Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Aktivist Karl-Caspar Linde über die Mittel des Protests: „Die Ge…
> Nachdem die Braunschweiger Tierbefreiungsbewegung einen mutmaßlichen
> LKA-Spitzel in ihren Reihen enttarnt hat, sitzt der Schock tief.
Bild: Von der Polizei unterwandert: Protest gegen Massentierhaltung.
taz: Haben Sie noch Kontakt zu Ralf G., dem mutmaßlichen V-Mann?
Karl-Caspar Linde: Ende letzten Jahres waren wir noch einmal da und haben
mit ihm gesprochen. Seitdem gibt es keinen Kontakt mehr. Er geht auch nicht
mehr ans Telefon.
Hat sich das Landeskriminalamt mittlerweile mit Ihnen in Verbindung
gesetzt?
Nein. Wir kennen bisher nur die Stellungnahme der Presse gegenüber.
Können Sie nach der Sache mit Ralf G. in Ihrer Gruppe noch unbefangen
zusammenarbeiten?
In der Theorie haben wir schon lange darüber geredet, dass es die
Möglichkeit gibt, dass der Staat einen Spitzel bei uns einsetzt. Jetzt
wurde es konkret. Das war schon ein Schock. Wir kucken jetzt, wie wir damit
umgehen können und was wir anderen Bewegungen raten können, sich davor zu
schützen.
Wie lautet Ihr Rat?
Hundertprozentig davor schützen kann man sich nicht. Man muss einen
vertrauensvollen Umgang schaffen, bei dem man auch Verdachtsmomente
aussprechen kann. Dann kann man versuchen dem nachzugehen. In Zukunft auch
schneller.
Wann haben Sie bei Ralf G. gemerkt, dass da etwas nicht stimmt?
Einzelne Leute hatten schon länger einen Verdacht: Die Verhaltensweise ist
komisch, der geht bei Gruppentreffen immer wieder raus zum Telefonieren,
Sachen, die er von seiner Biographie erzählt, widersprechen sich. Richtig
konkret wurde es, als die zweite Blockade im Oktober aufgeflogen ist. Da
war klar, dass Informationen, die wir intern besprechen, zur Polizei
kommen.
Was wollten Sie da blockieren?
Da wollten wir den Schlachthof in Wietze blockieren und haben am
Vorbereitungsort gemerkt, dass wir bereits von der Polizei observiert
werden.
Ist es aus Ihrer Sicht zweifelsfrei, dass Ralf G. ein V-Mann war?
Ja. Wir haben E-Mails gesehen, die er uns sogar selber gezeigt hat, nachdem
wir ihn mit dem Vorwurf konfrontiert haben. Aus den E-Mails geht eindeutig
hervor, dass er E-Mails mit Informationen über die Gruppe an andere
weiterleitet. Hinzu kommt, dass das Landeskriminalamt nichts abstreitet.
Ist Ihre Gruppe schon einmal in einem Bericht des Verfassungsschutzes
aufgetaucht?
Nicht direkt. Es heißt in dem Bericht, militante Tierschützer seien
zunehmend eine Gefahr. Es würden Brandanschläge auf Mastanlagen verübt,
wozu sich die Animal Liberation Front bekannt hat. Und es habe Besetzungen
von Mastanlagen gegeben.
Was sind die Aktionsformen Ihrer Gruppe?
Besetzungen von Mastanlagen und Blockadeaktionen von Schlachtfabriken. Aber
auch viel Recherche und Öffentlichkeitsarbeit zu den Schlachthöfen und den
Machenschaften der Fleischindustrie.
Wie hält es Ihre Gruppe mit der Gewaltfrage?
Da gibt es unterschiedliche Meinungen. Ich kann nur für mich sprechen. Ich
finde militante Aktionen per se nicht schlecht. Wenn ich mir vorstelle,
welche Gewalt in den Schlachthöfen mit den Tieren passiert, wie die
Arbeiterinnen da ohne Krankenversicherung ausgebeutet werden und wie
Menschen in Lateinamerika für den Futtermittelanbau vertrieben werden, dann
steht für mich der Gewaltakt der Sabotage einer Mastanlage dazu in keinem
Verhältnis. Ich würde die Frage in den Raum werfen: Was ist der
Brandanschlag auf eine Mastanlage gegenüber dem Bauen einer Mastanlage und
dem Organisieren von Mord und Leid?
Haben Sie schon mal versucht, mit den Betreibern der Anlagen in Wietze und
Wietzen zu sprechen?
Ja, aber die reden nicht mit uns.
Und wie geht es nun weiter mit Ihrer Gruppe: Haben Sie für die nächste Zeit
neue Aktionen geplant?
Wir wollen weitermachen mit unserer Arbeit, unseren Aktionen und unserer
Kampagne. Zum Beispiel planen wir am 8. Februar eine Demonstration in
Hannover, bei der wir den Vorfall nochmal aufgreifen. Die Demo wird am LKA
vorbeigehen und am Landwirtschafts- und Innenministerium.
28 Jan 2014
## AUTOREN
Klaus Irler
## TAGS
Schlachthof
Tierbefreier
Tierbefreier
V-Mann
Agrarpolitik
Vegetarismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Protest gegen Schlachthof: Tiertransporte bleiben draußen
Fünf Stunden haben AktivistInnen am Montag die Zufahrt zum Schlachthof im
niedersächsischen Wietze blockiert.
Gewalt gegen Veganer: Massentierhalter rastet aus
Ein Aktivist gegen Mastanlagen will eine Hühnerfarm fotografieren. Der
Besitzer fährt ihn daraufhin mit dem Auto an. Die Polizei ermittelt.
Spitzel bei den Tierbefreiern: „Alf, das Huhn“ war ein Spion
Tierbefreier outen einen Spitzel. Er hatte Fleisch im Kühlschrank, Hunde im
Zwinger und wollte Pferdeschlitten fahren.
Polizeispitzel enttarnt: Sabotage-Tipps vom V-Mann
Braunschweiger Tierschützer decken einen mutmaßlichen V-Mann des
Kriminalamts auf. Ralf G. soll die Gruppe beobachtet und Ratschläge gegeben
haben.
Demo gegen die Agrarindustrie: 20.000 Menschen haben es satt
In Berlin gehen Tausende gegen Massentierhaltung auf die Straße. Die
Demonstranten und er hätten gemeinsame Ziele, sagt Minister Friedrich
(CSU).
Tierbefreier-Kongress in Potsdam: Mastanlagen sollen brennen
Mastanlagen sollen brennen, Tierschützer ist ein Schimpfwort und mit
„Fleischlinken“ will man nichts zu tun haben – zu Besuch beim
Tierbefreier-Kongress.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.