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# taz.de -- Kommentar zur abgesagten Räumung: Einmal ein harter Hund sein
> Klaus Wowereit konnte gar nicht anders, als seinen Innensenator
> einzufangen: Die von Henkel angestrebte Räumung hätte in Berlin für
> Hamburger Zustände gesorgt.
Bild: Berlin, Oranienplatz: Das Zelt bleibt stehen, bis alle Fragen geklärt si…
Den größten Teil seiner Amtszeit präsentierte sich Frank Henkel bisher eher
als Traumschwiegersohn denn als Prototyp eines Innensenators: nett, lieb,
unbedarft. Wenn’s Konflikte gab, war wenig von ihm zu sehen. Das steigerte
seine Beliebtheit, auch seiner Partei schadete es nicht: In Umfragen ist
sie stärkste Kraft in der Stadt. Doch offenbar brodelt es ab und an selbst
in ihm. Auf dem Oranienplatz wollte er zeigen, dass er nicht nur Milchbubi,
sondern auch ein richtig harter Hund sein kann – und fiel damit derb auf
die Nase.
Eigentlich schon zum zweiten Mal. Bereits sein erstes Ultimatum im Dezember
war verpufft. Und am Dienstag konnte Klaus Wowereit gar nicht anders, als
seinen Innensenator einzufangen: Das von Henkel angestrebte
Räumungsultimatum hätte eine diplomatische Lösung für das Flüchtlingscamp
verhindert, die Folge wären Hamburger Zustände in Kreuzberg gewesen.
In der Hansestadt heizt SPD-Regierungschef Olaf Scholz mit seinem rigiden
Vorgehen die Konflikte um die besetzte Rote Flora immer mehr an und bringt
nicht mehr nur die linke Szene, sondern auch Teile der Bürgerschaft gegen
sich auf. Wowereit hat daraus gelernt und wagt noch mal einen
Gesprächsversuch.
Henkel hat sich verrannt und im Vorfeld – wohl trunken vom Jubel der
CDU-Fraktion über seinen Kurs – versäumt, sicherzustellen, dass dieser im
Senat auch durchsetzbar ist. Nun darf der rechte Flügel der Union über ihn
höhnen, die SPD sich freuen, dass der Schwiegersohn sich ein blaues Auge
eingefangen hat. Und die Bürgermeisterin von Kreuzberg zeigen, dass sie
selbst mit Linksextremen gemeinsam eine Lösung findet.
7 Jan 2014
## AUTOREN
Bert Schulz
## TAGS
Flüchtlinge
Oranienplatz
Innensenator
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