# taz.de -- Flüchtlinge verlassen Oranienplatz: Camp gibt grünes Licht für U… | |
> Die Flüchtlinge vom Oranienplatz votieren für Umzug nach Friedrichshain | |
> in ein früheres Hostel. Dort sollen sie feste Regeln erwarten. | |
Bild: Bereit zum Umzug: Flüchtlinge vom Oranienplatz. | |
Sonderplenum im Protestcamp auf dem Oranienplatz. Die Sonne scheint. Rund | |
30 Afrikaner haben am Donnerstagmittag hinter den Zelten einen Kreis | |
gebildet. Die Stimmen sind laut und aufgeregt, es wird wild gestikuliert. | |
Sie diskutieren eine Frage mit weitreichenden Folgen: Geben sie das | |
Zeltlager auf, das seit über einem Jahr auf dem Platz existiert, und ziehen | |
in ein Haus um? | |
Theoretisch ist die Frage längst mit ja beantwortet. Aber jetzt wird es | |
konkret: Die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika | |
Herrmann (Grüne), und Sozialsenator Mario Czaja (CDU) haben jeweils ein | |
Gebäude angeboten. Allerdings lässt sich das von Herrmann vorgeschlagene | |
Haus in der Kreuzberger Franz-Künstler-Straße vorerst nicht beziehen, weil | |
die erforderlichen Umbaumaßnahmen aufwändiger sind als zunächst angenommen. | |
Der Umzug in ein ehemaliges Hostel in Friedrichshain, das Czaja ins | |
Gespräch gebracht hat, könnte in zwei bis drei Wochen erfolgen. | |
Spätestens bis zum Abend brauche sie Klarheit, hatte Herrmann tags zuvor | |
den Flüchtlingen gesagt. Die Zeit drängt, es wird immer kälter. Viele | |
Fragen bis zum Umzug muss das Bezirksamt noch mit den Flüchtlingen und dem | |
Träger der Einrichtung, der zuvor in der Wohnungslosenhife tätig war, | |
klären. | |
Diskutiert wird auf dem Oranienplatz in einem Mischmasch aus Englisch und | |
Französisch. Das einzige deutsche Wort, das immer wieder fällt. lautet | |
„Lager“. Ein Teil der Flüchtlinge, die zu der über Lampedusa nach Europa | |
eingereisten Gruppe gehören, reklamiert das neue Haus für sich. Dass sie | |
damit andere auf dem Oranienplatz lebende Flüchtlinge ausgrenzen, empfinden | |
sie offenbar nicht als Problem. Die hätten doch schon ein Haus, „das | |
Lager“. Damit meinen sie die Unterkünfte, die den abgelehnten Asylsuchenden | |
zugewiesen wurden. | |
## Sorge, überrannt zu werden | |
Andere in der Runde heißen das nicht gut. Ein Wort gibt das andere. | |
Schließlich mischt sich Taina Gärtner ein. Das Wort der Aktivistin, die aus | |
Solidarität im Zeltdorf lebt, hat Gewicht. Sie spricht von der auf dem | |
Platz umgehenden Sorge, das neue Haus könne von Leuten überrannt werden, | |
die nie in dem Camp gelebt haben. „Alle die hier gewohnt und gekämpft | |
haben, kommen ins Haus“, verspricht Gärtner. Nach Angaben des Bezirksamts | |
bietet das Haus in Friedrichshain Platz für rund 100 Menschen. | |
Am Nachmittag erhält Bürgermeisterin Herrmann grünes Licht vom | |
Oranienplatz. „Alle wollen in das Haus“, fasst Gärtner das Ergebnis | |
zusammen. Am Montag sollen sich Arbeitsgruppen bilden. Zusammen mit den | |
Flüchtlingen werde man Regeln für das neue Haus aufstellen, sagt Herrmann. | |
Auch der Träger werde in die Diskussion einbezogen. Ziel sei, die | |
Selbstverwaltung zu erhalten, aber zu verhindern, dass das neue Haus zu | |
einer zweiten besetzte Schule werde. Die besetzte Schule in Ohlauer Straße | |
ist frei zugänglich, dementsprechend chaotisch sind die Zustände. „Das | |
wollen die Leute vom Platz auf keinen Fall“, betont Gärtner. | |
PLUTONIA PLARRE | |
31 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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