# taz.de -- 30 Jahre taz Leibesübungen – Editorial: Immer feste druff! | |
> 1983 wurde das erste Sportfeuilleton im Land gegründet. „Frisch, fromm, | |
> ölig, krumm“ wollte man sein – und ist es bis heute geblieben. | |
Bild: Uli Hoeneß ist leider beim Beschneiden aus dem Bild gefallen. Sonst sind… | |
Dreißig! Die Leibesübungen sind ein kleines bisschen erwachsen geworden. | |
Aber keine Angst, da ist immer noch viel von früher, aus den Anfangsjahren, | |
als man einen Sportteil radikal neu erfinden wollte mit subjektiver und | |
schnoddriger Schreibe, mit Ironie und Draufgängertum. Es ging letztlich um | |
die Gründung eines Sportfeuilletons, des ersten in Deutschland. Kolumnen | |
sind immer schon wichtiger gewesen als dröge Spielberichte. Lieber ein | |
Daily Dope als eine Sportlerhagiografie, lieber eine Glosse über Lodda als | |
ein Pflichttext über die Pressekonferenz des Tages. | |
Vieles von damals ist heute nicht mehr ganz so aktuell. Folgte man in den | |
80ern gern dem Leitmotiv „Warum fragen, wenn man analysieren kann“, so hat | |
sich das Genre des Interviews fest etabliert auf den Seiten der | |
Leibesübungen. Kein taz-Sportler würde heute einem dynamischen | |
Jungredakteur sagen, er nerve mit seinen Telefonaten die Leute da draußen. | |
Der taz-Sport hat manch anderen Redaktionen als Blaupause gedient. Das | |
funktionierte aber auch anders herum. Die Leibesübungen haben gelernt, | |
Großereignisse groß zu begleiten, mit vielen Sonderseiten. Und im täglichen | |
Relevanz-Ringkampf versucht der kleine taz-Sport, nicht ständig im | |
Schwitzkasten der Großen zu schmoren. | |
Das ist eh das schwerste Unterfangen in einer Zweimann-Miniredaktion, in | |
der wöchentlich acht Seiten produziert werden. Vielleicht geht’s ja so: Man | |
begreift den Profisport als hochpolitisches Gebilde, hat keine Angst vor | |
Unterhaltung und freut sich in der Nische der Leibesübungen diebisch | |
darüber, dass man nicht jeden Mist der bisweilen debilen Show- und | |
TV-Sportbranche mitmachen muss. Klar, im Mittelpunkt der Leibesübungen | |
stehen Korruption und Kommerz, Dopingbetrug und Wettschiebereien, | |
Medaillengeilheit und Funktionärsirrsinn. Aber nicht nur. Wäre ja auch | |
langweilig. | |
## Klinsmann am Kreuz | |
Mit den Jahren ist die Phalanx der taz-Sportverächter nicht kleiner | |
geworden. Jürgen Klinsmann (im Bild ganz links) hat die taz verklagt, weil | |
er von ihr ans Kreuz genagelt wurde. IOC-Präsident Thomas Bach (daneben) | |
ist vor der Kritik nach Lausanne geflohen. | |
Kati Witt (freizügig) mag die taz nicht, weil sie einen Prozess gegen sie | |
verloren hat. Der Hacklschorsch (mit Schlitten) schmollt immer noch, weil | |
er keine „rodelnde Weißwurst“ sein will. Rudolf Scharping (in lila Pelle) | |
als Chef des Radverbandes darf nicht mit Milde rechnen, weil er Doping | |
verharmlost. Mario Gomez (als Gockel) versteht einfach keinen Spaß. Und | |
Bayern-Präsident Uli Hoeneß (mit Schal, nicht im Bild) gibt eher der Syker | |
Kreiszeitung ein Interview als der taz. | |
Sie alle lassen wir jubeln. Jubeln über den K.o.-Schlag, den der | |
taz-Sportler oben kassiert. Es geht ja im Sport um Nehmerqualitäten. Man | |
muss austeilen und einstecken können. Und ein Glaskinn darf man gleich gar | |
nicht haben. | |
17 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Markus Völker | |
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