# taz.de -- Tote bei Unwetter in Italien: Zyklon verwüstet Sardinien | |
> „Cleopatra“ ist über Sardinien hinweggezogen. Der Zyklon hat ein | |
> „Jahrtausendhochwasser“ verursacht, bei dem mehrere Menschen ums Leben | |
> kamen | |
Bild: Ein Vorgarten im sardischen Olbia nach dem Zyklon „Cleopatra“. | |
CAGLIARI dpa | Die Fluten haben alles mitgerissen: Autos, Bäume, Brücken | |
und halbe Häuser. Der Zyklon „Cleopatra“ stürzte Sardinien über Nacht ins | |
Chaos. Die Zahl der Toten stieg fast stündlich, mindestens 17 waren es bis | |
zum Dienstagmittag. Hunderte mussten ihre Wohnungen verlassen und sind erst | |
einmal ohne Obdach. | |
„Wir sind dabei, zu schauen, wo wir sie in der Nacht unterbringen“, sagte | |
der Präsident der Region, Ugo Cappellacci, hörbar angespannt, in einem | |
Live-Gespräch mit dem TV-Sender Rai News. „Die Situation ist leider | |
wirklich dramatisch.“ Er sprach von einem „Jahrtausendhochwasser“ und | |
menschlichen Tragödien. „In diesem Moment gibt es vor allem einen immensen | |
Schmerz.“ | |
Durch die Straßen der besonders betroffenen Stadt Olbia im Norden der Insel | |
ergossen sich schmutzigbraune Sturzbäche, darin schwamm Hausrat. | |
Mancherorts wurden Autos komplett überspült, Bilder zeigten | |
Feuerwehrmänner, die bis zur Brust im Wasser standen. Straßen wurden | |
unpassierbar, Brücken stürzten ein – und das ganze Ausmaß der Schäden ist | |
noch gar nicht absehbar. | |
Italien steht einmal mehr vor einer Herkulesaufgabe. Premier Enrico Letta | |
sprach von einer „nationalen Tragödie“ und einem „dramatischen Ereignis�… | |
Die Regierung rief den Ausnahmezustand aus und stellte 20 Millionen Euro an | |
Soforthilfe zur Verfügung. Der Chef des Zivilschutzes, Franco Gabrielli, | |
reiste am frühen Morgen in das Katastrophengebiet, um die Arbeiten der zu | |
hunderten eingesetzten Helfer zu koordinieren. | |
Wo das Wasser abfloss, blieben Trümmer: Rai News zeigte Bilder eines | |
Firmengebäudes, von dem die Flut eine ganze Ecke weggerissen hatte. | |
Trümmer, darüber wenigstens kurz strahlende Sonne und blauer Himmel - ein | |
gespenstisches Bild. Zumeist setzten die Rettungskräfte ihre Arbeit aber | |
bei neuen Regenfällen fort. Italienische Reporter sprachen davon, dass sich | |
das Klima den Tropen anzunähern scheine – und freilich drängt sich einmal | |
mehr die Frage auf: Ist es der Klimawandel, wird es immer mehr solche | |
verheerenden Unwetter geben? | |
## Starkregen über demselben Gebiet | |
„Das aktuelle Ereignis kann nicht als direkte Folge des Klimawandels | |
angesehen werden“, sagt der Diplom-Meteorologe Bernhard Mühr vom Institut | |
für Meteorologie und Klimaforschung des KIT in Karlsruhe. „Der Verdacht | |
liegt aber nahe, dass das Potenzial für heftige Wetterereignisse mit | |
Starkregen in einem wärmeren Klima zunimmt.“ Allerdings kämen immer mehrere | |
Faktoren zusammen. Etwa habe sich der Starkregen einige Stunden lang über | |
demselben Gebiet gehalten, und auch die Strömungsverhältnisse in den oberen | |
Schichten der Atmosphäre spielten eine wichtige Rolle. | |
„Mit Sicherheit fiel vielerorts innerhalb weniger Stunden mehr Regen als | |
sonst im ganzen Monat, etwa in Olbia, möglicherweise lokal sogar ein | |
Vielfaches der üblichen Monatsmenge“, sagt Mühr. In Olbia wurden 93 Liter | |
Regen auf den Quadratmeter binnen zwölf Stunden gemessen. „Es ist davon | |
auszugehen, dass im Bergland gebietsweise sogar mehrere hundert Liter pro | |
Quadratmeter niedergegangen sind.“ Normalerweise beträgt der Niederschlag | |
auf Sardinien im gesamten November durchschnittlich 76 Liter pro | |
Quadratmeter. | |
Noch gibt es keine Entwarnung für die Menschen auf Sardinien: Im gesamten | |
zentralen Mittelmeerraum soll es auch in den nächsten Tagen viel Regen mit | |
der Gefahr von Überschwemmungen geben. „Das Tiefdruckgebiet bleibt bestehen | |
und regeneriert sich immer wieder“, sagte Mühr. „Auch für Sardinien könn… | |
weitere kräftige Regenfälle nicht ausgeschlossen werden.“ | |
19 Nov 2013 | |
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