# taz.de -- Thomas de Maizière in Sotschi: Die Medien sind zu kritisch | |
> Der Innenminister besucht die Winterspiele. Deutsche Medien, hat der | |
> CDU-Politiker beobachtet, hätten zu sehr die kritischen Seiten der Spiele | |
> beleuchtet. | |
Bild: Thomas de Maizière, hier ohne Fanbrille. | |
SOTSCHI taz | Gute Nachrichten für die Bundesrodelrepublik Deutschland: | |
„Wir werden immer viel [1][für Rodeln] tun“, sagte [2][Innenminister Thomas | |
de Maizière]. Er besuchte Samstag die Spiele in Sotschi und sprach auch | |
über Reformen in der Sportförderung. Konkret wollte der CDU-Mann nicht | |
werden, aber sein Bekenntnis zum Spitzensport war deutlich. | |
Jährlich fließt eine niedrige dreistellige Millionensumme in den deutschen | |
Sport. Damit müssen beispielsweise vier Rodelbahnen unterhalten werden. | |
Kein anderes Land leistet sich diesen irrwitzigen Luxus. Nicht ganz billig | |
ist auch das Heer von über [3][700 Sportsoldaten] und [4][Tausenden | |
Betreuern]. | |
„Klotzen und nicht Kleckern ist in der Spitzensportförderung nicht so | |
schlecht“, befand de Maiziere. Er wolle in Absprache mit dem Chef des | |
Deutschen Olympischen Sportbundes, [5][Alfons Hörmann], künftig „Stärken | |
stärken“. Mehr ins Detail ging er nicht, nur so viel: Es werde ein | |
„systematisches Verfahren“ zur Überprüfung der Geldflüsse geben. | |
Er scheute die Diskussion über das neue Konzept, weil er die | |
Wintersportverband nicht jetzt schon beunruhigen will. Einschnitte hat halt | |
niemand gern. Aber wie gesagt: Die Rodler müssen sich keine Sorgen machen, | |
denn sie haben mit den Jahren mehr Gold geschürft als so mancher Glückspilz | |
am Klondike. Sie legitimieren mit Medaillen den [6][Subventionswahnsinn] in | |
der Heimat. | |
## Die schwierige Menschenrechtslage | |
Der russische Innenminister [7][Wladimir Kolokolzew] habe ihm abgesagt, | |
erklärte de Maizière. Ob er den [8][Sportminister Witali Mutko trifft], | |
stand Samstag wohl noch nicht fest. Den Chef des Internationalen | |
Olympischen Komitees, [9][Thomas Bach], hat der deutsche Minister immerhin | |
treffen können. | |
Die Herren verstanden sich. Man sprach auch über die schwierige | |
Menschenrechtslage in Russland. De Maizière blieb auch in dieser Frage | |
schwammig: „Wenn man sich nicht öffentlich äußert, heißt das nicht, dass | |
man sich gar nicht äußert.“ | |
Das ist dann wohl die ganz hohe Kunst der Diplomatie: Andeuten, was man | |
denken könnte, es aber nicht sagen. Lässt das vermuten, dass Bach und de | |
Maizière hinter verschlossenen Türen zu einem Russland-Bashing ausgeholt | |
und die Verurteilung des Umweltaktivisten Jewgeni Witischko [10][zu einer | |
mehrjährigen Haft] kritisiert haben? | |
Generell halte er eine „maßvolle Kritik“ an Olympia und den Russen für | |
sinnvoll, sagte der Minister gestern im Scheinwerferlicht der | |
Öffentlichkeit. Das IOC hat sich aus der Causa Witischko herausgewunden, | |
indem es glauben macht, das Urteil habe nichts mit den Spielen zu tun. De | |
Maiziére hält das „Strafmaß“ bei einem Protest am Zaun eines Gouverneurs | |
nach unserer Rechtsordnung für „ziemlich unverhältnismäßig“ | |
## Was macht der Wirtschaftsteil? | |
„Die menschenrechtliche Lage in Russland wird sich durch die Olympischen | |
Spiele in Sotschi nicht zwingend bessern, sie wird vermutlich aber auch | |
nicht zwingend schlechter", glaubt de Maizière. Deutsche Medien, hat er | |
beobachtet, hätten zu sehr die kritischen Seiten der Spiele beleuchtet. | |
„Ich finde es interessant, dass alle schon wissen, dass die Gebäude und | |
Sportstätten in fünf Jahren leer stehen.“ | |
Und warum konzentrierten sich eigentlich nur die Sportteile deutscher | |
Zeitungen auf das Kritische, warum machten das nicht auch die | |
Wirtschaftsteile derselben Blätter das ganze Jahr über, fragte der | |
Handlungsreisende aus Berlin. Keine schlechte Überlegung, aber dann musste | |
er weiter. Schade eigentlich, dass die Rodelwettbewerbe in Krasnaja Poljana | |
schon vorbei sind. | |
16 Feb 2014 | |
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## AUTOREN | |
Markus Völker | |
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