| # taz.de -- Kämpfe im Südsudan: Bürgerkrieg geht in zweite Runde | |
| > Die Nuer-Rebellen um Exvizepräsident Riek Machar sind erneut in die | |
| > Offensive gegangen und haben die Ölstadt Malakal erobert. | |
| Bild: Nuer-Rebellen außerhalb von Malakal. | |
| BERLIN taz | Nach vier Wochen relativer Ruhe geht Südsudans Bürgerkrieg in | |
| die nächste Runde. Seit Dienstag ist die strategische Stadt Malakal, 500 | |
| Kilometer nördlich der Hauptstadt Juba, in der ölreichen Provinz Upper Nile | |
| wieder heftig umkämpft. Die Truppen der Regierung von Präsident Salva Kiir | |
| haben große Teile Malakals an die Rebellen des früheren Vizepräsidenten | |
| Riek Machar verloren. | |
| Journalisten vor Ort berichten, seit Tagen steige dichter Rauch aus Malakal | |
| auf, und es lägen zahlreiche Leichen auf den Straßen. Am Donnerstag | |
| sammelten sich den Berichten zufolge Regierungseinheiten für eine | |
| Gegenoffensive. | |
| Der Bürgerkrieg im Südsudan hatte Mitte Dezember 2013 begonnen, als Teile | |
| der Armee den Aufstand gegen Präsident Kiir gegannen und dieser Rivalen | |
| innerhalb seiner Regierungspartei SPLM (Sudanesische | |
| Volksbefreiungsbewegung) aus dem Umfeld des wenige Monate zuvor als | |
| Vizepräsident entlassenen Riek Machar unter der Anschuldigung des | |
| Putschversuchs verhaften ließ. | |
| Hunderte Angehörige der Volksgruppe der Nuer, zu der Machar gehört, wurden | |
| in Juba massakriert. Nuer-Kämpfer töteten im Gegenzug viele Zivilisten und | |
| Soldaten des Dinka-Volks, zu dem Kiir gehört. Über 10.000 Menschen sollen | |
| insgesamt gestorben sein, Hunderttausende ergriffen die Flucht. | |
| Ugandas Armee griff ein und half der Regierung, alle von Rebellen | |
| gehaltenen Provinzhauptstädten zurückzuerobern. Am 23. Januar | |
| unterzeichneten Vertreter beider Seiten in Äthiopien einen | |
| Waffenstillstand, auf den Friedensgespräche folgen sollten. | |
| Die sind aber nie in Gang gekommen, und die Regierung ist den | |
| Rebellenforderungen nicht nachgekommen, Ugandas Militär nach Hause zu | |
| schicken und alle 11 im Dezember verhafteten Politiker freizulassen – es | |
| kamen nur sieben frei, und ihnen droht weiterhin ein Prozess wegen | |
| Hochverrats. | |
| ## Mehrheit der Armee ist desertiert | |
| Der Zusammenbruch des Waffenstillstands war unter diesen Umständen nur eine | |
| Frage der Zeit. Dass die neuen Kämpfe in Upper Nile ausbrechen würden, war | |
| wenig überraschend. Am Montag erklärte der SPLM-Fraktionschef in Südsudans | |
| Parlament, Tulio Odongi, bis zu 70 Prozent der südsudanesischen Armee sei | |
| bereits desertiert, und besonders zahlreich seien die Desertionen in Upper | |
| Nile. | |
| Die Einnahme Malakals durch die Rebellen wurde dadurch erleichtert, dass | |
| verbleibende Nuer-Soldaten in der Regierungsarmee keinen Widerstand | |
| leisteten. „Unsere Kräfte haben die volle Kontrolle über Malakal | |
| übernommen“, sagte Rebellensprecher James Gadet am Mittwoch. | |
| Vertreter der Regierungsarmee bestätigten, sie hätten keinen Kontakt mehr | |
| zu ihren Einheiten in der Stadt. Lokale Verwaltungsangehörige erklärten, | |
| die Armee habe sich aus dem Militärhauptquartier sowie Hafen und Flughafen | |
| zurückgezogen. | |
| Vor Ausbruch der neuen Kämpfe waren nach UN-Angaben 716.000 Menschen im | |
| Südsudan auf der Flucht, 156.800 weitere waren in Nachbarländer geflohen. | |
| Die Zahlen dürften jetzt weiter steigen. | |
| 20 Feb 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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