# taz.de -- Basketball und Heldenverehrung: Dörk im Abendrot | |
> Dirk Nowitzki gilt als einer der besten Basketballer aller Zeiten. In | |
> Dallas ist er bereits eine Sportikone. Bricht jetzt seine letzte Saison | |
> an? | |
Bild: Passt: Der Dirk und der Ball. | |
DALLAS taz | Carl ist schwarz und vielleicht 1,75 Meter groß. Er wird wohl | |
Mitte vierzig sein, sieht aber aus wie Ende fünfzig. Er lebt mit einem | |
Freund in dessen Auto. Das Auto fährt nicht, für Benzin haben die beiden | |
kein Geld. Stattdessen steht das Auto auf dem Parkplatz eines | |
Einkaufszentrums in Dallas neben der Filiale einer mexikanischen | |
Schnellrestaurantkette. | |
Es ist Abend und bedeckt, der Smog liegt drückend auf der Stadt. Die | |
Betreiber der Fastfood-Bude dulden es, wenn Carl die Gäste höflich um ein | |
paar Dollar bittet. Wenn er die paar Dollar bekommen hat, kauft er im | |
Gegenzug Burritos und Tacos für sich und seinen Freund. Carl bräuchte einen | |
Termin beim Zahnarzt, aber momentan macht er sich Sorgen um die Mavericks, | |
denn die spielen einen rechten Scheiß zusammen. Aber „Dörk“, der sei in | |
Ordnung. „Hey, der Typ kann spielen“, sagt Carl. | |
Dirk Nowitzki kennt Carl nicht. Er ist weiß, 2,13 Meter groß, Mitte dreißig | |
und sehr reich. Er ist das genaue Gegenteil von Carl. Aber Dirk Nowitzki | |
hat dieselben Sorgen: Seine Dallas Mavericks spielen momentan einen rechten | |
Scheiß zusammen. | |
Deswegen steht der beste deutsche Basketballspieler aller Zeiten in der | |
riesigen Umkleidekabine im Bauch der American Airlines Arena, nackt bis auf | |
ein weißes Handtuch um die Hüften und eins um die Schultern. Die Haare sind | |
noch feucht, er kommt gerade aus der Dusche, ein knappes Dutzend | |
Journalisten strecken ihm Handys und Diktiergeräte unter die Nase, | |
beleuchtet von den Scheinwerfern zweier Kamerateams. | |
## Schlecht aus Tausenden von Gründen | |
Es ist März, und die Basketballmannschaft, deren bester Spieler Nowitzki | |
seit anderthalb Jahrzehnten ist, deren bester Spieler Nowitzki auch heute | |
wieder einmal war, die Mannschaft, die bloß zwei Jahre zuvor noch unter | |
Konfettiregen Meister der US-Profiliga NBA geworden war, diese Mannschaft | |
hat wieder einmal nicht gut genug gespielt, um zu gewinnen. Hat sogar | |
richtig schlecht gespielt, „aus Tausenden von Gründen“, diktiert Nowitzki | |
in die Mikrofone. „Aber wir werden besser“, sagt Nowitzki, und vielleicht | |
glaubt er es sogar. | |
Ein halbes Jahr später, es ist Herbst geworden, hat sich dieses „Wir“ | |
radikal verändert. Die Dallas Mavericks sind eine neue Mannschaft. Sieben | |
Spieler sind gegangen, acht neue gekommen. Die Frage ist: Wird diese neue | |
Mannschaft besser sein als die alte? Kann sie in der kommenden Spielzeit | |
der NBA, die am 29. Oktober beginnt, vielleicht sogar um die Meisterschaft | |
mitspielen? Wird Dirk Nowitzki im Abendrot seiner Karriere noch einmal | |
einen Titel gewinnen können? | |
Die Experten sind sich einig: nein. Die Dallas Mavericks werden dasselbe | |
Schicksal erleiden wie in den beiden vergangenen Jahren. Sie werden ein | |
paar Spiele gewinnen, aber zu viele verlieren, und am Schluss, wenn der | |
Titel vergeben wird, werden sie nicht mehr mitspielen. | |
Nowitzki, mittlerweile 35 Jahre alt, wird wieder der überragende Akteur | |
sein, er wird ein paar Rekorde brechen, aber es wird nicht reichen, einen | |
weiteren Titel zu gewinnen nach dem aus dem Jahr 2011, der ihn in den | |
Pantheon der größten deutschen Sportler befördert hat. | |
## Würfe in Serie versenkt | |
Kann das der Anspruch sein? Nowitzki blickt auf. Neben ihm gurgelt die | |
Kaffeemaschine, ein paar Meter entfernt wird gerade eine Schulklasse durch | |
die Büroräume der Mavericks in den Katakomben der Arena geführt. Nun freuen | |
sie sich, in der Teeküche den großen Star des Teams entdeckt zu haben. Die | |
Schüler starren, Nowitzki winkt, die Schüler kichern, Nowitzki lächelt. | |
„Natürlich“, sagt Nowitzki und lächelt nicht mehr, „wenn du einmal die | |
Trophäe hochgehalten hast, dann willst du nicht nur um den siebten oder | |
achten Platz spielen.“ | |
Seine Haare sind wieder nass, gerade kommt er vom Training. Dort hat er, | |
beobachtet vom Trainerstab und dem üblichen Journalistentross, die Würfe in | |
Serie versenkt. Ball fangen, in die Knie gehen, werfen, Treffer. Immer | |
wieder. Als nach Dutzenden Versuchen, die wie selbstverständlich durch die | |
Reuse zischen, endlich ein Ball vom Ring ins Feld zurückspringt, johlen die | |
Mannschaftskollegen. | |
In die Schadenfreude mischen sich Erstaunen und auch ein wenig | |
Erleichterung, dass auch Nowitzki nicht unfehlbar ist. Nein, sagt Shawn | |
Marion, der einzige neben Nowitzki, der noch von der Meistermannschaft von | |
2011 in Dallas übrig geblieben ist, Nowitzki sei immer auf dem Boden | |
geblieben, einer, „der auch mal einen Witz macht, der nicht sonderlich | |
witzig ist“, ein ganz normaler Typ eben. Nicht normal sei allerdings die | |
federleichte Selbstverständlichkeit, mit der der Deutsche seinen Sprungwurf | |
versenkt, meint Marion. | |
Mit diesem Sprungwurf hat Nowitzki den Basketball für immer verändert. Vor | |
Nowitzki hätte man einen langen Lulatsch wie ihn zuerst in den Kraftraum | |
geschickt, dass er sich ein Kilo Muskeln antrainiert, und dann unter den | |
Korb, um sich dort mit anderen Riesen um die Rebounds zu prügeln. | |
## „Dirk ist einzigartig“ | |
Nowitzki aber, geformt von seinem Entdecker Holger Geschwindner, der bis | |
heute sein persönlicher Trainer ist, trifft aus der Distanz, versenkt über | |
90 Prozent seiner Freiwürfe, kann dribbeln und zum Korb ziehen. So etwas | |
hatte man von einem Mann seiner Größe noch nicht gesehen. „Das komplette | |
Paket, Dirk ist einzigartig“, sagt Donnie Nelson. „Als wir ihn nach Dallas | |
holten, wussten wir, dass er das Potenzial hat, das Spiel zu | |
revolutionieren.“ | |
Nelson sitzt in einem Kabuff, das aussieht wie die Abstellkammer des | |
Hausmeisters. Kein Fenster, kaum zehn Quadratmeter, gerade Platz für zwei | |
Schreibtische, eine Tür, die auf eine Galerie führt, von der aus man die | |
Trainingshalle der Mavericks überblicken kann. Nelson ist Präsident und | |
Manager der Mavericks, der wichtigste Angestellte von Klub-Besitzer Mark | |
Cuban. | |
In den vergangenen Jahren war er für die Personalplanung des Teams | |
zuständig. Die Wände seines Kabuffs sind vollständig bedeckt mit | |
Plastiktafeln, darauf endlose Reihen von Namen. Jeder Spieler, der bei | |
einem der 30 NBA-Klubs unter Vertrag steht, dazu noch ein paar Dutzend | |
Talente, die demnächst Profi werden könnten. | |
In drei Monaten steht der Draft an, bei dem die hoffnungsvollsten | |
Nachwuchsspieler auf die NBA-Teams verteilt werden. Die Listen an Nelsons | |
Bürowänden gehören zur Vorbereitung. Nein, sagt er, keiner der Namen an der | |
Wand verspricht ein ähnliches Potential zu haben wie Nowitzki. | |
## Verehrt wie ein Heilsbringer | |
Aber so gut eine Vorbereitung auch sein mag, der Draft bleibt ein | |
Glückspiel. Dass sich die Mavericks vor 15 Jahren die Rechte an einem | |
damals 20-jährigen arg dünnen Talent aus Würzburg sicherten, war auch ein | |
Zufall. Hätten die Mavericks nicht wenige Monate zuvor Nelsons Vater als | |
Trainer verpflichtet, hätte der nicht seinen Sohn nachgeholt, wäre der | |
zuvor nicht jahrelang als Talentspäher durch die ganze Welt gereist und | |
hätte so nicht früher als seine Kollegen Vorurteile gegenüber Spielern aus | |
Europa revidiert, würde Nowitzki heute womöglich in einer anderen | |
amerikanischen Stadt wie ein Heilsbringer verehrt. | |
Stattdessen ist Nowitzki nicht mehr wegzudenken aus Dallas. In der | |
Innenstadt fahren Straßenbahnen mit seinem Konterfei, im örtlichen Legoland | |
ist ein Nowitzki-Standbild aus 35.000 Legosteinen zu bestaunen, und die | |
Honoratioren der Stadt planen, so wird gemunkelt, eine Nowitzki-Statue | |
errichten zu lassen vor der Arena, in der die Mavericks spielen. „Es war | |
damals fast, als hätte die Stadt nur auf mich gewartet“, sagt Nowitzki. | |
Im Norden von Dallas wird die Straße der Milliardäre gerade | |
generalüberholt. Die obere Teerschicht der Strait Lane, die sie hier die | |
Billionaire’s Row nennen, ist abgezogen. Mächtige Villen im | |
neoklassizistischen Stil, die durch die verschnörkelten Stahlgitter | |
deutlich zu sehen sind. Ross Perot lebt hier, alter texanischer Öladel, | |
Bankiers, Konzerndirektoren und der eine oder andere Sportstar. | |
Auf dem einzigen Grundstück, das von der Straße nicht einzusehen ist, lebt | |
Nowitzki mit seiner Frau, einer Galeristin, und seiner Tochter, die in | |
diesem Sommer zur Welt kam. Fünf Schlafzimmer, sechs Bäder, eigenes Kino | |
und eigener Koch. Doch das ist nur zu ahnen, wenn man vor dem schlichten | |
braunen Holztor steht. Auf der anderen Straßenseite bläst ein Arbeiter das | |
Laub zu Haufen zusammen. Es sind sehr kleine Haufen, es gibt eigentlich gar | |
kein Laub zum Zusammenblasen. Der Arbeiter sagt, dass er nur „un pocito“ | |
Englisch spreche. Er zeigt auf das braune Tor und nickt. Dann sagt er | |
„Nowissi“ und lacht. | |
## Vom „German Wunderkind“ zu „Dirkules“ | |
Bei den Mavericks gibt es niemanden, der den Deutschen so lange und so gut | |
kennt wie Nelson. „Bevor Dirk hierherkam, hatten die Mavericks nichts | |
gewonnen, wir waren eine Lachnummer“, sagt er. Mit dem Deutschen | |
verwandelten sich die Mavs in eine Siegermannschaft, Nowitzki wurde mit dem | |
legendären Larry Bird verglichen, er wurde zuerst zum „German Wunderkind“, | |
dann zu „Dirkules“ und schließlich, nach dem ersten und einzigen Titel, als | |
er mit einem verletzten Finger gespielt hatte und mit einer fiebrigen | |
Grippe, zu „D-Will“, dem Deutschen mit dem Siegeswillen. | |
Hier in Texas, sagt Nelson, lieben sie nur Gewinner, Siegertypen wie Roger | |
Staubach, Troy Aikman, Tom Landry, Mike Modano oder Nolan Ryan, die Titel | |
im Football, Eishockey oder Baseball nach Dallas geholt haben. Nelson | |
stellt Nowitzki völlig selbstverständlich in diese Reihe texanischer | |
Sportikonen. „Die Leute hier sehen Dirk als Texaner, er ist längst | |
adoptiert worden.“ Das liegt auch daran, dass der stets skandalfreie | |
Nowitzki den Bewohnern des Cowboy-Staates den Glauben daran zurückgegeben | |
hat, dass es im Leben doch so zugehen könnte wie im Westernfilm. | |
„Nice guys always finish last“, sagt Nelson, dieses im Profisport | |
vorgelebte Mantra der Ellbogengesellschaft, habe Nowitzki außer Kraft | |
gesetzt. „Er hat es allen gezeigt“, sagt der Manager. „Dirk braucht nur | |
noch einen weißen Cowboy-Hut, fertig ist das Drehbuch.“ Was ihn noch | |
überrasche, wenn er Dirk beobachte? Wie normal er geblieben sei, sagt | |
Nelson. | |
Auf der anderen Seite der Trainingshalle, gegenüber von Nelsons Kabuff, | |
liegt das Büro von Rick Carlisle. Der Cheftrainer hat ungefähr fünfmal so | |
viel Platz wie Nelson. Der Schreibtisch, hinter dem er sitzt, ist doppelt | |
so groß wie der des Managers. Hinter ihm nimmt ein Fenster die komplette | |
Wand ein. Durch das Fenster kann man sehen, wie Dirk Nowitzki an seinem | |
Wurf arbeitet. | |
Während Carlisle von der vorbildlichen Arbeitsauffassung des Stars seiner | |
Mannschaft erzählt, wie er als Vorbild für die jüngeren Spieler fungiert, | |
seine „unglaubliche Beständigkeit und Einsatzbereitschaft“ lobt. Für | |
Carlisle, der 2011 eine Mannschaft aus Abgeschriebenen zu einem der größten | |
Überraschungserfolge in der Sportgeschichte coachte, ist Nowitzki einer der | |
„besten Basketballspieler aller Zeiten“. | |
## Hofhalten im Kraftraum | |
Nowitzki ruht in sich wie einer, der schon mehr erreicht hat, als er jemals | |
erreichen wollte. Mark Cuban meint, sein prominentester Angestellter sei | |
schon immer eine „old soul“ gewesen. Der Besitzer der Mavericks, ein | |
hemdsärmliger Milliardär, der sein Geld während des ersten Internet-Booms | |
gemacht hat, hält vor jedem Heimspiel Hof im luxuriösen Kraftraum neben der | |
Umkleidekabine. | |
Der schwitzende Cuban oben auf einem Fitnessgerät, darunter die Reporter, | |
die darauf warten, dass er ihnen ein flottes Zitat in ihre hochgereckten | |
Smartphones diktiert. Heute sagt Cuban: „Als Dirk nach Dallas kam, war er | |
21 und hat sich benommen wie ein 75-Jähriger. Jetzt, mit Mitte dreißig, | |
benimmt er sich wie ein 76-Jähriger.“ Die Reporter lachen, Cuban schwitzt | |
weiter. | |
Mit wem man auch spricht in Dallas, mit seinem Trainer oder seinem Manager, | |
mit Journalisten, die seine Karriere seit Jahren begleiten, mit den Fans | |
oder mit seinem exzentrischen Arbeitgeber: Nowitzki ist ein großes Talent, | |
aber vor allem ein fleißiger Arbeiter, ein Profi ohne Fehl und Tadel und | |
vor allem ohne Allüren, bescheiden und unbeeindruckt vom eigenen Ruhm. | |
Man kann so viel Vorbildlichkeit langweilig finden, hier in Texas lieben | |
sie Nowitzki dafür. Selbst als er ein einziges Mal negative Schlagzeilen | |
machte, als seine damalige Verlobte sich 2009 als Hochstaplerin und | |
Trickbetrügerin entpuppte und im Gefängnis landete, sammelte er als | |
bemitleidenswertes Opfer nur noch weitere Sympathiepunkte. | |
## Sehen, wie lange der Körper mitmacht | |
Im kommenden Sommer, am Ende dieser Saison, die nun beginnt, läuft | |
Nowitzkis Vertrag aus. Dann wird er 16 Jahre in Dallas gespielt haben. 16 | |
vollkommen skandalfreie Jahre mit vielen Siegen und großen Enttäuschungen | |
wie 2006, als Dallas einen scheinbar schon sicheren Finalsieg noch einmal | |
herschenkte. 16 Jahre, die „wie eine Achterbahnfahrt waren“, sagt Nowitzki. | |
16 Jahre, nach denen er aufhören könnte. „Mal sehen, wie lange es noch Spaß | |
macht, wie lange der Körper noch mitmacht“, sagt Nowitzki, „dann bin ich 36 | |
Jahre alt und werde, denke ich, noch einen Vertrag über zwei, drei Jahre | |
unterschreiben.“ | |
Aber wo? Cuban sagt, Nowitzki kann so lange in Dallas spielen, wie er | |
möchte. Aber womöglich, ja sogar ziemlich sicher sind die Chancen auf einen | |
zweiten NBA-Titel in einem anderen Verein besser. Das weiß auch Nowitzki, | |
vor ein paar Monaten hat er eine aggressivere Transferpolitik angemahnt. | |
Jetzt aber sagt er: „Seit wir hier die Meisterschaft gewonnen haben, sehe | |
ich keinen Grund mehr, noch einmal zu wechseln.“ | |
Tatsächlich: In einem anderen Verein, in einer anderen Stadt wäre er nur | |
ein guter, vielleicht auch noch einmal ein sehr guter Basketballspieler, | |
hier in Dallas ist er das, was die Amerikaner einen „national treasure“ | |
nennen, ein Säulenheiliger. Das würde Nowitzki natürlich nie sagen, er sagt | |
lieber: „Es ist schon toll, dass man hier im Februar am Pool liegen kann.“ | |
Noch ein Spiel, die Boston Celtics sind in der Stadt. Die sind | |
Rekordmeister, aber wie die Mavericks haben sie schon bessere Tage gesehen. | |
Larry Bird, mit dem Nowitzki immer wieder verglichen worden ist, hat für | |
die Celtics gespielt, er ist der Säulenheilige von Boston. Das Spiel hat | |
kaum noch eine sportliche Bedeutung, aber es ist die Rückkehr von Jason | |
Terry, einem der Helden von 2011. Nowitzki und Marion, die einstigen | |
Mannschaftskollegen, begrüßen ihn mit Umarmungen, auf dem riesigen | |
Videowürfel über dem Spielfeld sieht man Terry breit grinsen, die Halle | |
tobt. | |
## Spielintelligenz und Finesse | |
Seit Dezember 2001, seit 533 Heimspielen der Dallas Mavericks, ist die | |
American Airlines immer ausverkauft. Das ist Rekord in der NBA, aber an | |
diesem Abend ist die Halle nicht voll besetzt, 19.000 Menschen sind | |
gekommen. Viele sind zu Hause geblieben, obwohl sie eine Dauerkarte | |
besitzen. Die, die da sind, machen erstaunlich viel Lärm, als ihre | |
Mavericks mal wieder gewinnen. Nowitzki versenkt Dreier, er zieht zum Korb, | |
nichts ist zu sehen von der Knieverletzung, die ihn zu Beginn der Saison | |
mehrere Monate außer Gefecht gesetzt hatte. | |
Es ist einer dieser Abende, an denen Nowitzki wirkt, als sei er noch einmal | |
Mitte zwanzig, als warte die Welt noch auf ihn, als hätte er noch keine | |
Vergangenheit, sondern bloß eine große Zukunft vor sich. Ein paar Tage | |
zuvor hatte Donnie Nelson gesagt, Nowitzki könne noch zehn weitere Jahre | |
spielen auf hohem Niveau, weil sein Spiel nicht von Athletik und | |
Schnelligkeit lebe, sondern von Spielintelligenz und Finesse. | |
An einem Abend wie diesem könnte man Nelson fast glauben. Nowitzki selbst | |
sagt, ihm solle nicht passieren, was vielen Legenden passiert ist, er sagt, | |
er will keiner von denen sein, die den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören | |
verpasst haben, „die noch spielen, obwohl gar nichts mehr geht, und alle | |
sagen: Bitte hör auf!“ | |
Noch aber ist es nicht so weit, noch steht Dirk Nowitzki vor zumindest | |
einer weiteren Saison bei den Dallas Mavericks. Carl, der Mann vom | |
Parkplatz, findet das gut. „Der Typ kann spielen“, sagt er, „also soll er | |
spielen, solange es geht.“ Dann nimmt er das Wechselgeld und geht hinaus in | |
den texanischen Abend, an dem sich eine untergehende Sonne mit großer | |
Ausdauer, aber ohne Erfolg durch den Smog kämpft. | |
29 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Thomas Winkler | |
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