| # taz.de -- Krieg im Südsudan: Ugandas Armee greift ein | |
| > Während Uganda in den Bürgerkrieg eingreift, fliehen Südsudanesen nach | |
| > Uganda. Am Grenzposten Nimule sammeln sich die Flüchtlinge. | |
| Bild: Südsudanesische Flüchtlinge auf der ugandischen Seite der Grenze in Nim… | |
| NIMULE taz | Nur in Schrittgeschwindigkeit kommen die Schwertransporter auf | |
| Ugandas holprigen Straßen voran. Sie sind beladen mit schweren | |
| Kampfpanzern. Sie fahren bei Nacht, in Richtung Südsudan. Den fünf | |
| Transportern folgen rund ein Dutzend Lastwagen mit militärischer | |
| Ausrüstung. Dahinter quält sich ein UN-Lastwagen durch die Schlaglöcher, | |
| beladen mit Hilfsgütern für Flüchtlinge. | |
| In Ugandas nördlichem Nachbarland Südsudan herrscht Krieg – und Uganda | |
| mischt gewaltig mit. Schon zu Beginn des Bürgerkrieges zwischen den | |
| Regierungstruppen unter Südsudans Präsident Salva Kiir und den | |
| rebellierenden Militärs unter Exvizepräsident Riek Machar Mitte Dezember | |
| hatte Uganda Truppen geschickt. Damals hieß es von Seiten der ugandischen | |
| Armee, man würde lediglich die ugandischen Gastarbeiter aus Südsudans | |
| Hauptstadt Juba evakuieren. Doch dann erklärte Rebellenführer Machar, | |
| ugandische Kampfhubschrauber und Jets hätten seine Stellungen beschossen. | |
| Ugandas Regierung beharrte darauf, dass die Operationen der Luftwaffe Teil | |
| der Evakuierungsmaßnahmen seien. Dann hieß es, ugandische Soldaten würden | |
| den Flughafen in Juba sowie die 200 Kilometer lange Straßenstrecke von der | |
| ugandischen Grenze nach Juba sichern, „um Busse und Flugzeuge mit | |
| ugandischen Staatsbürgern zu eskortieren“, so damals Fred Opolot, Sprecher | |
| des Außenministeriums in Kampala. | |
| Seit vergangener Woche sind jedoch fast alle Ugander aus Südsudan geflohen | |
| – und immer noch heben großräumige Militärflugzeuge vom Militärflughafen … | |
| ugandischen Entebbe ab. Warum? Das fragten sich auch Abgeordnete im | |
| Parlament Ugandas. Sie bestellten Verteidigungsminister Chrispus Kiyonga | |
| ein. Der schickte nur seinen Stellvertreter, der keine Angaben machen | |
| konnte. Daraufhin kam es im Parlament zu Handgreiflichkeiten. Präsident | |
| Yoweri Museveni handle gegen die Verfassung, so die Opposition. | |
| ## 4.500 Soldaten im Nachbarland | |
| Die ugandische Tageszeitung Red Pepper berichtet unter Berufung auf | |
| Geheimdienstquellen, bis zu ugandische 4.500 Soldaten würden strategische | |
| Einrichtungen in Juba sowie die Ölfelder im Norden Südsudans sichern. Dazu | |
| würden auch Panzer und Artillerie benötigt. Ugandas Präsident Museveni hat | |
| die Spezialeinheiten losgeschickt. Deren Kommandant ist sein ältester Sohn | |
| Muhoozi Kainerugaba. | |
| Museveni hat nun in einem Brief das Parlament gebeten, die | |
| Truppenentsendung „nachträglich zu legitimieren“. Uganda könne nicht | |
| „tatenlos zusehen“, wie die Lage in Südsudan eskaliere. Armeesprecher Paddy | |
| Ankunda erklärte am Montag, Südsudans Regierung habe offiziell Uganda um | |
| Unterstützung gebeten. Dazu werde in diesen Tagen ein Abkommen | |
| unterzeichnet, und dann „werden wir uns wohl an der Friedenserzwingung | |
| beteiligen“, so Ankunda. | |
| Doch ganz uneigennützig riskiert auch Museveni keinen Krieg, im Gegenteil. | |
| Es gilt, ugandische Interessen zu verteidigen. Uganda hatte Südsudans | |
| Unabhängigkeitskrieg jahrzehntelang finanziell und militärisch unterstützt. | |
| Seit Südsudan 2011 unabhängig ist, wurde Uganda auch wirtschaftlich zur | |
| Schutzmacht: Südsudan ist Ugandas lukrativster Exportmarkt. | |
| Jede Tomate, jede Bohne, jedes Ei, das im trockenen Südsudan konsumiert | |
| wird, stammt aus dem fruchtbaren Uganda; in umgekehrter Richtung kommen | |
| Tanklaster mit südsudanesischem Öl. Bis zu 20.000 ugandische Gastarbeiter | |
| verdienen in Juba Geld, das sie nach Hause schicken. Ugandische | |
| Geschäftsleute investieren in südsudanesischen Immobilien. 800 Millionen | |
| Dollar pro Jahr erwirtschaftet der ugandische Staatshaushalt mit | |
| Steuereinnahmen aus dem Handel mit dem Nachbarland. All das steht jetzt auf | |
| dem Spiel. | |
| ## Fahrräder statt Lastwagen | |
| Bis Kriegsausbruch herrschte am Grenzposten Nimule am Elugu-Fluss | |
| Hochbetrieb; auf beiden Flussufern wurde die Fernstraße frisch asphaltiert. | |
| Jetzt ist der Posten fast verwaist. „Früher schickten wir 20 Lkws pro Tag, | |
| heute nicht einmal einen einzigen“, klagt der Vertreter einer | |
| internationalen Transportgesellschaft in Nimule. | |
| Stattdessen kommen täglich tausende Flüchtlinge aus Südsudan. Mit | |
| Fahrrädern, Motorrädern oder zu Fuß erreichen sie ausgezehrt, erschöpft und | |
| verzweifelt die Brücke über den Elugu. Ugandas Flüchtlingsbehörde hat ein | |
| Auffanglager neben dem Schlagbaum errichtet. Noch bevor die Flüchtigen | |
| registriert werden, müssen sie vor ugandischen Polizisten ihre | |
| Habseligkeiten auspacken. | |
| „Warum haben Sie eine Uniform im Gepäck?“, fragt ein Polizist eine Frau. | |
| Sie schaut verlegen auf den staubigen Boden. „Ist Ihr Mann noch drüben und | |
| kämpft mit den Rebellen?“, fragt der Polizist: „Lassen Sie ihn wissen, er | |
| ist hier nicht willkommen.“ Fast täglich finden die Polizisten auch Waffen | |
| und Munition im Flüchtlingsgepäck, sagen sie. | |
| Ugandas Behörden sind von dem Ansturm schier überwältigt. Nur 23.000 | |
| Südsudanesen haben sie bislang registriert. Dies scheint nicht einmal ein | |
| Bruchteil der wahren Zahl. „Die meisten fahren direkt landeinwärts, sie | |
| registrieren sich nicht“, sagt Ibrahim Ratib von der Flüchtlingsbehörde. | |
| Die meisten hätten Verwandte in Uganda, bei denen sie unterkommen. | |
| 13 Jan 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
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