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# taz.de -- Kolumne Luft und Liebe: Männer müssen stinken
> Männer müssen beschnitten sein und Strumpfhosen tragen, Frauen müssen gar
> nichts. Jedenfalls wenn es nach Google Deutschland geht.
Bild: Die Beinbekleidung ist schon mal super.
Es ist kompliziert mit den Frauen. Ja, ich weiß, hab ich [1][schon mal
gesagt], stimmt aber immer noch. Und es ist kompliziert mit Google. Weil
Google petzt, wie scheiße die Leute so drauf sind.
Wie scheiße genau, zeigt eine neue Kampagne der Vereinten Nationen,
beziehungsweise eine Kampagne von „UN Women“, der Abteilung für
Gendergerechtigkeit und Empowerment von Frauen.
Zu sehen sind [2][vier Plakate] mit Gesichtern von Frauen. Da, wo
eigentlich der Mund sein müsste, ist auf dem Plakat ein Google-Eingabefeld
mit den Worten „Frauen können nicht …“, „Frauen sollten nicht …“, …
sollten …“, „Frauen müssen …“. Darunter die jeweiligen Vorschläge, …
Autovervollständigung von Google anbietet: „Frauen können nicht Auto
fahren“, „Frauen sollten keine Rechte haben“, nicht wählen dürfen, nicht
arbeiten, nicht boxen. „Frauen müssen kontrolliert werden“ und „Frauen
sollten zu Hause bleiben“.
Die Vervollständigungen ergeben sich aus Suchanfragen vom März dieses
Jahres. Wenn man die Suche heute wiederholt, sind die Ergebnisse ähnlich.
Sie spiegeln die scheußlichen Dinge wieder, die Menschen ins Internet
schreiben – allerdings nur auf Englisch. Wer die Satzanfänge auf Deutsch
eingibt, bekommt von Google keine Vorschläge. „Frauen sind …“ oder „Fr…
haben …“ führt zu keinem Ergebnis.
## Und die Männer?
Bei Männern dagegen liefert Google reichlich: „Männer müssen nicht schön
sein“, „Männer sollten beschnitten sein“, „Männer sollten Strumpfhosen
tragen“, „Männer dürfen nicht weinen“, „Männer dürfen nicht neben K…
sitzen“, „Männer müssen stinken“, „Männer müssen kämpfen“.
Ja, müssen sie? Kämpfen wie die Frauen vielleicht? Hat für die Frauen schon
jemand bei Google Deutschland erkämpft, dass es keine klischeehaften,
hässlichen Vervollständigungen mehr gibt? Hat Google das womöglich von
alleine gemacht?
Google [3][//support.google.com/websearch/answer/106230?hl=de:schreibt]
dazu nur sehr allgemein: „Wir möchten Ihnen möglichst relevante
Suchanfragen anbieten, schließen jedoch Begriffe aus, die in engem
Zusammenhang mit Pornografie, Gewalt, Hassreden und
Urheberrechtsverletzungen stehen.“ Begriffe wie „Frauen“ offenbar.
Zu „Frauen würden“ und „Frauen bekommen“ fällt Google nichts ein. Dag…
„Männer würden bei einer Geburt vor Schmerzen sterben“ und „Männer bek…
keinen hoch“. Das ist nicht nett.
Um die Menschen im Allgemeinen steht es bei Google auch nicht besser.
„Menschen sollen“, schlägt Google vor, „frei und gleich sein“, okay. A…
auch: aussterben, gechipt werden und zu Jesus beten. Dafür dürfen sie dann,
laut den Vorschlägen zu „Menschen dürfen“, so einiges: Katzenfutter essen
und im Gefängnis wählen. (Die Vorschläge zu „Chinesen sind …“ oder
„Afrikaner sind …“ wollen Sie nicht kennen.)
Und nun? Auf die Menschen schimpfen, auf Google? Auf Google vielleicht
nicht, das scheint zu sich selbst gerade ein schwieriges Verhältnis zu
haben. Den Satzanfang „Google ist …“ beendet es jedenfalls so: „Google …
dein Freund“, „Google ist ne Missgeburt“, „Google ist dumm“, „Googl…
schwul“.
31 Oct 2013
## LINKS
[1] /Kolumne-Luft-und-Liebe/!125654/
[2] http://www.unwomen.org/en/news/stories/2013/10/women-should-ads
[3] http://https
## AUTOREN
Margarete Stokowski
## TAGS
Luft und Liebe
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