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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Agrarminister Friedrich plaudert sich vom Ministerposten, Snowden könnte
> EU-Asyl gebrauchen und Schröder hatte es etwas zu eilig.
Bild: Hätte er geschwiegen, wäre letzte Woche maximal ein SPD-Innenstaatssekr…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Rekordjahr beim Verkauf von „Kaffeekapseln“.
Überteuert und reichlich Metallmüll.
Und was wird besser in dieser?
Klopapier künftig einzelblattweise im Aluminiumschuber.
Agrarminister Hans-Peter Friedrich stolperte am Freitag über den Fall
Edathy und trat zurück. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob sie gegen
Friedrich ermitteln soll oder gegen seine Gesprächspartner in der GroKo.
Wer ist der Nächste?
Die Staatsanwaltschaft kann sich selbst verhaften – das kostbare Gut der
Unschuldsvermutung hängt eh längst tot übern Zaun. Drollig, dass geständige
Kriminelle wie Hoeness oder Schwarzer sich kurz theatralisch den Rock
abklopfen und weiterrumwichtigen. Während keines Verbrechens Überführte wie
Wulff, Kachelmann, Edathy auf ein ruiniertes Leben blicken dürfen. Edathy
wegen „Hinweisen auf eine vernichtete Festplatte“ zu diskriminieren ist
ungefähr so zwingend wie Leute eines Mordes zu beschuldigen, weil man bei
ihnen Hinweise auf die Abwesenheit einer Tatwaffe findet.
Und Friedrich – si tacuisses. Hätte er geschwiegen, wäre letzte Woche
maximal ein SPD-Innenstaatssekretär zurückgetreten. Na und? Als
Innenminister hat Bundesplaudertasche Friedrich empört jeden Zweifel am
Umgang des Staates mit vertraulichen Daten – etwa im NSA-Skandal – empört
zurückgewiesen. Er beweist nun das Gegenteil.
Gegen Sebastian Edathy wird wegen Kinderpornografie ermittelt. Der
SPD-Politiker soll Bilder der Kategorie 2, von nackten Jungen im Alter von
8 bis 14 Jahren, besessen haben, auf denen ihr Genital nicht im Fokus
liegt. Das ist kein Straftatbestand. Wieso regen wir uns dann auf?
Mich regt schon auf, dass die Staatsanwaltschaft damit hausieren geht.
Angenommen, aus der großen Verlosung der Kinks zieht man die Niete und
wacht als Pädophiler auf: Welche Vorschläge hat die Gesellschaft, außer
sich bitte unauffällig aufzuhängen? Pädophilie unterscheidet sich
grundsätzlich von anderen sexuellen Neigungen, weil sie nie konsensuell
ist: Kinder können nicht einwilligen in etwas, das man erst erwachsen
versteht. Also reden wir auch über die Frage, wie ein Pädophiler mit sich
selbst umgehen soll. Das taugt null für das Gebrüll um den aktuellen Fall.
Seit der Mehrheit für die Volksabstimmung zur „Beschränkung des Zuzugs von
Ausländern“ fragen wir uns: Wovor haben die Schweizer eigentlich Angst?
Vor sich. Entschieden hat die Abstimmung die deutschsprachige Schweiz, und
bestgebashte Ausländer dort sind – die Deutschen. Wir sind schon niedlich.
Die Schweiz selbst kann man als Erfolgsmodell für Integration betrachten,
dreieinhalb Sprach- und Kulturgruppen unter einem Seppelhut und
wirtschaftlich extrem erfolgreich. In einem Europa nach Schweizer Beispiel
wäre die Schweiz unauffällig bis überflüssig.
Das russische Visum des Whistleblowers Edward Snowden läuft im August aus,
jetzt sucht er händeringend nach einem neuen Unterschlupf. Die EU bedankt
sich zwar für seine 1,7 Millionen Dokumente, aufnehmen will sie ihn aber
nicht. Behandelt man so einen „Freund“?
In der Logik eines Internationalen Gerichtshofes liegt, klug verlängert,
auch ein internationales Asyl: Wenn es Straftaten von internationaler
Bedeutung gibt, dann auch Unschuldige mit Bedürfnis nach internationalem
Schutz. Der Goodwill gegenüber Snowden reicht in keinem Land der EU für
mutwilligen Permafrost mit den USA. Doch gemeinsam sind wir unausstehlich
und alle Goodwills zusammen könnten reichen. Der Fall Snowden wirft die
Frage nach einem EU-Asyl auf.
Exkanzler Gerhard Schröder hat sich zum 70. Geburtstag ein Buch geschenkt,
in dem er auf Interviewfragen antwortet. Welche fehlt Ihnen?
Warum er nach der Wahlniederlage Steinbrücks in NRW ausgetickt ist und
Neuwahlen herbeigezerrt hat, statt in Ruhe die Wirkung seiner Reformen
abzuwarten – die dann Merkel erntete.
Und was machen die Borussen?
„Kauft doch einfach … kauft doch einfach alle! Kauft euch 400 Spieler und
gründet eure eigene Liga, dann werdet ihr jedes Jahr Meister und könnt mit
fünf Fans auf dem Marienplatz feiern.“ Für die einen ist es Stadionsprecher
Norbert Dickel, für die anderen der sympathischste Religionsgründer seit
Buddha.
(Fragen: FMP)
16 Feb 2014
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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