# taz.de -- Islamkonferenz vor Neustart: Den Dialog neu beleben | |
> Thomas de Maizière traf sich am Montag mit den Islam-Verbänden. Auf deren | |
> Agenda steht die rechtliche Gleichstellung der Muslime ganz oben. | |
Bild: „Eine reine Wiederholung“ der Islamkonferenz in bisheriger Form hält… | |
BERLIN taz | Einen Neustart der „Islamkonferenz“ hat Thomas de Maizière | |
versprochen. Kaum zurück auf seinem alten Posten, den er im März 2011 | |
räumen musste, lud er am Montag sieben muslimische Verbände zum | |
Meinungsaustausch ins Bundesinnenministerium ein. | |
Bei dem Plausch ging es um die Frage, wie der institutionalisierte Dialog | |
zwischen Staat und Muslimen neu belebt werden kann, nachdem ihm unter | |
Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) die Puste ausgegangen war. „Eine | |
reine Wiederholung“ der Islamkonferenz in bisheriger Form halte er „nicht | |
für sinnvoll“, so de Maizière. In der türkischen Zeitung Hürriyet verspra… | |
er den Verbänden, sie stärker in die Organisation und Ausrichtung des | |
Dialoggremiums einzubeziehen. | |
Nach dem Treffen am Montag lobten alle Teilnehmer unisono die offene, | |
konstruktive Atmosphäre. „Wir werden diese Gespräche auf verschiedenen | |
Ebenen in den nächsten Wochen fortsetzen und uns bis Mitte März über die | |
Ziele, Themen, Struktur und Aufbau der Deutschen Islamkonferenz | |
verständigen“, kündigte der Innenminister an. Für die meisten Verbände | |
steht die rechtliche Gleichstellung der Muslime gegenüber Juden und | |
Christen an erster Stelle. | |
„Die Anerkennung als Religionsgemeinschaft war und ist für uns das | |
wichtigste Thema“, sagte Bekir Alboga von der Türkisch-Islamischen Union | |
der Anstalt für Religion (Ditib). Melek Yildiz, Vize-Generalsekretärin der | |
Alevitischen Gemeinde (AABF), wünscht sich zudem, dass neben der | |
klassisch-islamischen Theologie auch „alevitische Forschung und Lehre“ an | |
deutschen Universitäten etabliert wird. „Wir Aleviten hoffen, dass die | |
Vielfalt im Islam berücksichtigt wird“, sagte sie der taz. | |
## Verbände wenig begeistert | |
Die Islamkonferenz war 2006 unter dem damaligen Bundesinnenminister | |
Wolfgang Schäuble (CDU) gestartet. In den ersten Jahren wurden dort die | |
Weichen gestellt, um islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen | |
einzuführen und Fakultäten für islamische Theologie an deutschen | |
Hochschulen zu schaffen. Unter Hans-Peter Friedrich (CSU) konzentrierte | |
sich die Runde dagegen fast nur noch auf Fragen der Terrorbekämpfung. Die | |
Verbände waren davon wenig begeistert, drohten mehrfach mit Abbruch der | |
Gespräche oder zogen sich zurück. | |
Am Mittwoch trifft sich de Maizière gesondert mit Vertretern des Islamrats, | |
dessen größter Mitgliedsverband die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs | |
ist. Der türkisch-islamische Verband wurde im März 2010 von de Maizière aus | |
der Islamkonferenz ausgeladen, weil die Staatsanwaltschaft gegen führende | |
Funktionäre ermittelte. Jetzt, wo die Vorwürfe ausgeräumt sind, will er die | |
Tür zur Islamkonferenz wieder öffnen. | |
Der Vorsitzende des Islamrats, Ali Kizilkaya, gibt sich noch reserviert: | |
„Die Signale geben Grund zur Hoffnung, aber wir warten erst mal das | |
Gespräch ab.“ Er ist überzeugt: „Wenn es um die Integration des Islams und | |
der Muslime geht, muss man mit den maßgeblichen Religionsgemeinschaften | |
sprechen.“ Also auch mit seinem Verband. | |
27 Jan 2014 | |
## AUTOREN | |
Daniel Bax | |
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