| # taz.de -- Mobilität für ab und zu: Teilen macht Spaß, aber nicht allen | |
| > Der Verband der Autovermieter klagt gegen eine Firma, die privates | |
| > Carsharing organisiert. Diese sieht ihr Geschäftsmodell zu Unrecht | |
| > angegriffen. | |
| Bild: Auch geliehen leuchtet. | |
| BERLIN taz | Wer kein Auto besitzt, aber hin und wieder eines braucht, kann | |
| zu einer Fahrzeugvermietung oder einer Carsharing-Firma gehen. Oder er | |
| leiht sich privat, über eine Internetplattform vermittelt, ein Auto aus. | |
| Ein Angebot, das immer mehr Menschen annehmen – das aber nicht allen | |
| gefällt, vor allem offenbar nicht der Konkurrenz. | |
| Der Bundesverband der Autovermieter Deutschlands hat mittlerweile Klage | |
| gegen einen Anbieter eingereicht. Er hält eine Miewagenzulassung bei | |
| Privatvermietungen von Kraftfahrzeugen für notwendig – und begründet dies | |
| mit einem Sicherheitsrisiko bei privatem Carsharing. | |
| Betroffen ist die Stuttgarter Firma Autonetzer, über die nach eigenen | |
| Angaben bundesweit bereits 4.000 Fahrzeuge für privates Carsharing zur | |
| Verfügung stehen. Dies seien 65 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der | |
| Nutzer habe sich im gleichen Zeitraum auf 30.000 mehr als verdoppelt. „Der | |
| Bundesverband der Autovermieter will die Idee des Teilens von privaten | |
| Autos und damit die Perspektive auf lebenswertere Städte zerstören“, sagt | |
| Autonetzer-Sprecherin Loreen Görtler. | |
| Ihre Vision: Je mehr Nutzer sich ein Auto teilen, umso weniger Fahrzeuge | |
| werden benötigt, um die Mobilitätsbedürfnisse der Einzelnen zu befriedigen. | |
| „Aus Parkplätzen werden Spielplätze; aus verstopften, lauten Metropolen | |
| werden lebenswertere Städte“, so Görtler. | |
| Das Autonetzer-Modell des Teilens ist relativ einfach. Wer ein Auto hat, | |
| bietet es über die Internetplattform der Firma an. Wer ein Auto sucht, | |
| stellt nach Registrierung auf der Plattform direkt eine Anfrage an den | |
| potenziellen Vermieter. Kommt das Geschäft zustande, zahlt der Mieter die | |
| Verleihgebühr an die Vermittlungsfirma, die deutlich geringer als bei | |
| klassischen Autovermietern ist. | |
| ## Vollkasko garantiert | |
| Vorteil für Vermieter und Mieter: Im Unterschied zur Autoverleihung von | |
| privat an privat gelten für das Fahrzeug nun besondere | |
| Versicherungsbedingungen – nämlich ein Vollkaskoschutz durch die | |
| Vermittlungsfirma, der dem Fahrzeugbesitzer auch im Falle eines Unfalls | |
| nicht nur Ärger, sondern auch höhere Prämien erspart, falls er schon | |
| vollkaskoversichert ist. Die Autoübergabe wird privat organisiert; nach der | |
| Rückgabe überweist die Firma dem Vermieter die Leihgebühr, abzüglich einer | |
| Provision von 15 Prozent. | |
| Autonetzer gibt es seit 2010; mittlerweile hat die Firma nach eigenen | |
| Angaben sechs feste und zwölf freie Mitarbeiter. Noch ist das Geschäft | |
| nicht profitabel; die schwarze Null wird für 2015 angestrebt. | |
| ## Verband sieht Sicherheitsrisiko | |
| Der Automieterverband begründet seine Klage mit Sicherheitsrisiken durch | |
| das private Auto-Teilen. „Das private Carsharing birgt Gefahren für Mieter | |
| und andere Verkehrsteilnehmer“, sagt Verbandssprecher Michael Brabec. Viele | |
| privat vermietete Fahrzeuge seien ein Sicherheitsrisiko. | |
| Autonetzer hält diese Vorwürfe für vorgeschoben. Kundenbeschwerden habe es | |
| seit Beginn des Angebotes im Jahr 2010 nicht gegeben, so Sprecherin | |
| Görtler. Die Forderung, dass private Autovermieter die gleichen Auflagen | |
| erfüllen sollten wie gewerbliche, sei absurd. Beim privaten Carsharing | |
| liege keine Gewinnerzielungsabsicht vor. „Es werden Privatautos hin und | |
| wieder ausgeliehen.“ Der Autobesitzer bleibe Hauptnutzer seines Wagens. | |
| „Statt satte Profite einzustreichen, reduziert er höchstens seine | |
| Unterhaltskosten“ | |
| 28 Oct 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Richard Rother | |
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