| # taz.de -- Video über T-Shirt-Aufschriften: „Irgendwas mit Denim“ | |
| > „Oder irgendwas mit Surfern.“ „Diesel?“ Auf die Frage, was auf ihrem | |
| > T-Shirt steht, wissen Leute häufig keine Antwort. Wieso nicht? Weil es | |
| > Schwachsinn ist. | |
| Bild: „Keine Ahnung. Ist schon alt. Schwarz mit Schrift.“ Vielleicht irgend… | |
| Wer T-Shirts nicht aus propagandistischen Gründen trägt, sondern nur, um | |
| nicht nackt zu sein, hat eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Sie oder Er | |
| könnte entweder konsequent ein einfarbiges ohne Aufdruck wählen oder ebenso | |
| konsequent die vermeintliche Aussage des T-Shirtaufdrucks ignorieren. Davon | |
| ausgehend, dass es schon irgendetwas mit Denim, Diesel, University oder | |
| Surfern zu tun haben wird und niemanden – inklusive der eigenen Person – | |
| diskreditiert oder diskriminiert. | |
| Wie beliebig, sinnentleert und für den Träger gänzlich bedeutungslos der | |
| T-Shirtaufdruck häufig ist, zeigt Mirko Podkowiks kurzes Video „Weißt du | |
| was auf deinem T-Shirt steht?“ von 2013. An verschiedenen Orten wurde | |
| unterschiedlichen Leuten im vergangenen Sommer selbige Frage gestellt – mit | |
| dem an dieser Stelle nicht mehr völlig überraschenden Ergebnis, dass es | |
| ihnen offensichtlich vollkommen egal ist, welche Werbung oder Nachricht sie | |
| in die Welt hinaustragen. | |
| Das tolle an diesem Video ist, dass es simpel und freundlich und dadurch so | |
| entlarvend ist. Niemand soll absichtlich verarscht oder vorgeführt werden - | |
| es wird nur diese einfache Frage gestellt - und nicht beantwortet. Die | |
| souveränste Antwort auf die Frage findet ein sehr junger Mann, der ein | |
| brandneues T-Shirt von seinen Eltern bekommen hat und worauf er – nicht zu | |
| Unrecht – „irgendwas mit Denim oder Surfen“ vermutet. | |
| Tatsächlich sind allerdings die Worte „Urban Spaces“ zu entziffern, | |
| darunter Bilder öffentlicher Orte. Ansonsten kollektiv: „Keine Ahnung“. | |
| Aber wozu sollte man sich „Oakwood E.B.U.“ auch merken. Oder die mysteriöse | |
| „Route 87“ oder den „Las Americas Beach Spirit“ ? | |
| Diese Ignoranz ist vermutlich die Folge jahrelanger Frustration über die | |
| Sinnlosigkeit von T-Shirt-Aufdrucken. Oder über das Scheitern, T-Shirts mit | |
| einem Aufdruck zu finden, der etwas, aber auch nicht zuviel Sinn ergibt. | |
| Irgendetwas Neutrales mit Freizeitsport oder Universität – nicht jedermann | |
| möchte allzeit die Revolution ausrufen, sich zu irgend jemandem oder irgend | |
| etwas bekennen oder sich abgrenzen und über andere lustig machen. | |
| ## Haustiername, Hochzeitsjahr und Reiseziel | |
| Aber was sind das dann für Labels, Logos und Schriftzüge, die ihren Weg in | |
| die Regale von H&M, Hollister, Karstadt, Diesel und Peek& Cloppenburg | |
| finden? Ganz einfach, die T-Shirt-Wissenschaft wurde bereits vor zwei | |
| Jahren in einem [1][Comic ziemlich akkurat erklärt]. | |
| Ein Affe wirft zwecks Ortsbestimmung mit Dartpfeilen auf eine Weltkarte und | |
| trifft zufällig „San José“, danach greift ein Wissenschaftler mit verbund… | |
| Augen in eine Lostrommel, um dann das Label „Disco Club“ zu ziehen. Es | |
| hätte also auch Carlsbad University heißen können. Die Jahreszahl besorgt | |
| ein abgelaufener Joghurt im Kühlschrank –- wer will, kann noch eine | |
| beliebige Nummer hinzufügen. | |
| So landet dann das T-Shirt mit dem Aufdruck „San Jose Disco Club 1983“ | |
| neben dem „Amsterdam Surf Club 1971“ und dem „New York Boxing Club 1984�… | |
| Laden. Auch denkbar: Est. 1887 Trondheim Bros. Völliger Irrsinn, weist aber | |
| auf eine lange Tradition irgendeines Herstellerhauses hin. Oder auch auf | |
| eine Ivy-League Universität. | |
| Geht es hingegen um eine „Club“-Mitgliedschaft, dann gehen die Jahreszeiten | |
| zumeist nicht weiter zurück, als dass sie für die potenziellen Käufer nicht | |
| noch ein Gefühl von Retrowärme und Nostalgie verströmen könnten – und auf | |
| keinen Fall negative Assoziationen hervorrufen –, 1939 sieht man zum | |
| Beispiel eher selten. | |
| ## Zeig mir dein T-Shirt und ich sag dir wer du bist | |
| Ähnliches gilt für die Orte. Alternativ zu „Club“ oder „University“ w… | |
| fiktive Bandnamen. Zum Beispiel der Name des ersten Haustiers plus der | |
| Nachname des Lieblings-Pinups zusammen mit dem Hochzeitsjahr der Eltern | |
| sowie deren Ziel der Hochzeitsreise. | |
| Zum großen Themenbereich T-Shirt-Aufdrucke gibt es sicherlich bald einen | |
| Lehrstuhl. Der T-Shirt-Student kann Scheine in Band-T-Shirts, | |
| Film-Zitat-Verweis-Shirts und Sprüche-Shirts, aber auch in | |
| T-Shirt-Vermarktung machen. Außerdem in Farbenlehre, Zahlenkunde und in | |
| Psychologie (identitätsstiftende), die Menschen mit den gleichen Fan-Shirts | |
| – allen voran vermutlich Metal- und Star-Wars-Fans - miteinander verbindet. | |
| 15 Jan 2014 | |
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| [1] http://imgur.com/6pfy7 | |
| ## AUTOREN | |
| Julia Niemann | |
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