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# taz.de -- Drohnen-Produkttest: Scheiße, Ikarus, scheiße!
> Nie war fliegen einfacher, mit Kameradrohnen für den Hausgebrauch.
> Trotzdem endet der Test von der taz-Dachterasse im Desaster.
Bild: Parrot AR-Drone: Überwachung für jedermann
Ein Spielzeug aus „Krieg gegen den Terror“, diese Drohne. Oder ein Objekt
aus einem Roman von William Gibson. Der schrieb früher Science-Fiction und
macht jetzt Gegenwartsliteratur, weil die technische Entwicklung seine
Zukunftsfantasien eingeholt hat.
Brummeldibrumm, flapp-ritsch, krawach! War der Riss im Vorhang schon da,
bevor die Drohne damit kollidiert und abgestürzt ist? Meine Wohnung ist
eindeutig zu klein, und mein Smartphone, mit dem ich die Drohne steuern
soll, zu alt. Das Videobild des Flugobjekts wird auf dem Handybildschirm
nur ruckelig dargestellt, und ständig steht etwas im Weg. Ein Glück, dass
sich die Rotoren von selbst abschalten, sobald sie auf ein Hindernis
stoßen, und dass das Ding stabil konstruiert ist. Aber Spaß kommt so nicht
auf.
Neuer Versuch. Strahlende Sonne und nur leichter Wind auf der taz-Terrasse
im fünften Stock. Perfekt für einen Testflug. Flugs ist die Innenhülle mit
den Rotorschützern gegen die Hülle für Außenflüge ausgetauscht, ein Kollege
leiht mir sein Smartphone, die entsprechenden Einstellungen in der App
angewählt und der grüne Button zum Starten gedrückt. Vor, zurück, hoch,
runter. Sie bewegt sich viel schnittiger als in der Wohnung, vielleicht ein
wenig unstet, als hätte sie ein gewisses Eigenleben. Ich fange an, sie zu
mögen.
Nachts träume ich manchmal davon, dass ich fliegen kann. Ein Schweben in
angenehm flottem Tempo, aufrecht stehend und maximal auf der Höhe von
Überlandleitungen. Fliegen im Traum klappt nur, wenn mir niemand zusieht,
es ist schön und so selbstverständlich wie Radfahren.
Die AR.Drone zu steuern hat etwas Berauschendes. Was ist das für ein
Gefühl? Macht, Leichtigkeit, Höhenrausch? In Kopfhöhe, in Überkopfhöhe,
deutlich über Gebäudehöhe – von der Terrasse blickt man über die Häuser.
Windig da oben, und schon schwebt die Drohne über der Straße.
## Wo ist sie hin?
##
Scheiße, Ikarus, scheiße! Hektisches Rumgefummel an der Steuerung. Die
Batterie ist auch bald leer. Drohnenabsturz aus Dachhöhe auf die
Rudi-Dutschke-Straße? Dann besser langsam runter. Nicht auf die Fahrbahn,
bloß nicht auf die Fahrbahn! Kontakt mit einem Rückspiegel, Bruchlandung
nur halb am Gehsteig, und ich atemlos die Treppen runter.
Unten warten Polizisten. Sie lassen sich beim Warten nur ungern stören. Ein
Auto abzuschleppen ist eine ernsthafte Angelegenheit, und ein Kerl, der was
von einer abgestürzten Drohne erzählt, hat offenbar einen Vogel. Oder eben
keinen mehr. Gesehen haben sie nichts. Ich auch nicht. Das letzte Bild am
Handybildschirm steht auf dem Kopf, eine Gehsteigkante und zwischen zwei
Reifen im Vordergrund freier Blick auf eine giftgrüne Litfaßsäule in der
Ferne.
Der CIA wurde auch schon mal eine Drohne geklaut. Eine deutlich größere und
teurere. Die ist im Iran abgestürzt. Das ist allerdings auch kein
tröstlicher Gedanke, in keinster Weise.
28 Dec 2013
## AUTOREN
Andreas Kiener
## TAGS
Schwerpunkt Überwachung
Drohnen
Verkehrswende
Drohnen
Tempora
DHL
Kongo
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