# taz.de -- Nazi-Funktionärin im Hörsaal: Protest gegen NPD-Kommilitonin | |
> Die NPD-Frontfrau Christina Krieger studiert seit diesem Semester | |
> Politikwissenschaft an der Uni Hannover. Die Antifa protestiert dagegen. | |
Bild: Umstrittene Studentin an der Uni Hannover: NPD-Kader Christina Krieger im… | |
HANNOVER taz | Eine offen rechtsextreme Studentin sorgt an der Leibniz | |
Universität Hannover für Proteste. Rund zehn Mitglieder der | |
„Antifaschistischen Aktion“ störten am vergangenen Donnerstag eine | |
Vorlesung am Institut für Politische Wissenschaft. Die Aktivisten wollten | |
die Politikwissenschaftsstudenten über ihre Kommilitonin Christina Krieger | |
aufklären. Die ist nicht nur hannoversche Unterbezirkschefin der | |
rechtsextremen Partei NPD und Mitglied des niedersächsischen | |
Landesvorstandes, sondern kandidierte für die NPD schon bei der Landtags- | |
und Bundestagswahl. | |
Mit roten Pfeilen aus Pappe und Schildern auf denen „Die ganze Uni hasst | |
dich“ oder „Nie wieder Faschismus“ stand, deuteten die mit Schals, | |
Sonnenbrillen und bunten Perücken getarnten Aktivisten auf die 23-Jährige, | |
verteilten Flugblätter und warfen ihr vor, gegen Homosexuelle und Migranten | |
zu wettern. | |
Das Institut für Politische Wissenschaft zeigte sich „entsetzt über die | |
denunziatorische Form der Protestaktion“. „Im ganzen Lehrkörper ist das auf | |
Befremden und Ablehnung gestoßen“, sagte der Institutsleiter Marian Döhler. | |
„Wir unterrichten hier unabhängig der politischen Meinung, | |
Religionszugehörigkeit oder sonstiger Merkmale.“ Der AStA und der Fachrat | |
Politik der Uni Hannover äußerten sich nicht zu der Protestaktion. | |
Krieger selbst rief während des Vorfalls die Polizei. Als die im | |
Vorlesungssaal ankam, waren die zehn vermummten Aktivisten bereits | |
unerkannt verschwunden. Die Aktion ist in einem Internetvideo dokumentiert. | |
Der Staatsschutz ermittelt nun wegen Beleidigung und Nötigung. | |
Auf ihrer Facebook-Seite versucht die NPD-Frau die Auseinandersetzung an | |
der Universität politisch für sich zu nutzen. „Da momentan das Video von | |
mir bei der Vorlesung in der Uni seine Runden dreht, muss ich zugeben, dass | |
es die beste Werbung für die Partei ist, die man sich vorstellen kann“, | |
schreibt sie. | |
Krieger zählt in Niedersachsen zu jenen Frauen, die selbstbewusst die | |
politische Auseinandersetzung suchen, um für die NPD Akzeptanz zu gewinnen. | |
Seit 2011 ist die Mutter eines Sohnes Mitglied der NPD – und machte schnell | |
Karriere. Frau zu sein ist dafür in der rechtsextremen Szene kein | |
Hinderungsgrund mehr – denn Frauen und Mädchen können Mitstreiterinnen | |
gewinnen und neue Wählerschichten erschließen. Auch Krieger warb im | |
Wahlkampf offen mit ihrem Gesicht im Wahlkreis Hannover Land 1, mit dem | |
Slogan „Schützt unsere Heimat“ für ihre Partei. Die junge Mutter findet | |
klare Positionen. Sie fordert: „Mehr Angebote für Mutter und Kind“, | |
„Bessere Arbeitschancen für alleinerziehende Mütter“ oder die Einführung | |
eines „Müttergehaltes“. | |
Die 23-Jährige möchte sozial und bürgernah erscheinen. Nur in der | |
Universität mied sie bisher die politische Bühne. „Sie ist überhaupt nicht | |
in Erscheinung getreten“, sagt Döhler. „Wir waren überrascht von dieser | |
Geschichte.“ | |
12 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
Andrea Scharpen | |
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