Interview erläutert, das er 2001 dem | |
Magazin „Stern“ gegeben hat. Dem ist nichts hinzuzufügen. | |
Stern: Herr Unfried, Sie sind kein Michael-Schumacher-Fan? | |
Peter Unfried: Nein. | |
Wie hat die taz über Schumachers vierten Weltmeistertitel berichtet? | |
So ausführlich, wie wir es für angemessen halten. In zehn Zeilen auf der | |
zweiten Seite. Die bestmögliche Formel-1-Berichterstattung ist die, die wir | |
machen. Nämlich keine. | |
Weil Ihr Sportteil „Leibesübungen“ heißt? | |
Die Diskussion, warum Formel 1 kein Sport ist, will ich nicht wieder | |
aufwärmen. Ganz banal: Das Verbrennen fossiler Brennstoffe im Auftrag von | |
Bernie Ecclestone und RTL ist für die taz kein Thema. Es gibt schlicht | |
keine Zielgruppe für eine kritische, kompetente Formel-1-Berichterstattung. | |
Den einen ist sowieso längst klar, woran sie sind. Und den anderen ist | |
nicht mehr zu helfen: Die wollen das nicht. Das muss man akzeptieren. | |
Sie könnten das Geschehen in der Formel 1 doch ironisch kommentieren. | |
Für eine geistreiche Unterhaltung ist der Stoff zu platt. Die Protagonisten | |
bewegen sich auf Komödienstadl-Niveau. | |
Aber Formel 1 bewegt viele Menschen. Am Sonntag haben zwölf Millionen | |
Deutsche das entscheidende Rennen gesehen. | |
Formel 1 zu schauen ist der archetypische Ritus des geistig | |
zurückgebliebenen Mannes. Diese Zielgruppe halte ich für die taz nur für | |
mäßig relevant. | |
Eine elitäre Position. | |
Klar. Natürlich gibt es auch unter unseren Lesern Menschen, die da | |
reingerutscht sind und jetzt als gescheiterte Mitglieder der Gesellschaft | |
ihre Sonntage damit verbringen, zuzusehen, wie Benzin aus Auspuffen | |
geblasen wird. Aber das sind Einzelschicksale. | |
Die taz ignoriert die Wünsche einer Minderheit? | |
Die taz kümmert sich immer um Minderheiten. Und für unsere drei | |
potenziellen Formel-1-Leser bietet unsere Ökoredaktion Beratungs- und | |
Therapiegespräche an. | |
Was halten Sie aus Sicht des Gesellschaftskritikers davon, dass Michael | |
Schumacher als Volksheld gefeiert wird? | |
Da steckt nichts dahinter. Eine Milliarde Fliegen setzt sich jeden Tag auf | |
einen Misthaufen, aber das heißt noch lange nicht, dass das relevant und | |
berichtenswert wäre. | |
Wann wären die Schumacher-Brüder ein Titelthema für die taz? | |
Nicht, wenn einer von beiden einfach auf seine letzte Mauer rauscht. Das | |
müsste schon eine Kain-und-Abel-Dimension haben. | |
19 Oct 2013 | |
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