# taz.de -- Dokumentarfilm "Cesars Grill": Geschichte einer Annäherung | |
> Dem Hamburger Filmemacher Dario Aguirre gelingt eine großartige | |
> Dokumentation über die Beziehung zu seinem Vater. | |
Bild: Mögen beide Kappen: Sohn Dario und Vater Cesar. | |
HAMBURG taz | Dario Aguirre hat viel unternommen, um ein anderes Leben als | |
sein Vater zu führen. Mit 19 hat Dario seine Heimatstadt Ambato in Equador | |
verlassen, um in Hamburg Kunst zu studieren – Darios Vater ist nie | |
weggegangen aus Equador. In Hamburg wurde Dario Vegetarier, während sein | |
Vater in Ambato ein Grill-Restaurant betrieb. In Hamburg machte Dario Filme | |
und Musik, während sich sein Vater vor allem für Fußball interessiert. | |
Dario und sein Vater trennen also Welten – und ein Ozean sowieso. | |
Das ist die Ausgangssituation des Dokumentarfilms [1][„Cesars Grill“], der | |
davon erzählt, wie Dario und sein Vater ihre Vater-Sohn-Beziehung wieder | |
ins Lot bringen. Dabei ist Dario Aguirre keine Filmfigur, es gibt ihn | |
wirklich, genauso wie es seinen Vater und den Grill in Ambato gibt. Dario | |
Aguirre hat es hingekriegt, seine eigene Familiengeschichte so zu | |
dokumentieren, dass dabei ein grandioser Film herausgekommen ist. Zu sehen | |
ist er in [2][verschiedenen Programmkinos]. | |
Eines Tages bekommt Dario in Hamburg einen Anruf: Sein Vater ist hoch | |
verschuldet und braucht seine Hilfe. Also fliegt er nach Equador und | |
versucht, den Grill auf Vordermann zu kriegen. Mit seinem an Deutschland | |
geschulten Blick macht Dario seinem Vater Verbesserungsvorschläge für das | |
Restaurant. Aber sein Vater blockt ab. | |
Schnell wird klar, dass die Sache mit den Schulden und dem Grill nur ein | |
untergeordnetes Problem ist. Das eigentliche Problem ist, dass Vater und | |
Sohn nicht miteinander reden können. Sie schätzen und lieben sich, können | |
sich aber nicht artikulieren. | |
Zugleich ist Dario auf der Suche nach sich selbst und ahnt, dass er viele | |
seiner Eigenschaften vom Vater geerbt hat, an den er aber nicht rankommt. | |
In dieser Situation erkrankt die Mutter an Krebs. Bevor sie stirbt, sagt | |
sie über ihren Mann: „Ich habe ihn nie zum Reden gebracht.“ | |
Wunderbar gelassen erzählt Aguirres Film diese schwere Familiengeschichte: | |
Nichts wird beschönigt, nichts dramatisiert, und wenn Vater und Sohn zum | |
Ende des Films endlich ein offenes Gespräch hinbekommen, sind die Tränen, | |
die dabei fließen, weder peinlich noch kitschig. | |
Dario Aguirre ist es gelungen, einen beeindruckend unaufgeregte Ton zu | |
treffen für eine Geschichte, die ans Eingemachte geht. Was ihm dabei hilft, | |
sind seine Songs, die er immer wieder singt, in einem alten Theater über | |
den Dächern der Stadt. | |
Außerdem hilft die Coolness, die die Menschen um ihn herum an den Tag | |
legen: Ob sich die Wand im Restaurant für eine Durchbruch eignet oder ob | |
dann alles einstürzt? „Wir wissen es nicht“, sagt einer der Freunde. „Ab… | |
wenn wir es ausprobieren, dann wissen wir es.“ | |
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22 Jan 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://www.kino.de/kinofilm/cesars-grill/131492 | |
[2] http://www.filmtankaudience.de/p/regisseur-dario-aguirre-on-tour-mit-cesars… | |
## AUTOREN | |
Klaus Irler | |
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