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# taz.de -- Die Wahrheit: Wippschwänze und Radratten
> Aus der Belästigungsmaschinerie: So befreiend es sein kann herumzuhopsen,
> so sind doch einige Bewegungen strikt abzulehnen.
Bild: Ohne Not zusammengestaucht in einem „Windschnittig geht anders“-Gefä…
Eigentlich finde ich alles, was in Bewegung ist, nicht übel. Rumgehopse
schadet nie, besonders nicht zum Jahreswechsel. Insgesamt gibt es nur
wenige Bewegungen, die ich strikt ablehne: Faschisten etwa. Dann lange
nichts. Und dann Männer auf Liegendfahrrädern – auch auf die Gefahr hin,
mit dieser Hitliste den Faschismus zu verharmlosen. Aber ästhetische
Verbrechen sind auch Verbrechen.
Liegendradler sind flachgelegte, flitzende Riesenratten, stinkend und
schwitzend, ohne Not zusammengestaucht in einem „Windschnittig geht
anders“-Gefährt inklusive Direktkontakt zur Auspufffront. Warum müssen sich
diese Pseudo-Sportler so ducken? Kommen sie aus der Rückenschmerz-Liga?
Leiden sie an Inkontinenz, wenn sie aufgerichtet fahren? Wollen sie dem
Wind eins auswischen oder einfach nur mein ästhetisches Empfinden kränken?
Ich frage mich das jedes Mal, wenn ein flachgelegter Mann auf der Straße an
mir vorbeigurkt. Dabei gibt es nichts, das weniger Sex ausstrahlt als
Liegendradler. Ich fühle mich belästigt. Tiefergelegte Frauen kommen mir
fast nie unter. Warum? Für Hinweise, die zur Aufklärung führen, bin ich
dankbar. Schreiben Sie mir oder melden Sie sich bei den angeschlossenen
Dienststellen.
Aber eigentlich ging es ja um Pferdeschwänze on the run. Hinter Faschisten
und Liegendradlern belegen sie Platz drei auf der Anti-Bewegungs-Hitliste.
Besonders belästigen mich dickere und dünnere, kürzere und längere
Schwänze, wenn sie beim Joggen – ja, ich mag dieses altmodische Wort, heute
heißt es „Laufen“ – wippen. Und zwar direkt vor mir. Ich werde nämlich …
magisch angezogen von Köpfen, die wie ein Wackeldackel vor mir hertraben.
Und sofort wieder abgestoßen von diesem haarigen Gehänge hintendran.
Männlich oder weiblich ist dabei ganz egal.
## Fort von diesem traurigen Schweif!
Sehe ich einen Kopf mit Wackelschwanz, und ist er noch so weit entfernt,
verspüre ich stante pede den Drang, zum Sprint anzusetzen. Denn diesem
baumelnden Häufchen will ich auf alle Fälle voraus sein. Es haftet dem
wippenden Pferdeschwanz etwas Lächerliches und Kindisches an. Fort, nur
fort von diesem traurigen Schweif!
Die Füße sollen sich beim Laufen bewegen, meinetwegen noch die Arme, auch
der Torso soll es, aber nicht jenes belanglose Anhängsel, das keinen
Sportler ziert. Ganz besonders wenn es kümmerlich lang und dünn ist.
Außerdem bringt dieses Wippen mich schlicht aus dem Takt, mache ich meine
Runden.
Nächstens, schwor ich mir jüngst beim Joggen, und dabei kreuzte auch noch
ein Liegendradler mit Pferdeschwanz meinen Weg, nächstens zöge ich los mit
einer Dose Drei-Wetter-Taft und sprühte das klebrige Fixum rücklings auf
die pferdeschwänzelnden Damen und Herren. Dann wäre ihr bestes Stück so
steif, dass es hinten am Hals anpappte und nicht mehr schlackerte oder
herumeierte.
Vielleicht wäre der Fall anders gelagert, ein echtes Pferd mit Schweif
vulgo Schwanz trabte beim Joggen vor mir. Ist mir aber noch nicht
untergekommen, der Fall. Ich laufe erst seit diesem beziehungsweise letztem
Jahr. Kann ja noch werden.
30 Dec 2013
## AUTOREN
Harriet Wolff
## TAGS
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