# taz.de -- „Public Eye“-Preis verliehen: Gaps Schweinerei in Bangladesch | |
> Gekürt wird die verantwortungsloseste Firma der Welt. Die Kandidatenliste | |
> reicht von BASF bis zur Fifa. Gazprom und Gap sind die allerschlimmsten. | |
Bild: Nicht besonders begehrt: der „Public Eye“-Preis. | |
DAVOS taz | Zwischen dünnen Birken liegt ein schwarzer Tümpel. Aus ihm | |
entnimmt eine Frau in Gummistiefeln die Probe einer zähen, klebrigen Masse. | |
Dieses und weitere Fotos stammen Greenpeace zufolge aus dem Umkreis von | |
Erdöl-Bohrstellen des russischen Gazprom-Konzerns. Weil die Firma gegen | |
naturzerstörende Öllecks zu wenig unternehme, hat Gazprom den „Public | |
Eye“-Publikumspreis als „unverantwortlichsten Unternehmen der Welt“ | |
erhalten. Der Hauptpreis der Jury ging an die US-Textilkette Gap, weil sich | |
der Konzern gegen Reformen in der Textilbranche in Bangladesch sträubt. | |
Die Auszeichnung „Public Eye“ verleihen Greenpeace und die Schweizer | |
Organisation „Erklärung von Bern“ am Rande des Weltwirtschaftsforums in | |
Davos. Die Kritiker begleiten damit das alljährliche Treffen der | |
Wirtschafts- und Politikelite, um „besonders Menschen- und | |
umweltverachtende Geschäftspraktiken“ anzuprangern. | |
Per Internet waren etwa 280.000 Stimmen bei [1][Public Eye eingegangen]. | |
Nicht auszuschließen ist, dass beim Preisträger Gazprom eine globale | |
Öffentlichkeitskampagne von Greenpeace nachwirkte, mit der die | |
Umweltorganisation die Freilassung von Ökoaktivisten aus russischer Haft | |
erzwingen wollte. Die Greenpeace-Aktivisten hatten gegen Ölbohrungen im | |
nördlichen Eismeer protestiert. | |
Der konkrete Vorwurf gegen den russischen Staatskonzern Gazprom, das | |
„aktuell größte Gasunternehmen der Welt“, bezieht sich auf dessen | |
Bohrplattform „in der eisbedeckten Petschorasee“. Dort, im Nordpolarmeer, | |
zwischen der russischen Küste und der Insel Nowaja Semlja, soll unter dem | |
Meeresboden liegendes Erdöl gefördert werden. | |
## Gazprom antwortet nicht | |
Greenpeace argumentiert, Gazprom habe bisher keinen Notfallplan | |
veröffentlicht, um Öllecks in dieser empfindlichen Naturregion zu vermeiden | |
und unter Kontrolle zu halten. Deshalb sei davon auszugehen, dass der | |
Konzern die Verseuchung der Umwelt in Kauf nehme. Die taz hatte Gazprom in | |
der vergangenen Woche vergebens um eine Stellungnahme gebeten. | |
Auf Platz zwei standen zunächst noch die zwei deutschen | |
Agro-Chemie-Unternehmen BASF und Bayer sowie der Schweizer Konzern | |
Syngenta. Gegen diese erheben die Kritiker den Vorwurf, „hochgiftige | |
Pestizide herzustellen und zu verkaufen. Die Substanzen sind für das | |
Massensterben von Bienen und anderen Bestäubern mitverantwortlich, die für | |
Umwelt, Landwirtschaft und die globale Nahrungsmittelproduktion“ große | |
Bedeutung hätten. | |
Einige der Pestizide seien seit 2013 in Europa verboten. Trotzdem | |
verkauften die Unternehmen ihre Produkte außerhalb der EU weiter, sagen die | |
Kritiker. Das sei eine Ursache dafür, dass die Zahl der Bienen in den | |
vergangenen Jahren teilweise um „20 bis 50 Prozent“ zurückgegangen sei. | |
## Die Milben sind schuld | |
Die Unternehmen weisen die Vorwürfe zurück. „BASF hat großes Interesse, die | |
Ursachen für die abnehmende Bienengesundheit in einigen Regionen der Welt | |
zu verstehen und entsprechend zu handeln“, erklärte ein Sprecher. Ebenso | |
wie Bayer weist BASF daraufhin, dass die Bienen aus ganz unterschiedlichen | |
Gründen stürben. So komme beispielsweise eher die Varroamilbe als Ursache | |
in Betracht. | |
Weitere Kandidaten sind der Fußballbund Fifa wegen der angeblichen | |
Vertreibung von Anwohnern beim Stadionbau für die WM in Brasilien und die | |
Textilmarke Gap, die schließlich das Rennen machte. Ihr werfen die Kritiker | |
vor, ein Abkommen für Fabriksicherheit in Bangladesch nicht zu | |
unterzeichnen. Der Rohstoffkonzern Glencore Xstrata steht wegen angeblicher | |
Steuervermeidung auf der Liste. (Mit Material von dpa) | |
23 Jan 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://publiceye.ch/de/gewinner-pressekonferenz/ | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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